Bis zum 24. Jänner bleiben der Handel, die Gastronomie und Hotellerie zu. Wie stehen die Betroffenen der Lockdown-Verlängerung gegenüber? Die „Tiroler Krone“ machte einen Rundblick durch das Land. Die Stimmung ist demnach zwiegespalten: Gelassenheit und Zuversicht gibt’s auf der einen, ernüchternde Aussagen und Kritik auf der anderen Seite.
„Da wir die Grenzen zu Italien und der Schweiz nahe haben und wir zu 99 Prozent vom ausländischen Gast abhängig sind, haben wir die heurige Wintersaison eigentlich schon abgehakt. Und zwar weil es keine Anzeichen dafür gibt, dass die Reisewarnungen in der nächsten Zeit gelockert werden“, sagt Luis Kröll, Inhaber von Hotels und Restaurants im Tiroler Oberland.
Hoffnung auf Normalität im Sommer
Das sei zwar eine Katastrophe und nur schwer zu glauben, „doch das Virus und die Pandemie müssen zuerst in den Griff bekommen werden. An die Politiker ist eigentlich kein großer Vorwurf zu richten. Dass sie in Zeiten wie diesen kurzfristige Entscheidungen treffen müssen, die weh tun, dafür habe ich Verständnis“, erklärt Kröll. Er hofft sehr darauf, dass im Sommer die Normalität zurückkehrt.
„Vertrauen in Politiker“
Silvia Gschößer, Inhaberin des Mari Pop Hotels im Zillertal, versucht, gelassen zu bleiben: „Es ist zwar schwer nachzuvollziehen, wie die Entscheidungen zustande kommen, aber wir vertrauen unseren Politikern. Wir hoffen, dass wir für den Jänner noch eine Art Umsatzersatz erhalten.“
Enorme Anstrengung
Sepp Greil, Der Greil Wein & Gourmethotel am Wilden Kaiser, betont dazu: „In dieser Ausnahmesituation bedarf es einer enormen Anstrengung. Familiengeführte Hotels wie wir haben den Vorteil, dass wir zusammenhalten. Wir sind davon überzeugt, dass Licht am Ende des Tunnels erscheinen wird.“ Mit der Regierung habe man Glück: „Jede Hilfe ist bei uns eingelangt. Traurig ist, dass die Opposition nicht mit der Regierung kooperiert und das nicht gemeinsam durchstehen will.“
Zwiegespaltener Friseur
Die Lage deutlich kritischer sieht Clemens Happ, Innungsmeister der Friseure in der WK Tirol: „Ich war bisher selten so zwiegespalten mit den Entscheidungen der Regierungen wie jetzt. Man hat das Gefühl, zum politischen Spielball zu werden.“ Bisher habe er für die Maßnahmen viel Verständnis gehabt, doch mittlerweile gehe es bei vielen in der Branche ans Eingemachte.
„Es ist zermürbend“
Doris Kirchebner hat sich in ihrem Friseursalon Chaarisma in Innsbruck bereits auf die ersten Kunden vorbereitet. Jetzt muss sie wieder alle Termine verschieben. „Es ist schon zermürbend, wenn nichts mehr planbar ist“, meint sie. Kirchebner ist überzeugt, dass heuer vielen Unternehmern die Luft ausgehen wird: „Spätestens dann, wenn die gestundeten Kredite und Abgaben fällig gestellt werden.“ Sie glaubt zudem, dass durch das Wegfallen der Möglichkeit fürs Freitesten die Testbereitschaft wieder extrem sinkt: „Warum soll ich zum Antigentest, wenn ich so oder so daheim bleiben muss?“
„Das alles ist kurios“
Auch Marion Plattner, Inhaberin eines Papierfachgeschäftes in Zirl, ist verwundert: „Mir ist bewusst, dass die Maßnahmen sein müssen. Aber die Art des Lockdowns, wie er nun betrieben wird, ist durchaus kurios. Skifahren und Eislaufen ist erlaubt, Kleinbetriebe bleiben zu. Die Verlängerung trifft uns durchaus.“
„Hatten genug Lockdowns“
Von einem „Kasperltheater“ spricht Georg Überall, Inhaber Schuh/Bergsport Überall in Kitzbühel: „Ich glaube, dass wir genug Lockdowns hatten. Mit Vernunft sollte es möglich sein, dass speziell die kleinen Geschäfte wieder geöffnet werden können. Wenn man beobachtet, wie es in den großen Supermärkten zugeht, passiert in den kleinen Geschäften wohl am wenigsten.“
„Hoffentlich kommt weiterhin Hilfe“
Genervt vom verlängerten Lockdown ist Halis Suludere, Besitzer des Imbiss Uni Brücke in Innsbruck: „Dieses Hin und Her ist mühsam. Ich habe nur wenig Kunden, die sich etwas abholen. Die Schüler und Studenten bleiben aus. Hoffentlich kommt weiterhin die finanzielle Hilfe vom Staat.“
„Krise untergräbt essenzielle Aufgaben“
Kritik übt auch Stefanie Moser-Maier, GF der Galerie Maier im Palais Trapp in Innsbruck. „Die Krise untergräbt derzeit eine essenzielle Aufgabe, die die Galerien für und in der Kunstszene leisten. Natürlich erschwerend hinzu kommt die Planungsunsicherheit.“
J. Steiner, H. Berger, M. Schwaiger und C. Thurner, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.