Verschwörungsanhänger

Gehörnter „Schamane“ führte Trump-Anhänger an

Ausland
07.01.2021 12:40

Sie glauben an krude Verschwörungstheorien, lieben ihre Schusswaffen und rotten sich gerne in lautstarken Mobs zusammen: Unter den Trump-Fans, die am Mittwoch das Kapitol in Washington stürmten, sind zahlreiche Anhänger der „QAnon“-Bewegung. Einer stach - alleine schon aufgrund seiner Kostümierung - besonders hervor. Jake Angeli, oder wie er sich nennt „Q Shaman“ oder auch „Yellowstone Wolf“, führte die Pro-Trump-Randalierer im Bison-Kostüm an. 

Mit der Hollywood-Karriere von Jake Angeli war es wohl nichts, deswegen inszeniert sich der „Teilzeit-Schauspieler, Sprecher und Sänger“, wie er sich selbst in einem Interview bezeichnete, als „Schamane“ der teils rechtsextremen „QAnon“-Bewegung, die unter anderem geheime Machtapparate und Kinderporno-Ringe hinter Polit-Strukturen und Regierungen ortet. Donald Trump sei derjenige, der diese „teuflische Saat“ bekämpfe - so zumindest die Meinung seiner Hardcore-Anhänger.

„Schamane“ glaubt an Trump-Wahlsieg
Am Mittwoch war der 32-Jährige aus Arizona einer der ersten, die in den Sitzungssaal des US-Kongresses eindrangen. Lautstark ließ Angeli wissen, dass „Trump die Wahl gewonnen habe“ - ein falscher Eindruck, den der abgewählte US-Präsident allerdings selbst immer wieder propagiert hatte. Donald Trumps Anhänger hatten am Donnerstag versucht, die Kongresssitzung, welche den Sieg Joe Bidens formell bestätigen sollte, zu stören. Nachdem sie vier Stunden das Kapitol besetzt hatten, ging die Sitzung nach erfolgreicher Räumung weiter.

Angeli und Konsorten mussten unter Polizeibegleitung das Gebäude verlassen, Dutzende wurden verhaftet. Bei den Ausschreitungen kamen vier Menschen zu Tode, unter ihnen eine weitere „QAnon“-Anhängerin, die durch Polizeischüsse starb. Angeli selbst kam bislang ohne Strafe davon, doch das FBI ermittelt nun gegen die Randalierer. Der 32-Jährige ist bekennender Rechtsextremer und Neonazi, als Tattoo auf seiner Brust trägt er den Wotansknoten oder auch Valknut, ein aus der nordischen Mythologie stammendes Zeichen, das auch Neonazis als Erkennungszeichen dient.

„QAnon“-Anhänger verleugnen Angeli bereits
Viel Loyalität hat sich Angeli übrigens auch von den Anhängern der „QAnon“-Bewegung nicht zu erwarten. In den sozialen Netzwerken behaupten seine Glaubensbrüder - und schwestern bereits, er sei ein Mitglied der Antifa, weil Fotos ihn im Sommer 2020 bei einer „Black Lives Matter“-Demo in Arizona zeigen. Allerdings: Angeli nahm damals an einer Gegendemonstration teil, die von Rechtsextremen organisiert worden war.

Ein besseres Verhältnis scheint Angeli allerdings mit Trumps Anwalt und dem Ex-Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani zu haben.

Forschungsprojekt warnte vor Ausschreitungen
Ganz überraschend sind die Szenen, die sich am Mittwoch vor und in dem Herzen der US-Demokratie abspielten, allerdings nicht. In den USA existieren seit Jahren zahlreiche rechte militante Gruppen, während Trumps Präsidentschaft waren sie immer wieder lautstark aufgetreten, teils auch schwer bewaffnet. Vor den US-Wahlen hatte eine Analyse des Datenprojekts ACLED vor Ausschreitungen gewarnt - eine Befürchtung, die sich nun bestätigt hat.

Trump selbst hatte immer wieder seine Sympathien etwa für die „Proud Boys“, eine rechtsextreme, rein männliche Organisation, bekundet. Deren Anführer war wenige Tage vor dem Sturm auf das Kapitol in Washington verhaftet worden. Das ACLED stufte das Gewaltpotential der „Proud Boys“ bereits vor den US-Wahlen als „sehr hoch“ ein. 

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