Musik als Lebenselixier - besonders für das Wochenende, wo man hoffentlich auch Zeit dafür hat. Wir haben für euch wieder die besten Alben und Veröffentlichungen der Woche zusammengesammelt. Quer durch alle Genres ist hier garantiert für jeden was dabei. Viel Spaß dabei!
Alta Reign - Mother’s Day
Die hier vorliegenden Alta Reign mögen zwar ein brandneues Projekt sein, dahinter steckt aber ein honoriger Herr der Prog-Szene. Dies ist die neue Spielwiese von Jeff Plate, bekannt von Savatage und dem Trans-Siberian Orchestra, der sich für das Debütalbum „Mother’s Day“ eine mehr als wertige Backingband samt alter Freunde und Weggefährten ins Boot holte. Die ersten Songstrukturen hat Plate übrigens schon vor 30 Jahren zusammengestellt, aber wie das so ist, bei den Abertausenden Projekten, gut Ding braucht manchmal Weile. Die Songs wie „Witness“, „Never Say Never“ oder das feine „Immortal“ lösen sich hier bewusst vom Prog-Kanon und gehen gerne in eine deftigere Hard-Rock-Richtung. Die Features von Chris Caffery und Joel Hoekstra sind natürlich edel, doch dieses Gebräu aus 80er-American-Rock-Riffs, Deep Purple-Atmosphäre und dem bekannten Savatage-Gegniedel schmeckt auch ohne Gäste gut. Angesprochene wissen, was zu tun ist. 7,5/10 Kronen
Begotten - Nothing Worth Remembering EP
In der tristen Einsamkeit der kanadischen Wälder kann man die Gedanken schon einmal weitläufig schweifen lassen. Begotten nennt sich ein seit mittlerweile zehn Jahren aktives Trio aus Ontario, das in der Freizeit wohl am liebsten am lodernden Lagerfeuer sitzt und über Tod und Verzweiflung sinniert. So erklingen nämlich auch die drei Tracks der knapp 20-minütigen EP, die mit einer schwermütigen Melancholie und klanglichen Monotonie direkt ins Mark gehen. „Depressive Black Metal“ nennt sich das lebensverneinende, akustisch aber ungemein gehaltvolle Subgenre, das sich in Form von Begotten besonders intensiv präsentiert. Im zweiten Track wird das Gaspedal auch einmal durchgedrückt, doch vordergründig stehen Kälte und eine dunkle Atmosphäre im Vordergrund. So würde der Winter klingen, könnte er sich Gehör verschaffen. Ohne Bewertung
Casper Clausen - Better Way
So mancher würde behaupten, die in Berlin ansässigen Dänen von Efterklang hätten in den letzten Jahren den am Tropf hängenden Indie Rock gerettet und würdevoll durch die 2010er-Jahre geschippert. Für Frontmann Casper Clausen war das Bandkorsett trotzdem zu eng. Nach dem Projekt Liima veröffentlicht er nun - an seinem Geburtstag - sein Solodebüt „Better Way“ und läutet das Jahr 2021 genau so ein, wie wir es uns alle wünschen: als besser und hoffentlich in allen Belangen positiver. In acht Songkapitel, aufgenommen in seiner Lissaboner Meeresresidenz, feiert er Leben und Universum mit einer möglichst breiten Herangehensweise. Die Highlights ummanteln das Album. Der Krautrock/Avantgardepop-Opener „Used To Think“ begeistert mit neunminütiger Kreativität, das abschließende „Ocean Wave“ führt in träumerische Sphären. Dazwischen gibt es viel Elektronik, Autotune und wabernden Synthie-Pop, was dem Spannungsbogen leider nicht immer guttut. Trotzdem ein sehr guter Einstand für die Hipster-Klientel. 7/10 Kronen
The Dirty Nil - Fuck Art
Mit ihrem Debütalbum „Higher Power“ sind The Dirty Nil vor vier Jahren derart ungestüm und frech in die Punkrock-Szene gekracht, dass vorsichtig Vorherdenkende schon damals fürchteten, wie es wohl weitergehen sollte. „Master Volume“ (2018) war freilich ein würdiger Nachfolger, aber eben schon weiser. Das furchtbare Jahr 2020 schließen die Kanadier nun mit ihrem Drittwerk „Fuck Art“ ab, das marketingtechnisch unlogisch am Neujahrstag erschien. Mit dem Seuchenjahr hat das Album aber bewusst wenig zu tun und das grenzgeniale Hundgesicht-Artwork zeigt, dass man hier lieber über zerrüttete Beziehungen, Autounfälle und - wer erinnert sich noch? - Partypannen singt. Mal klingt das nach Kurt Cobain zu „Nevermind“-Zeiten, mal nach frühen Hit-Weezer, dann wieder nach Sum 41 oder den All American Rejects. Gut geklaut und vermischt, aber das Problem ist hier wieder dasselbe: „Higher Power“ war einfach aus anderem Schrot und Korn. Schade darum. 7/10 Kronen
