„Krone“-Interview

40 Jahre ohne Luftröhre: „Ohne Kampf kein Gewinn“

Tirol
04.01.2021 20:00

Seit 40 Jahren lebt Ilse Kogler aus Vomp ohne echte Luftröhre. Die „Krone“ interviewte sie nach ihrer Sensations-OP und auch heuer zum Jubiläum - wie erging es ihr?

Warum mussten Sie damals eine so riskante Operation wagen?
Ich hatte 1980 eine Überfunktion der Schilddrüse, eine Behandlung ist misslungen. Nach drei Tagen bekam ich keine Luft mehr, ich wurde nach Innsbruck überstellt und sofort operiert. Vier Monate verbrachte ich auf der Intensivstation und hatte eigentlich keine Überlebenschance. Von da an lebte ich mit einem künstlichen Loch im Brustkorb.

Schon 1990 wurde Kogler von „Krone“-Redakteur Erich Schönauer zu der Sensations-OP interviewt. (Bild: Andreas Fischer)
Schon 1990 wurde Kogler von „Krone“-Redakteur Erich Schönauer zu der Sensations-OP interviewt.

Zehn lange Jahre gingen die Operationen dann so dahin, ich konnte in dieser Zeit weder sprechen noch normal essen. Immer wieder bat ich Hans Anderl, Leiter der Klinik für plastische Chirurgie, sich etwas einfallen zu lassen. Er hat mir schlussendlich bei mehreren Operationen eine künstliche Luftröhre „gebastelt“ – das war eine Sensation. Anderl war wahrhaft eine Koryphäe.

Er hat Ihnen so ein halbwegs normales Leben ermöglicht - wie ging es weiter?
Anderl ging später in Pension, erkundigte sich aber noch manchmal bei mir über meinen Zustand und besuchte mich. Es entstand fast eine Freundschaft. Ich musste mich dann vor etwa zehn Jahren nach einem neuen Arzt umsehen und fand einen privaten. Er bot mir eine Behandlung an, die 100 Prozent mehr Luft versprach - nach drei Tagen Bedenkzeit willigte ich ein.

(Bild: Andreas Fischer)

Doch als ich nach der Operation aufwachte, war ich im Brustbereich wieder offen. Es war ein schlimmes Jahr, ich hatte zur selben Zeit auch Herzprobleme. Zum Glück konnte mir ein Münchener Arzt helfen - alles, was Anderl eingesetzt hatte, war kaputt. Doch eines schönen Tages kam der Anruf: „Es gäbe eine Möglichkeit.“ Mit Gewebe aus meinem Knie konnte alles wieder repariert werden, danach ging es mir ganz gut.

Was gab Ihnen in diesem stetigen Auf und Ab die Kraft, durchzuhalten?
Ich wundere mich manchmal selbst, wie ich durchgehalten habe. Wie oft habe ich gehört „Das schafft sie nicht mehr“. Aber mein Mann, meine Kinder und meine Enkel sowie die Kameradschaft der Nachbarn haben mir durch die schweren Zeiten geholfen. Ich wollte immer nur leben und wir hatten als Familie auch sehr schöne Zeiten, mit tollen Urlauben und Sport. Das Leben ist ein Kampf - doch ohne Kampf kein Gewinn.

Haben Sie einen Wunsch für die Zukunft?
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass meine Familie gesund bleibt und dass es ihr gut geht.

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