In Tirol sind aktuell 40.650 Frauen und Männer ohne Job oder in einer AMS-Schulung. Die Zahl hat sich im Vergleich zum Jahresanfang 2020 mehr als verdoppelt. Ein Rekordwert, mit dem Tirol österreichweit den mit großem Abstand höchsten Zuwachs verzeichnet. Der neue AMS-Chef Alfred Lercher erwartet „keine rasche Erholung“.
Lockdown drei hat den Tiroler Arbeitsmarkt im Österreichvergleich mit großem Abstand am härtesten getroffen. Laut aktuellen Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) sind mehr als 38.700 Frauen und Männer in Tirol ohne Job und 1900 in einer AMS-Schulung. Das ist ein Plus gegenüber dem Vorjahr von insgesamt 23.000 Personen oder fast 130 Prozent. Ein Rekordwert! Der österreichweite Durchschnitt liegt bei knapp 30 Prozent Zuwachs. Die Tiroler Arbeitslosenquote beträgt derzeit satte 10,1 Prozent (Ende 2019: 4,9 %). Zudem befinden sich rund 40.700 Beschäftigte in Kurzarbeit.
„Ein Szenario, das es so bisher noch nie gab“
„Unser Bundesland ist überdurchschnittlich vom dritten Lockdown und dem verschobenen Start der Wintersaison betroffen. Im Dezember traf die saisonale Winterarbeitslosigkeit am Bau auf das nach wie vor großteils arbeitslos gemeldete Personal im Tourismus – ein noch nie dagewesenes Szenario in Tirol“, kommentiert Alfred Lercher, neuer Landesgeschäftsführer des AMS Tirol, die Zahlen.
Im Schnitt waren 28.928 Personen ohne Job
Im Durchschnitt waren in Tirol im abgelaufenen Corona-Jahr 28.928 Personen ohne Job. Das ist gegenüber dem am Arbeitsmarkt besonders guten Jahr 2019 ein extremes Plus von 77,4 Prozent. Alle Altersgruppen, alle Branchen, alle Regionen sind betroffen. Aktuell ist der Zuwachs in den Bereichen Tourismus (+…1000 %) und Handel (+ 125 %) am größten. Eine rasche Erholung ist nicht in Sicht. Lercher geht davon aus, dass die heurige Wintersaison „nicht mehr richtig in Schwung kommt“.
AMS-Schwerpunkte Lehre und Schulungen
Trotz extrem hoher Arbeitslosigkeit gibt es auch kleine Lichtblicke. Der AMS-Chef verweist auf 2750 sofort verfügbare offene Stellen und 1752 Lehrstellen, die es in der nächsten Zeit zu besetzen gilt. „Wir haben alle relevanten Schulen angeschrieben, weil Veranstaltungen vor Ort nicht möglich sind. Unsere Botschaft: Auch 2021 ist die Lehre eine gute Investition in die berufliche Zukunft“, betont Lercher.
Das AMS Tirol setzt verstärkt auf Schulungen. In der Statistik ist das noch nicht abzulesen. 1929 Personen sind aktuell als Schulungsteilnehmer verzeichnet, etwa so viele wie vor einem Jahr. Lercher erwartet heuer eine deutliche Steigerung: „Jetzt ist eine gute Zeit, sich eventuell neu zu orientieren. Denn eines ist gewiss: Nach der Pandemie werden Fachkräfte dringend gebraucht.“
Claudia Thurner, Tiroler Kronenzeitung
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