Wochen auf Intensiv

Covid-19 überlebt: „Virus lehrte mich das Beten“

Kärnten
11.01.2021 06:00

Der Kärntner Volksmusikant und Ex-Wirt Heinz Vollmaier erzählt von den Wochen auf Intensivstationen - und hat eine Botschaft an Coronaleugner: „Seid ihr denn wahnsinnig?“

Vermutlich war es das gemütliche Ganslessen mit Freunden am 30. Oktober. „Mein Kumpel hat ein paar Mal gehustet.“ Doch gedacht habe er sich da noch nicht viel. „Wir hatten ja alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten.“

Drei Tage später: 39 Grad Fieber. Nach vier Tagen: 40 Grad Fieber. Fünf Tage später: Atemnot, schwerer Husten, Krankenhaus, Intensivstation.

„Können nicht garantieren, dass Sie lebend rauskommen“
Heinz Vollmaier (66), einer der in Kärnten bekannten Drei lustigen Vier und als ehemaliger „Hüglwirt“ eine Backhendl-Legende in Gastronomiekreisen, jedenfalls nie ein Kind von Traurigkeit, wird ruhig, wenn er sich erinnert: „Da kam dann die Schwester herein und meinte: Herr Vollmaier, wir können Ihnen nicht garantieren, dass Sie hier wieder lebend rauskommen. Sie sind sehr schwer krank.“

Was folgte, kann man sich denken, will man sich aber nicht vorstellen. Vollmaiers Frau durfte noch einmal zu Besuch, der Pfarrer kam zur Krankensalbung. „Ich hab mich von meiner Lissi verabschiedet.“ Jene Lissi, die auch infiziert war, aber einen milden Verlauf der Krankheit hatte.

Beatmung über Wochen (Bild: zVg, krone.at)
Beatmung über Wochen

„An dieser Krankheit sterben 50 Prozent der Intensivpatienten“
Die ersten sechs Tage seien die schlimmsten des ganzen Martyriums gewesen, erzählt Vollmaier. „Mit Überdruck wurde Luft in meine Lunge gepumpt, ich habe Blut und Eiter gehustet, hatte nur 20 Prozent eigene Lungenleistung.“ Da war noch der psychologische Aspekt, der viel Kraft kostete. „Immer wenn ein neuer Patient hereingeschoben wurde, wurde mir bewusst: An dieser Krankheit sterben 50 Prozent der Intensivpatienten.“

Er habe in diesen Tagen beten gelernt und sei demütig geworden gegenüber der Krankheit und dem Virus.

Vermutlich weiß niemand genau, warum Vollmaier noch lebt. „Irgendwann ging es besser.“ Insgesamt lag er vier Wochen auf den Intensivstationen im Klinikum und im Elisabethinen-Krankenhaus in Klagenfurt und war sechs Wochen in den beiden Spitälern. Es war der Heilige Abend, als Vollmaier erstmals ohne Sauerstoff atmen konnte. „Half mir der Schutzengel, den meine Enkerln schickten?“

„Unfassbar, was die Ärzte und Pfleger leisten“
Zwei Dinge sind es, die Vollmeier – nun wieder daheim in Launsdorf, am Fuß der Burg Hochosterwitz – noch loswerden möchte: „Es ist wirklich unfassbar, was die Ärzte und Pfleger leisten. Das kann sich niemand vorstellen.“

Und sein zweites Anliegen, auch ein Dank? „Nein. Ich kann nur eine Botschaft an die Adresse aller Coronaleugner, Virusverharmloser sowie Masken- und Abstandsignoranten schicken: Seid ihr alle wahnsinnig? Das ist eine Krankheit, die wünsche ich nicht einmal meinem ärgsten Feind!“

Fritz Kimeswenger, Kronen Zeitung

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