Band wird 30, er 50

Jon Bon Jovi: “Ich spür den Geist Keith Richards’ über mir”

Musik
20.11.2010 21:19
Fast 30 Jahre sind in der Karriere von Bon Jovi vergangen – die Haare sind kürzer geworden, die Hits immer größer. Nun feiern sie ihren Erfolg mit einem "Greatest Hits"-Album und einer ausgedehnten Tour, die sie am 22. Juli 2011 ins Wiener Happel-Stadion führt. Seit Kurzem haben Bon Jovi auch schwarz auf weiß: Sie sind "Globale Ikonen". Und das wollen sie noch lange bleiben, wie Jon und Drummer Tico Torres im "Krone"-Interview verraten.
(Bild: kmm)

Bereits vor zehn Jahren wurden Bon Jovi zum ersten Mal für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Seitdem haben sie mehr als lautstark bewiesen, dass sie gar nicht dran denken, ihr Lebenswerk bereits als abgeschlossen zu betrachten. Also wurde für ewige Bands wie sie jetzt eine ganz neue Kategorie kreiert. Bei den diesjährigen "MTV Awards" wurden Bon Jovi zu "Global Icons" erhoben. 

"Da lässt man sich gerne dazuzählen!"

"Ich muss immer öfter an Keith Richards denken. Den fragen sie dauernd, wann er endlich aufhört. Und immer wenn mich jetzt jemand fragt, wann es 'bei mir so weit ist', spüre ich den Geist Keith Richards' über mir schweben", lacht Jon Bon Jovi über das ehrenvolle "Altenteil" im Interview am Tag vor der Award-Show in Madrid, wo die Band ein Club-Konzert im "Circo Price" gab (siehe Diashow). 

"Andererseits", setzt er nach, "U2, wir selbst, Metallica - das ist eigentlich unsere Generation, und die ist immer noch unterwegs. Die Rolling Stones, Bruce Springsteen, die sind schon eine Generation weiter. Aber wenn man sich diese Namen so ansieht: Die größten Bands auf Tour sind wird 'Elder Statesmen'. Da lässt man sich gerne dazuzählen." Über die jüngere Generation würde er im Traum kein böses Wort verlieren: "Ich sehe das so: Wir haben ein großes Kapitel begonnen und es abgeschlossen. Es gibt uns immer noch, aber währenddessen haben die Youngsters natürlich ein neues Kapitel begonnen - und sie werden es schreiben, bis wieder jemand neue Seiten aufschlägt. Das ist doch vollkommen okay." Dem stimmt auch Tico Torres zu und meint demütig: "Wir hätten nicht im Traum daran gedacht, dass es uns so lange geben wird."

"Wir bleiben jung, weil wir lieben, was wir tun" 
Im Gegensatz zu Keith Richards - der freilich immer noch quicklebendig rockt, während er Bon Jovi seinen Geist spüren lässt - hat der Rock 'n' Roll beim Frontmann aus New Jersey bisher aber weit weniger Spuren hinterlassen. Dass der magische 50er schon lauert (er ist 48), kann er noch mühelos mit seinem strahlenden Lachen kaschieren. "Ich habe kein Geheimnis", meint er über seinen Jungbrunnen. "Wahrscheinlich bleiben wir jung, weil wir lieben, was wir tun." Und das machen sie nun auch schon seit fast drei Jahrzehnten. Ein guter Grund, den anhaltenden Erfolg mit einem "Greatest Hits"-Album zu feiern, das – wie nicht anders erwartet – weltweit die Charts stürmt. Statt sich selbst auf einer Party hochleben zu lassen, machten sie aber lieber ihren Fans ein Geschenk: Sie spielten einige ausgewählte Club-Gigs und vor nicht einmal 2.000 Fans im New Yorker "Best Buy Theater" direkt am Times Square, wo auch "Krone"-Gewinner Philipp Eliewsky mitrocken durfte. 

Das große Jubiläum stünde offiziell 2013 an. "Nein, Party haben wir zu unserem 30er keine geplant, das ist ja nicht das Ende. Damals, als wir unser 100-millionstes Album verkauft haben, hätte ich eine Riesenparty erwartet, aber das war dann nicht der Fall. Eigentlich haben wir ohnehin jeden Tag Party", lacht Jon. "Und sind froh, dass wir sie jedes Mal heil überstehen", wirft Torres ein. 

"Ich trage abgetragene Jeans und 20 Jahre alte Stiefel"
Nach 30 Jahren und Erfolg auf allen Kontinenten wirken Bon Jovi aus der Ferne wie ein großes Unternehmen. Die Website der Band ist ein Plattenladen, ein Mode- und Accessoiregeschäft und ein Reisebüro, das Konzerte als VIP-, Gold-, Fan- und Weiß-der-liebe-Gott-was-Packages anbietet. "Ich trage abgetragene Jeans und 20 Jahre alte Stiefel, wovon sprichst du?", entgegnet Jon Bon Jovi der Frage. 