Exsul - Exsul EP
Aus dem heißen Tucson in Arizona kommt uns bereits zu Jahresbeginn ein besonders schweres Brett entgegen. Im digitalen Orbit befindet sich die selbstbetitelte Debüt-EP des Zwei-Mann-Betriebs Exsul schon im November, nun gibt es die vier Songs aber auch physisch zu erstehen. Die reine Kategorisierung fällt dabei gar nicht so leicht, denn Phlegyias und Charon benutzen Doom Metal der Mahlstrom-Art als klangliches Fundament, schichten bleischweren Death Metal darauf und suhlen sich nebenbei auch dezent im kristallkalten Black-Metal-Segment. Weil derart hartes Holz meist auch einen Bildungsauftrag hat, drehen sich die Songs um die Vertreibung aus dem Garten Eden, Dante’s Inferno und die Justinianische Pest. Fast schade, dass nach 23 Minuten schon wieder Schluss ist, denn das Gesamtpaket macht Lust auf mehr. Ohne Bewertung
Frozen Soul - Crypt Of Ice
Wer sich schon zu Beginn des Jahres den Scheitel geradestreichen lassen will, der streamt bei Frozen Soul goldrichtig. Obwohl das kompromisslose Quintett aus dem warmen Text stammt, hat man sich ganz dem Eis verschrieben. Das Debütwerk „Crypt Of Ice“ ist suhlt sich ganz in der Kälte und ist trotzdem nicht Black-, sondern Death Metal. Richtig gehört! Die gar nicht mehr so jungen Musiker scheinen auf ihrem zweiten Karriereweg besonders viel alte Bolt Thrower und Obituary gehört zu haben, denn Songs wie „Arctic Stranglehold“, „Merciless“ oder „Faceless Enemy“ gleichen den großen Idolen teilweise wie eine Blaupause. Im Gegensatz zu den wirklich großen ihres Fachs rutschen Frozen Soul während der knapp 40 Minuten Old-School-Death-Metal-Ehrerbietung aber noch zu oft in die Redundanzfalle und vergessen auf Tempo- und Ideenvariation. Das lässt sich aber sicher regeln und ein Brett von einem Genrealbum ist „Crypt Of Ice“ jetzt schon. 7/10 Kronen
Sammy Hagar & The Circle - Lockdown 2020
Als sich im März 2020 die Welt für immer veränderte und auch Sammy Hagar seine geplante Tour kicken musste, starteten mit seiner famosen All-Star-Band The Circle in den diversen üppigen Star-Wohnzimmern die amateurhaft gefilmten „Lockdown-Sessions“. Es war klar, dass daraus ein Album entstehen sollte, doch was man mit dem nicht einmal 30-minütigen „Lockdown 2020“ nun außerhalb des Die-Hard-Fancamps anfangen soll, weiß wohl niemand so recht. Klar, die Online-Sessions erfreuten sich großer Beliebtheit und den Spaß an Songs wie The Whos „Won’t Get Fooled Again“, AC/DCs „Whole Lotta Rosie“ oder dem etwas wagemutigen „Heroes“ vom großen David Bowie merkt man der Truppe rund um Drummer Jason Bonham und Michael Anthony zu jeder Zeit, aber brauchen tut man das alles natürlich nicht. Der tragische Tod von Eddie Van Halen verschafft seinem ausgesöhnten Ex-Kollegen Hagar nun unfreiwillig Zusatzpromo. Kann nicht schaden. Ohne Bewertung
Hearts & Hand Grenades - Turning To Ashes
