Aschbacher-Nachfolger

IHS-Chef Kocher als Arbeitsminister vorgestellt

Politik
10.01.2021 13:00

Nach dem Rücktritt der Bundesministerin für Arbeit, Familie und Jugend, Christine Aschbacher (ÖVP), die über Plagiatsvorwürfe gestolpert war, hat die Regierung rasch reagiert und Sonntagmittag den parteilosen IHS-Chef Martin Kocher als ihren Nachfolger präsentiert. Angesichts der durch die Corona-Krise ausgelösten Rekordarbeitslosigkeit - Ende Dezember waren in Österreich 520.919 Menschen arbeitslos gemeldet oder in Schulung - steht der 47-jährige gebürtige Salzburger, der am Montag angelobt werden soll, vor gewaltigen Herausforderungen. Ebenfalls fixiert wurde am Sonntag, dass Frauenministerin Susanne Raab von Aschbacher die Agenden für Familie und Jugend übernehmen wird.

Kurz stellte Kocher im Rahmen einer Pressekonferenz als ausgewiesenen Experten vor und erklärte, es gehe darum über die Gesundheitskrise hinaus, Österreich wieder zu alter wirtschaftlicher Stärke zurückzuführen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen will noch am Sonntag ein erstes Gespräch mit dem Nachfolger von Aschbacher führen, hieß es aus der Hofburg.

Martin Kocher (rechts im Bild) und Bundeskanzler Sebastian Kurz (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Martin Kocher (rechts im Bild) und Bundeskanzler Sebastian Kurz

Kocher seit Juni Chef des Fiskalrates
Erst im Juni war Kocher, der das IHS seit 1. September 2016 leitet, von der Regierung zum neuen Präsidenten des Fiskalrats, der die EU-Budgetregeln in Österreich überwacht, bestellt worden. Er übernahm diese vakante Position, nachdem sich Gottfried Haber im Februar aus dieser zurückgezogen hatte, weil der sich voll auf seine Funktion als Nationalbank-Vize konzentrieren wollte.

Derzeit bringt Kocher drei Jobs unter einen Hut. Neben der Leitung des IHS und des Fiskalrates, womit er quasi Wächter über Österreichs Staatsschulden ist, lehrt der Verhaltensökonom auch an der Universität Wien. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit zahlreichen Themen aus dem Gebiet der experimentellen Verhaltensökonomie, die sich mit den psychologischen Grundlagen des ökonomischen Verhaltens befasst. Dazu hat Kocher auch zahlreiche Bücher und Artikel verfasst.

IHS-Chef Martin Kocher (Bild: APA/Helmut Fohringer)
IHS-Chef Martin Kocher

FPÖ-Bundesparteiobmann Norbert Hofer wünschte dem neuen Minister alles Gute. Die Qualifikation Kochers steht für ihn außer Zweifel, erklärte er, bedauert aber gleichzeitig, dass diese Personalentscheidung nicht gleich für eine umfangreichere Regierungsumbildung genutzt wurde. „Dass es weiteren Handlungsbedarf gegeben hätte, ist evident“, so Hofer.

Vorschusslorbeeren von WKÖ, IV und Kogler
Die Wirtschaft begrüßt die rasche Nachfolgeregelung an der Spitze des Ministeriums und freut sich auf die Zusammenarbeit mit dem künftigen Bundesminister Martin Kocher", erklärte der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Harald Mahrer, in einer Aussendung.


„Mit Martin Kocher wird ein ausgewiesener Experte Arbeitsminister. Als renommierter Ökonom ist er nicht nur ein profunder Kenner des österreichischen Arbeitsmarktes, sondern des heimischen Wirtschaftsstandortes insgesamt“, betonen Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), und IV-Generalsekretär Christoph Neumayer in einer ersten Reaktion die Neubesetzung des Arbeitsressorts.

Christine Aschbacher betont, „nach bestem Wissen und Gewissen“ gearbeitet zu haben. (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Christine Aschbacher betont, „nach bestem Wissen und Gewissen“ gearbeitet zu haben.

Nach Plagiatsvorwürfen zurückgetreten
Aschbacher hat nach den öffentlichen Plagiatsvorwürfen am Samstag die Konsequenzen gezogen und war zurückgetreten. Die Ministerin reagierte damit auf die immer mehr und lauter werdenden Rücktrittsrufe aus den Reihen der Opposition und eigenen Angaben zufolge auch auf massive Kritik in den Medien. 

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