Und dann lässt er sich doch ein bisschen über die Youngsters aus: "Ich lache mich jedes Mal halb tot, wenn ich eine dieser jungen Gruppen sehe, mit einem Begleittross größer als die Band und einer Armee an Bodyguards. Ich denke mir dann immer: Die werden es auch noch lernen!", meint er. "Speziell bei den Mädels ist das eine Show: Die haben einen Friseur und vier Make-up-Artists mit auf Tour, ihre zehn besten Freundinnen und dazu noch jemanden, der ihren kleinen Hund spazieren führt. Das ist dann ein Unternehmen!"

Tico über Jon: "Früher war er kaum zu bändigen"
Was denken die beiden so übereinander und die vorbeigeflogene Zeit, wenn sie am gemütlichen Sofa in der Interview-Suite des Madrider "Villa Magna" Hotels sitzen? Auch nach fast drei Jahrzehnten ist Tico Torres von Jon als Frontmann begeistert. "Früher war er kaum zu bändigen, vor allem auf der Bühne. Er kletterte an Dingen hoch, an denen ich nicht einmal meine Trommeln aufhängen würde – alles für eine gute Show", erinnert er sich. 

"Mit der Zeit hat er sich zum Teamleader entwickelt. Er schreibt die Songs und gestaltet unsere Shows. Und ich kann mir das alles aus der ersten Reihe ansehen, vom Schlagzeug aus hat man ja den besten Blick auf Jon. Ich bin aber nur der Herzschlag der Band, er unterhält das Publikum – und das jeden Abend anders. Er macht unsere Konzerte zu einem Wesen, das lebt und atmet."

Jon über Tico: "Er ist der Pate im Hinterzimmer"
Die Rolle, die Jon Bon Jovi dann seinem Schlagzeuger zuschreibt, hätte man sich bei Tico Torres, dem bei jedem Satz trotz seriös machender Brille der Schalk aus den Augen blitzt, kaum erwartet: "Er ist der Erwachsene in der Band, die Stimme der Vernunft. Im Ernst! Er ist der, den jeder von uns ansieht, wenn man auf der Bühne Mist gebaut hat - oder gerade besonders gut war. Er ist der Pate im Hinterzimmer, der dir seinen Segen oder den Fluch gibt", lacht Jon Bon Jovi während Tico Torres anerkennend nickt. Auf den Lorbeeren darf sich der 57-jährige Drummer aber nur kurz ausruhen: "HA! Aber gestern, da hatte ER sich verspielt. Das kommt aber so selten vor, dass wir nach dem Song alle zu Tico gingen, um uns für UNSEREN Fehler zu entschuldigen. Und er meinte: 'Jungs, ich hab war's!'" 

Im Stadion fällt es kaum auf, dass sich die vier Bandmitglieder blind verständigen können - beim Hitfeuerwerk, das Bon Jovi bei ihrem Clubgig in Madrid abfeuerten, konnte man sich später aus nächster Nähe vergewissern, wenn sie spontan "Pretty Woman", "Sympathy For The Devil" einstreuten oder bei "Livin' On A Prayer" spontan US-Popstar Rihanna auf die Bühne holten: "Wir brauchen schon seit lange keine Worte mehr, um uns zu verständigen. Egal, ob es während eines Songs darum geht, dass ich den Refrain am Ende ein zweites Mal spielen will oder wir in einer Notsituation sind. Letztens spielten wir eine Radioshow in Deutschland und gerade als wir zum Ende kommen wollten, stellte ich fest, dass wir noch sieben Minuten Airplay hatten. Während Richie ein Solo spielte, drehte ich mich um, und die Jungs mussten von meinen Lippen ablesen, dass wir noch einen weiteren Song spielen müssen. Und sie schafften es."

Stadion-Konzert im Juli in Wien
Nächstes Jahr hauchen Jon und seine Kollegen wieder einer ganzen Stadion-Tour Leben ein, die "Krone" präsentiert am 22. Juli 2011 ihr Konzert im Wiener Ernst Happel Stadion im Rahmen der "The Circle"-Tournee. "Wir haben eine Bühne im Stil der Hollywood Bowl. Es wird viele, viele Videos geben und eine 25 Meter breite Videowand, damit uns auch die Fans in der allerletzten Reihe in Großaufnahme sehen können", verspricht Jon schon jetzt. Was darf man an Songs erwarten. "Keine Ahnung", sagt Tico Torres, "das entscheidet Jon immer kurz vor der Show. Sagen wir es so: Wir fangen bei 'Runaway' an und arbeiten uns hoch!" 

Dass die Band topfit sein wird, kann der Frontmann jedenfalls garantieren: "Als wir noch jung waren und uns eine Fanbase erarbeiten mussten, blieben wir viel länger auf Tour, als wir eigentlich hätten sollen. Viel zu lang. Es wäre vielleicht nicht schlecht gewesen, wenn uns jemand gesagt hätte: 'Es reicht, genug. Geht nach Hause, legt euch schlafen, kommt in sechs Monaten wieder.' Mittlerweile sind es nur noch maximal drei Wochen, die wir am Stück weg bleiben", sagt Jon Bon Jovi, schmeißt sich in Rockstarpose und witzelt: "Das ist auch sonst praktisch. Man hält es locker drei Wochen ohne frische Wäsche aus..."

von Franziska Trost und Christoph Andert

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