Massive Vorwürfe

Ministerin soll Abschlussarbeit gefälscht haben

Politik
08.01.2021 14:22

„Plagiate, falsche Zitate, mangelnde Deutschkenntnisse“ - das Urteil eines bekannten Gutachters wissenschaftlicher Arbeiten zur Diplomarbeit von Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) fällt vernichtend aus. Auch in weiteren Arbeiten der Ministerin habe er schwerwiegende Fälschungen entdeckt, weswegen er sie gar als „Serienplagiatorin“ bezeichnete. Während die FH Wiener Neustadt die Vorwürfe nun prüfen will, betont Aschbacher, dass sie nach „bestem Wissen und Gewissen“ gehandelt habe.

Die Arbeit der Steirerin „unterbietet alle wissenschaftlichen Standards“, schreibt der Plagiatsjäger Stefan Weber in seinem Newsblog und geht damit hart ins Gericht mit der Ministerin. Er sei aufgrund „einiger Fernsehauftritte“ auf die „mangelnden Deutschkenntnisse“ von Aschbacher aufmerksam geworden, weshalb er sich deren Diplomarbeit an der FH Wiener Neustadt genauer angesehen habe.

Textpassagen nicht korrekt zitiert
Weber habe dabei sogenannte Ideen- und Textplagiate entdeckt - die Ministerin habe also zur Erreichung ihres Magistertitels fremde geistige Leistungen als ihre eigenen verkauft. Normalerweise muss für die Nutzung fremder Texte in wissenschaftlichen Arbeiten eine Quelle angegeben werden - das habe Aschbacher demnach nicht getan. Weber meint gar, er habe „selten so eine Fundgrube von allem, was man nicht machen soll, gesehen”, und stellt die Frage, aufgrund welcher Qualifikation die Ministerin bestellt wurde.

Aschbacher wehrt sich gegen die Vorwürfe - sie vertraue auf das Urteil der Professoren, die die Arbeit bewertet haben. (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Aschbacher wehrt sich gegen die Vorwürfe - sie vertraue auf das Urteil der Professoren, die die Arbeit bewertet haben.

Arbeit mit „Sehr gut“ benotet
Die rund 140 Seiten umfassende Arbeit mit dem Titel „Kompetenzen im Vertrieb - Anforderungen im Key Account Management“ wurde von der FH Wiener Neustadt im Jahr 2006 mit einem „Sehr gut” benotet. Aschbacher selbst erklärte in einer ersten Reaktion, dass sie nach „bestem Wissen und Gewissen” gearbeitet habe. Sie habe bei Professoren studiert, „die in der Welt anerkannt sind und auf deren Urteil ich vertraue”.

Vorwürfe werden geprüft
Der Plagiatsvorwurf könnte allerdings auch studienrechtliche Konsequenzen für Aschbacher bedeuten - so steht etwa die Aberkennung des Magistertitels im Raum. Die FH Wiener Neustadt erklärte, man habe aus den Medien von den Vorwürfen erfahren. Man werde nun „die Tatsachen beurteilen und, wenn erforderlich, Maßnahmen beurteilen“, so die Hochschulleitung.

Weitere Plagiate aufgetaucht
Wie sich nach Bekanntwerden der ersten Vorwürfe herausstellte, scheint der Fälschungsvorwurf nicht nur für die Diplomarbeit zur Erlangung des Magistertitels zu gelten. Auch in der Kurzfassung ihres Dissertationsvorhabens, die Aschbacher bereits in ihrer Amtszeit als Ministerin verfasst hat, fänden sich schwere Plagiate. „Noch schwerwiegender und länger als in ihrer Diplomarbeit”, so Weber.

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