Der polnische Startenor Piotr Beczała über Bubenträume, Rostlauben und James Bond.
„Krone“: Sie haben mich zu einer Spritztour um die Oper mit Ihrem Oldtimer eingeladen. So eine Schönheit!
Piotr Beczała: Danke, das ist ein Jaguar XK 150 S aus dem Jahre 1958, ein Reihensechszylinder, 3,8 Liter, und es ist ein Coupé. Ein richtiger Sportwagen.
Ein lang gehegter Bubentraum?
Ja, den ich mir früher aber gar nicht getraut habe zu träumen, weil für uns waren solche Autos einfach unerschwinglich. Ich komme ja noch aus der Generation, wo man in meiner Heimat Polen fünf bis acht Jahre auf einen Fiat 126 gewartet hat. Als ich die ersten Bond-Filme gesehen habe, war die Leidenschaft geweckt. Und als ich diesen Jaguar vor elf Jahren unter einer Birke bei Krakau stehen gesehen habe, habe ich mich erbarmt. Meine Frau hat ihn „Rostlaube“ genannt, als er aber dann nach fünf Jahren fertig restauriert war, war es dann plötzlich „unser“ Jaguar.
Hat er keinen Namen?
Doch (lacht) Das ist „Das grüne Monster“. Den Namen hat ihm meine Frau gegeben. Ich betrachte es aber als ganz normales Auto. Es ist nur etwas aufwändiger zu fahren als ein modernes, und es braucht auch etwas mehr Aufmerksamkeit.
Ich nehme an, für Sie als Sänger spielt der Klang des Motors auch eine Rolle?
Eine sehr große! Ich bin sehr aufmerksam, was das Klangspektrum betrifft: Er klingt sehr rassig, wie ein Heldentenor, mit dem Drei-Weber-Vergaser noch besser. Denn da hat er so einen kleinen Bariton-Sound-Touch. Ich bin da schon sehr pingelig. Ein Boxermotor z. B. kommt für mich nicht in Frage. Der klingt wie ein heiserer Tenor.
Welches Auto hat für sie den schönsten Klang?
Ein Aston Martin.
Ist das dann der nächste in Ihrer Garage?
Ach, der DB 5 von James Bond ist schon ein Traum, aber da ist der Preis so wie bei meinem (lacht). Bloß mit noch einer 0 hinten dran.
Zurück zu Ihrem Biest: Warum ein Jaguar?
Dass ich ihn damals entdeckt habe, war Zufall. Aber Jaguar symbolisiert für mich britische Lässigkeit gepaart mit Sportlichkeit. Das ist eine Superkombination.
Wohin fahren Sie mit ihm am liebsten?
Ins Helenental oder in die Wachau. Das ist schon auch immer ein Ausgleich zu meinem Beruf. Ein mentaler Abstecher sozusagen.
Wovon träumen Sie in Sachen Auto?
Von einem Cabrio (lacht), aber das passt nicht zu einem Sänger. Die Gefahr, sich zu erkälten, ist zu groß.
Hinweis: Das Interview fand vor dem Lockdown statt.
„Auch das bin ich“ von Stefan Weinberger, Kronen Zeitung
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