Vorneweg sei schon einmal gesagt: der Bandname ist schon sehr okay. Hearts & Hand Greandes ist prägnant, deutlich und lässt auch wenig Missverständliches zu. Hier erwartet man von Anfang an explosiven Hard Rock, mit welchem man auch zur Genüge versorgt wird. Die 2012 in Buffalo, New York gegründete Truppe hat sich einst als reine Coverband verstanden, mit Fortdauer des Bestehens aber die Liebe zu Eigenkompositionen und vor allem die Stimme von Stephanie Wlosinski gefunden. Die fischt naturgemäß im selben Teich wie Halestorms Lzzy Hale, macht ihre Sache in Songs wie dem Titeltrack „Turning To Ashes“ oder „Adrenaline“ aber sehr gut. Die musikalische Umsetzung ist eher modern geraten, vom stark an eine Gothic-Band angelehnten Artwork sollten sich Rockfans nicht abschrecken lassen. Was „Turning To Ashes“ trotz satter Produktion und bemühtem Songwriting noch fehlt ist das Gespür für Abwechslungsreichtum und - man braucht sie eben einfach - satte Hits, um wirklich aus dem Gros des Mitbewerbs herauszuragen. Nett, aber da geht viel mehr. 6/10 Kronen
Hilang Child - Every Mover
Halb walisischer, halb indonesischer Abstammung. Geboren und aufgewachsen in London, wohnhaft und kreativ heute in Brighton. Das ist die bunte Vita von Hilang Child, der vor knapp drei Jahren mit seinem Debütalbum „Years“ einen durchaus frischen Wind in die elektronisch angehauchte Indie-Singer/Songwriter-Szene brachte. Der von seiner steigenden Fanschar heiß erwartete Nachfolger „Every Mover“ dreht sich inhaltlich um seine Ängste und leidlich erlebte Selbstbewusstseinsprobleme, lässt diesen doch eher negativen Zugang aber nicht heraushören. Die von dichten Keyboard-Klängen getriebenen Songs sind mal atmosphärisch, mal lautmalerisch, aber nie besonders schleppend oder schwer. Die Drums hypnotisch, die Instrumente bewusst verstört mäandert sich Child durch Songs wie „King Quail“ oder „Antropic (Cold Times)“, die inhaltlich vehement gegen persönliche Unsicherheiten ankämpfen. Zum großen Schlag fehlt ihm aber noch der nötige Punch im Songwriting. „Every Mover“ ist gut, aber das Potenzial des Künstlers größer. 7/10 Kronen
Locked In - Not Dead Yet EP
Es gibt Momente im Leben, wo man einfach keine zweite Wahl hat. Etwa wenn man das Jahr 2020 schreibt und einst eine Band namens Locked In hatte. Die Italiener waren im europäischen Hardcore-Underground keine Unbekannten, haben sich 2013 aber mangels Motivation aufgelöst. Midlife-Crisis oder Langeweile sei Dank gab das aus Perugia stammende und mittlerweile in Brescia ansässige Quintett Ende 2020 aber seine Rückkehr bekannt und schießt schon zu Jahresbegann die erste von zwei geplanten EPs aus den Hüften. „Not Dead Yet“ ist freilich als klares Statement zu verstehen und versucht krampfhaft an alte Glanztage heranzureichen. Die Single „Dying City“ ist ähnlich wie der Opener „Scandal“ mehr als solides und zeitloses Material, das sich aber nicht von den Nummern der Vergangenheit hervorzuheben vermag. In erstere Linie geht’s aber ohnehin ums Zurückmelden und Hoffnung versprühen. Dafür ist der Hardcore ja auch da. Welcome back, boys. Ohne Bewertung
LÜT - Mersmak
Von Metallica-Drummer Lars Ulrich als gute Band geadelt zu werden hat vor einigen Jahren schon Kvelertak gutgetan. Die Retro-Rocker mit dem Punk-Feeling waren dann sogar Stadion-Vorband der Metalgrößen. Unlängst hat Ulrich wieder in Skandinavien gewildert und die jungen Rocker von LÜT seliggesprochen. Die haben sich nach ihrem vor allem in ihrer Heimat gefeierten Debüt von vor zwei Jahren gar nicht leichtgetan. Besetzungswechsel, Kreativblockaden, Corona - gleich einmal die volle Ladung. Die meisten Songs des Nachfolgers „Mersmak“ wurden schon im Laufe des letzten Jahres als Single-Auskoppelungen veröffentlicht, die Mischung aus typischem Norwegen-Rock, Punk und der etwas an Raised Fist erinnernden, heiseren Gesangsstimme wird aber nicht jedem behagen. Ob es zum breitflächigen Erfolg über die Landesgrenzen hinaus reicht, wird sich weisen. 7/10 Kronen
Magnum - Dance Of The Black Tattoo
