Sein Take-away-Angebot musste Wolfgang Schulze-Boysen, der Wirt des Schwazer Hecherhauses, einstellen. Doch es begann ein Kampf für Gerechtigkeit mit viel Zuspruch von Kollegen, Gästen und der Politik.
Die Reaktionen auf sein Facebook-Video und den „Krone“-Bericht kurz vor Jahreswechsel waren für Wolfgang Schulze-Boysen Balsam für die Seele. Der Wirt des Schwazer Hecherhauses, der von allen liebevoll „Wuf“ genannt wird, hat nämlich gemerkt, dass er im Kampf für Gerechtigkeit nicht alleine dasteht. Nicht nur im Internet erhielt der gebürtige Deutsche viel Zustimmung.
Solidarität und Zuspruch anderer Hüttenwirte
„Einige Wirte haben sich unserer Interessengemeinschaft bereits angeschlossen und wollen eventuell selbst Klage einreichen. Ich hoffe, dass noch weitere folgen“, erklärt der umtriebige Wahl-Tiroler und betont einmal mehr: „Ich kämpfe nicht gegen etwas, sondern für etwas. Es geht nicht um Corona oder um Masken. Es geht einzig und allein um Gerechtigkeit und Gleichbehandlung“, meint der „Robin Hood der Hüttenwirte“.
Kleiner Rückblick: Vor Weihnachten bot Schulze-Boysen in seinem Berggasthaus Skitourengehern und Rodlern Suppen, Würstel und Getränke zum Mitnehmen an. Auch die Polizei, die aufgrund einer anonymen Anzeige das Take-away-Angebot unter die Lupe nahm, hatte keine Beanstandungen. Doch mit dem Start des Skibetriebes änderte sich plötzlich die Verordnung und der Hecherhaus-Wirt musste schließen, weil seine Hütte über keine Straßenanbindung verfügt.
„Nicht nachvollziehbare Ungleichheit“
Doch „Wuf“ machte den Fall öffentlich und wird am 9. Jänner Klage beim Verfassungsgerichtshof wegen Ungleichbehandlung einreichen. „Wenn nur Betriebe an einer ganzjährig befahrbaren Straße Essen und Trinken zum Mitnehmen offerieren dürfen, müssten auch die Take-aways in Fußgängerzonen schließen“, ortet er eine nicht nachvollziehbare Ungleichheit.
Bereits komplett eingedeckt
Diese wurmt auch Raimund Pranger von der Erfurter Hütte im Rofangebirge – einer jener Wirte, die sich Schulze-Boysen anschließen werden: „Wir haben schriftlich die Genehmigung erhalten, dass wir unser Ski-In aufsperren dürfen“, sagt Pranger. Man habe sich bereits eingedeckt und sämtliche Lebensmittel zur Hütte gebracht. „Dann hieß es plötzlich, wir dürfen doch nicht aufsperren.“
„Die Menschen kennen sich nicht mehr aus“
Vollstes Verständnis für den Unmut der Wirte hat auch Georg Dornauer. „Es ist unverständlich, dass das Take-away-Angebot am Hecherhaus untersagt wurde. Ich denke, der Wirt hat gute Chancen vor Gericht“, meint der Tiroler SPÖ-Chef und ergänzt: „Die Menschen kennen sich nicht mehr aus und müssen sich mit einem Anwalt zu ihrem Recht verhelfen“, übt Dornauer vor allem Kritik an der Bundesregierung.
Samuel Thurner, Kronen Zeitung
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