Turbulent verlief eine Corona-Demo mit Nähe zur rechtsextremen Identitären Bewegung am Samstag am Grazer Hauptplatz: Linke Gegendemonstranten tauchten auf, wurden von der Polizei aber eingekesselt und abgedrängt. Ein junger Voitsberger (19) wurde kurzfristig festgenommen. Er klagt nun, dass die Polizei brutal vorgegangen wäre und gedroht hätte, ihm den Arm zu brechen.
Als „heikel“ bezeichnet Polizeisprecher Fritz Grundnig die Situation am Samstag in Graz. Den etwa 250 Corona-Demonstranten standen plötzlich etwa 50 Gegendemonstranten vor allem aus der antifaschistischen Szene - teilweise auch aus anderen Bundesländern - entgegen. Diese nicht genehmigte Gegendemonstration wurde von der Polizei innerhalb weniger Minuten aufgelöst.
Dass sie dabei unverhältnismäßig hart vorgegangen wäre, beklagte noch am Samstag die Kommunistische Jugend. Sie veröffentlichte nun auch die Schilderung jenes 19-jährigen, vermummten Voitsbergers, der festgenommen wurde, weil er Polizisten attackiert haben soll.
„Im Reflex gewehrt“
Er habe sich eigentlich entfernen wollen - da die Polizei die Gruppe eingekesselt habe, sei das aber nicht möglich gewesen. Er sei von hinten in Richtung Polizei gedrängt wurden, ein Polizist habe ihn zurückgestoßen. Durch das Gedränge sei er nach vorne gefallen und habe versucht, sich mit den Händen abzustützen. „Ein Polizist rief dann: ,Okay, den holen wir raus!‘ Ich wollte mich zwar erklären, hatte dazu aber keine Gelegenheit, da mich die Beamten offensichtlich zu Boden bringen wollten.“
Im Reflex habe er sich gewehrt. „Als ich dann am Boden lag, hörte ich nur noch einen Beamten sagen, dass er mir meine Arme, wenn ich sie nicht hinter den Rücken gebe, brechen wird, was meine Panikattacke weiter verschlimmerte. Hilferufe meinerseits, dass ich keine Luft bekomme, wurden schlicht ignoriert.“ Verletzt sei er aber „bis auf Schmerzen in der Schulter und einige Kratzer und blaue Flecken zum Glück nicht".
Video: Die Festnahme des Steirers wurde von einer Passantin gefilmt
Polizei will Vorwürfe prüfen
Polizeisprecher Grundig sagte zur „Krone“, dass es bei Festnahmen immer wieder Misshandlungsvorwürfe gibt. In einem solchen Fall gibt es ein genaues Prozedere mit umfassenden Meldungen und Erhebungen, auch Staats- und Volksanwaltschaft seien eingebunden.
Keine Anzeigen bei rechter Corona-Demo
Die Gegendemo sei aufgelöst worden, da Gefahr für die angemeldete Versammlung bestanden hätte und weil die „Antifa“ auch pyrotechnische Gegenstände gezündet hat. Unter den rechten Corona-Demonstranten gab es übrigens keine Anzeigen. Man habe aufgrund der „Verhältnismäßigkeit“ darauf verzichtet, obwohl zahlreiche Teilnehmer keinen Mund-Nasen-Schutz trugen. Der Versammlungsleiter habe auch immer wieder darauf hingewiesen, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten.
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