Die wichtigste Info gleich vorneweg - ein brandneues Studioalbum dürfen sich die Fans der Hard-Rock-Legende Magnum leider nicht erwarten. Aber „Dance Of The Black Tattoo“ braucht sich auch als eine Art Live-/Best-Of-Scheibe im Doppelformat nicht zu verstecken. Die Idee der Band war, der 2017 veröffentlichten, eher melancholisch-ruhigen Compilation „The Valley Of Tears - The Ballads“ ein Rockmonster folgen zu lassen und dafür hat sich das kultige Quintett weitaus mehr Mühe gegeben als es viele andere in solchen Fällen tun. Es gibt Live-Versionen, Radio-Editionen oder gar komplett neu eingespielte Stücke. Es gibt eruptive Ausritte und gediegene Stampfer und vor allem Bob Catleys intensive, einzigartige Stimme. Für langjährige Fans gleichermaßen interessant wie für Neueinsteiger, denn Magnum haben sich nicht nur bei der Songauswahl, sondern auch bei der gesamten Aufmachung viel Mühe gegeben. So muss das sein! Ohne Bewertung
Malakhim - Theion
Ein Livealbum vor dem Studiodebüt zu veröffentlichen ist nun auch nicht ganz alltäglich, aber in einem Jahr wie 2020 irgendwie auch schon wieder egal. Zumal die Schweden Malakhim gleich zum erstmöglichen Zeitpunkt des Jahres ebenjenes, längst fälliges Werk namens „Theion“ vorlegen und damit schon sehr früh ein Referenzwerk im satanisch-puristischen Black Metal vorlegen. Die klangliche Nähe zu den großen Landesbrüdern Watain, aber auch Mgla oder etwas älteren Abigail Williams ist in flotten Songs wie „Merciless Angel Of Pestilence“ oder „His Voiceless Whisper“ stets gegeben und Gitarrist/Bandchef Andreas Nilsson kann in Kompositionen wie „Hammer Of Satan“ seinen Brotjob bei Naglfar nicht verleugnen. Die orthodoxe Herangehensweise kann aber den Spannungsbogen auf Langstrecke nur schwer aufrechterhalten, sodass sich vor allem in der zweiten Albumhälfte unnötige Redundanzen einschleichen. Aber was nicht ist, kann noch werden. 7/10 Kronen
Mons Veneris - Mons Veneris EP
Aus dem reichhaltigen Untergrund in kellertiefen Black-Metal-Sphären erheben sich allerlei Kuriositäten. So schon zu Jahresbeginn das schwer anonyme, portugiesische Ein-Mann-Projekt Mons Veneris (zu Deutsch: „Venushügel“ - wie erwachsen!), das sich schon seit knapp zwei Dekaden trotz wärmender Sonne in der Heimat bewusst den kalten und dunklen Sphären des Lebens verschrieben. Die brandneue EP beinhaltet zwei jeweils zehnminütige Songs, die selbst Allessammler aus dem Genre-Bereich nicht unbedingt ins Regal stellen müssen. Das eröffnende „A Ritual Of A Neverending Doom“ langweilt mit brüchiger Rhythmik und Ideenlosigkeit, wohingegen die B-Seite mit „A Sycthe Infested With Plagues…“ zumindest die für das Genre übliche Gemengelage aus Trauer, Melancholie und Monotonie geschickt zu vermischen weiß. Kann man aber auch getrost skippen… Ohne Bewertung
Mossadeq - Hospital
Corona-Alben gibt es zuhauf, das ist bekannt. Ein besonders interessantes ist uns zu Jahresbeginn aus Graz in die Redaktino geflattert. Hinter dem Projektnamen Mossadeq steckt seit einigen Jahren der Steirer Cle Pecher, der bis auf ein paar Gast-Vocals als instrumentaler und stimmlicher Alleinunterhalter mit „Hospital“ ein in sich geschlossenes Konzeptalbum aufgenommen hat, das sich grob um Covid-19 und seine physischen und psychischen Auswüchse in einem fiktiven Spital dreht. So creepy und dunkel wie die Geschichte erklingt auch die Musik. Vom Künstler angegebene Einflüsse wie etwa Bob Marley oder Pink Floyd erschließen sich mir nicht, die kühle Aura von Type O Negative, das Experimentelle der Melvins und das Industrielle von Klangtüftlern wie Khost oder Author & Punisher lassen sich aber durchaus herauskristallisieren. Der Hörer sollte auf jeden Fall Toleranz, Offenheit und auch Geduld mitbringen, doch für die breite Masse ist das sowieso nichts. „Hospital“ ist ein akustisches Pandemie-Labyrinth mit wenig Hoffnung auf Heilung. 6,5/10 Kronen
Stellar Death - Fragments Of Light
