Angesichts der neuen SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 will Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) „das Zeitfenster bis zu einer größeren Ausbreitung nutzen“. Die Kontrolle in Österreich soll durch mehr Sequenzierungen sowie strenge Einreiseregeln erfolgen. Ziel ist es, die Ausbreitung des neuen Stammes möglichst hinauszuzögern.
Was die Corona-Zahlen in Österreich betrifft, so rechnet der Gesundheitsminister ab nächster Woche mit einer schrittweisen Reduktion bei den Infektionszahlen. Es blieben zwei Wochen Lockdown, die man „für den Schlusssprint“ nutzen sollte. Erklärtes Ziel der Regierung ist es, den Lockdown am 24. Jänner zu beenden. „Es darf nicht zu Gewöhnungseffekten kommen“, erklärte Anschober. Der Übergang müsse „sehr vorsichtig mit schützenden Maßnahmen im Anschluss“ erfolgen. „Daran arbeiten wir gerade“, sagte Anschober.
Finalisiert werde derzeit auch ein Gesetzesentwurf für Eingangstests ab 18. Jänner. Diese seien aber jedenfalls kein Ersatz für Schutzmaßnahmen. Die Zahl der Test solle massiv gesteigert werden. Zu den Eingangstests soll es kommende Woche einen Arbeitsprozess im Parlament geben, sagte der Gesundheitsminister.
42.000 Impfdosen nächste Woche
Aktuell nannte Anschober 2063 Neuinfektionen am Freitag und 2314 Neugenesene, dazu kamen exakt 2000 von Covid-Kranken belegte Normalbetten und 371 Intensivbetten - also 2371 in Summe und 73 weitere Tote in 24 Stunden. Bis Ende der Woche sollen insgesamt 30.000 Impfungen erfolgen. Am Montag und Dienstag werden mehr als 42.000 Impfdosen angeliefert, dann könnten die Impfungen „groß ausgerollt werden“, so der Minister.
Coronavirus laut Virologin „mutationsfreudig“
Im Mittelpunkt der Pressekonferenz stand die Mutation des Coronavirus: Virologin Monika Redlberger-Fritz gab dazu an, dass die SARS-CoV-2-Variante B.1.1.7 nicht überraschend sei, da derartige Viren sehr mutationsfreudig seien. „Jedoch hat diese 23 Mutationen, von denen acht im Oberflächenprotein sind“, führte die Expertin aus.
Und das betreffe Schlüsselpositionen wie die Rezeptorbindungsstelle, wodurch das Virus besser andocken könne - das führe zu einer um 56 Prozent höheren Infektiosität. Die neue Virus-Variante ist damit viel ansteckender als die herkömmliche.
Allerdings gibt es auch eine gute Nachricht: „Wir wissen, dass die Impfungen auch gegen diese neue Variante helfen“, sagte Redlberger-Fritz. Nachdem sich das Virus ständig ändert, könnte es in Zukunft aber passieren, dass die Impfung dagegen wirkungslos ist, warnte sie.
Kinder keine Superspreader
Die Befürchtung, dass bei der Mutation mehr Kinder betroffen sind und so zu Superspreadern werden könnten, hat sich nicht bestätigt. Zwar ist die Schwere der Erkrankung bei der Virus-Variante B.1.1.7 nicht schlimmer, die hohe Infektiosität werde aber trotzdem zu mehr Superspreadern führen, warnte die Expertin.
Maske, Abstand und soziale Kontakte minimieren seien auch im Angesicht der neuen Variante die wichtigsten Mittel. Neben der britischen Variante gibt es noch die Variante aus Südafrika, und auch hier wurde eine leichtere Übertragbarkeit festgestellt.
Österreich will Viren-Sequenzierung ausbauen
Andreas Bergthaler vom Forschungszentrum für Molekulare Medizin unterstrich den Umstand, dass Mutationen erst durch Sequenzierungen registriert werden können, das „Spezielle“ bei der englischen und südafrikanischen Variante sei das Vorhandensein von vielen gleichzeitigen Mutationen. „Das werden wahrscheinlich nicht die einzigen Varianten sein, die weltweit unterwegs sind“, so der Forscher. In Ländern, wo wenig sequenziert wird, würden Mutationen nämlich nicht so leicht festgestellt wie in Großbritannien.
Österreich sei im Bereich der Sequenzierung noch im Mittelfeld, jedoch werde diese Position nun ausgebaut.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.