Impfplan in der Kritik
EU-Verhandlerin: „Gekauft, was man kaufen konnte“
Die EU-Verhandlungsführerin für die Impfstoffbeschaffung, Sandra Gallina, hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach die EU-Kommission zu wenig Corona-Impfstoffe bestellt habe. „Wir haben alles gekauft, was man kaufen konnte“, sagte Gallina am Dienstag bei einer Befragung durch EU-Abgeordnete. Man habe Glück gehabt, weil man auf zwei Impfstoff-Produzenten gesetzt habe, die erfolgreich waren. Die EU hat sich mittlerweile insgesamt 760 Millionen Impfstoff-Einheiten gesichert.
„Ich verstehe, dass die Menschen ungeduldig sind, wir leben gerade nicht unser Traumleben“, sagte die Chefverhandlerin. Im zweiten Quartal „wird es alle möglichen Vakzine geben, im dritten Quartal natürlich noch mehr“. Gallina räumte auch einige Patzer ein, aber mittlerweile laufe die Beschaffung gut. Abgesehen von „ein paar wenigen relativ kleinen Problemen“ habe es bei der Lieferung keine Komplikationen gegeben.
EU first - „auch wenn der Staat auf den Röhrchen steht“
Berichte über bilaterale Verträge etwa zwischen Deutschland und dem Hersteller Biontech wies Gallina zurück. „Die Unternehmen haben uns alle bestätigt, dass wir zuerst drankommen, denn die Dosen sind von uns gekauft worden - auch wenn der Name des Mitgliedsstaats auf den Röhrchen steht“.
Die EU-Staaten hatten sich im Sommer darauf verständigt, die Kommission mit dem Aushandeln von Lieferverträgen mit Herstellern künftiger Corona-Impfstoffe zu beauftragen. Bis November schloss die Behörde daraufhin Vereinbarungen mit Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Curevac, Johnson & Johnson sowie Sanofi. Von diesen sind in der EU allerdings derzeit nur die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen, AstraZeneca soll Ende des Monats folgen.
Nächster Kandidat: Valneva
Als Nächstes will die EU Impfdosen des französischen Konzerns Valneva beschaffen. Diese Woche sollen Vorgespräche abgeschlossen werden, sagte Gallina. Im Impf-Rennen wählte das Unternehmen mit Forschungsstandort in Wien einen Sonderweg: „VLA2001“ basiert auf unschädlich gemachten (inaktivierten) Viren. Dadurch setzt sich das körpereigene Abwehrsystem mit dem Erreger auseinander und entwickelt die notwendige schützende Immunantwort. Dieser Ansatz ist seit vielen Jahrzehnten erprobt.
Dass man mit dem klassischen Zugang nicht unter den ersten Zulassungen sein werde, sei „bewusst gewählt“ gewesen, erklärte Valneva-Austria-Chef Thomas Lingelbach vor Kurzem. Das langfristige Potenzial sei dennoch da.
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