Welch wundervolle Klanglandschaften ertönen aus den Boxen, wenn man das Debütalbum von Stellar Death auflegt. „Fragments Of Light“ ist keineswegs die Kopfgeburt von Newcomern, sondern das neue Projekt der beiden etablierten Amerikaner Matt Kozar und Scott Loose die zusammen bei Brave musizieren, aber auch in While Heaven Wept oder Witnesses beteiligt sind. In acht feingesponnenen Klangkapiteln leitet man den Hörer durch eine rein instrumentale Reise zwischen Post Rock, Progressive-Schlenkern und sehr fein eingewobenen Ambient- und Elektronik-Soundstrukturen. Durch den bedächtigen Songaufbau und die fast schon stoische Ruhe lässt man sich unweigerlich in den Sog der Kompositionen ziehen, die in ihrer Dichte ein bisschen das grauenhafte Jahr 2020 zu prägen scheinen. Sicher nichts für Jedermann, aber ein Festschmaus für Liebhaber von Mogwai oder Crippled Black Phoenix der richtige Stoff fürs neue Jahr. 6,5/10 Kronen
Transilvania - Of Sleep And Death
Welche kompositorische Kraft in der Tiroler Bande von Transilvania steckt, haben sie schon 2015 auf der Einstands-EP „Morbid Majesty“ und 2018 auf dem Debütalbum „The Night Of Nights“ bewiesen, doch mit zunehmendem Alter steigen auch die Skills. „Of Sleep And Death“ ist eine fast einstündige Tour durch Black-, Thrash- und klassischen Heavy-Metal-Zitaten, die manchmal schwer an den melodischen Genius von Dissection, manchmal an die theatralische Dramatik von Tribulation und manchmal an die kompromisslose Stringenz von Nifelheim erinnert. Vor allem der Opener „Opus Morbi“, der prägnante Titeltrack und das nach vorne preschende „Heart Harvest“ leben von der Vermischung aus eiskalten Gitarrenritten, polterndem Drumming und heiserer Keifstimme. Kriegt man nächstes Mal auch die Produktion etwas besser hin, dann spielt man schon in der internationalen Genre-Oberliga. 7,5/10 Kronen
Ultraboss - Gravitas
Wer sich selbst den Namen Ultraboss verpasst, der hat per se schon gewonnen. Wenn dann auch noch die Musik dahinter passt, dann ist das umso besser. Der in Wien lebende Oberösterreicher, der seine hierzulande nur wenig bekannte Musik über ein kanadisches Label vertreibt, erfreut dabei vor allem die nostalgischen Gehirnströme älterer Millennials. Er verknüpft seine herausragenden Fertigkeiten auf der E-Gitarre, die gerne mal an Größen wie John Sykes, Reb Beach oder Doug Aldrich erinnert mit dem immer populär werdenden Synthwave, der sich bekanntermaßen in der klanglichen Videospielästhetik der seligen 80er-Jahre suhlt. Selbstironie darf hier bei aller Ernsthaftigkeit zum Sound nicht fehlen und das ist feinen einheimischen Künstler gleichermaßen ungewöhnlich wie angenehm. Anspieltipps: „Espresso Ecstasy“ und „Beyond The Thunder“. Den Rest gibt’s auf Bandcamp. 7/10 Kronen
Morgan Wallen - Dangerous: The Double Album
Dass sich Country in den USA unbegrenzter Beliebtheit erfreut ist längst kein Geheimnis mehr. Schon früh im neuen Jahr prescht einer der zukunftsträchtigsten Stars der Szene nach vorne. Jungstar Morgan Wallen, für viele der Chris Stapleton von morgen, legt mit „Dangerous“ gleich ein eineinhalbstündiges Doppelalbum vor und wird den Vorschusslorbeeren gerecht, die sein Debüt „If I Know Me“ vor drei Jahren samt drei Nummer-eins-Singles und Platin-Auszeichnung zeitigte. Nach einer Anzeige wegen Trunkenheit am Steuer und einem gegen alle Covid-19-Regeln gehenden Konzert in Alabama hat sich der 27-Jährige offenbar wieder eingekriegt und will nun mit der Musik Schlagzeilen machen. Das gelingt ihm sehr gut, auch wenn bei so einer Menge an Songs viele Filler zu finden sind. Mit der Stapleton-Kooperation „Only Thing That’s Gone“ hat Wallen ein eindrucksvolles, herausstrahlendes Highlight, das aber auch zeigt, dass der Thron eben doch noch dem alten Hasen gehört. 7,5/10 Kronen
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