Folter, Unruhen, Dürre

Vergessene Krisen im Schatten der Pandemie

Ausland
12.01.2021 13:31

Das Jahr 2020 hat so niemand kommen sehen. Covid-19 traf uns alle, das Virus überdeckte alles. So auch die großen humanitären Krisen unserer Erde - und damit ihre notleidende Bevölkerung, die, von der Welt vergessen, im Schatten von Corona ihr Dasein fristet. Auf sie macht die Hilfsorganisation CARE nun aufmerksam.

  • Fahnen der Verzweiflung: In Guatemala hissen Menschen seit April weiße Flaggen, um ihren Hunger zu zeigen. Armut, Dürre, sintflutartiger Regen, Ernteausfälle, Viehsterben: Für die zehn Millionen Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, hat Corona die Nahrungsmittelkrise verschlimmert und Banden nutzen die Covid-19-Abschottung, um ihre Macht auszuweiten.
(Bild: AFP)
  • Im Norden von Mali begann vor acht Jahren ein Aufstand, der sich weiterzieht. Schon vor Corona lebte fast die Hälfte der Menschen in extremer Armut, nun braucht jeder dritte humanitäre Hilfe. Ackerbau und Viehwirtschaft sind durch Wetterextreme und Covid-19-Beschränkungen kaum möglich, auch die Gefahr für Frauen und Kinder, ausgebeutet zu werden, steigt.
(Bild: APA/AFP/Stefan Heunis)
  • Attentate, Folter, Vergewaltigungen: In der Zentralafrikanischen Republik herrscht seit 2012 Bürgerkrieg. Trotz Mineralvorkommen und fruchtbaren Boden lebten schon vor Corona 71 Prozent der Bevölkerung unter der internationalen Armutsgrenze von 1,60 Euro pro Tag. Die UN warnen, dass 2021 ca. 2,8 Millionen auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen sein werden.
(Bild: AFP)
  • Dürre, Überschwemmung, Heuschreckenplage, Ernteausfälle, Viehseuchen: Sambia ist eines der Länder, das die Hauptlast der globalen Klimakrise zu spüren bekommt. 56 Prozent der Bevölkerung, 10,1 Millionen Menschen, brauchen aufgrund von Extremwetter Hilfe. Covid-19 hat auch den Preis für Kupfer gedrückt, dessen Hauptproduzent Sambia war.
(Bild: AP)
  • Hohe Selbstmordrate, viele Frühehen kennzeichnen Malawi: Naturkatastrophen, Schädlingsbefall, extreme Armut und Corona setzen die Menschen unter Druck. Sieben von zehn leben unter der Armutsgrenze. 2019 überschwemmte Zyklon Idai weite Teile des Ackerlandes, die Lage verschärfen HIV/Aids und die mehr als 75.000 Flüchtlinge aus den Nachbarländern.
Zyklon Idai hinterließ 2019 verwüstete Landschaften. (Bild: AP)
Zyklon Idai hinterließ 2019 verwüstete Landschaften.
  • Madagaskar, eigentlich reich an natürlichen Ressourcen, ist stark vom Klimawandel betroffen. Es hat schlechte sanitäre und hygienische Verhältnisse, etwa die Beulen- und Lungenpest ist weit verbreitet. Jedes Jahr sind Tausende Menschen von Naturkatastrophen und Missernten betroffen, drei Viertel der Bevölkerung, 20 Millionen Menschen, leben unter der Armutsgrenze.
Im Jahr 2017 waren in Madagaskar 343 Menschen an der Lungen- oder Beulenpest erkrankt. (Bild: AFP)
Im Jahr 2017 waren in Madagaskar 343 Menschen an der Lungen- oder Beulenpest erkrankt.
  • Schon vor Corona benötigten in der Ukraine, Region Donbas, 3,4 Millionen Leute humanitäre Hilfe. Besonders schlimm ist es entlang der minenverseuchten „Kontaktlinie“, die das von der Regierung kontrollierte Land von jenem unter Separatistenhand trennt. Wer kann, geht. Zurück bleiben Alte, Behinderte, ohne Zugang zu einer Basisversorgung. Im September kamen dazu noch Waldbrände ...
Im Juli des Jahres 2020 kam es in der Ukraine zu verheerenden Waldbränden. (Bild: AFP)
Im Juli des Jahres 2020 kam es in der Ukraine zu verheerenden Waldbränden.
  • In Pakistan leiden die Menschen unter Vertreibungen wegen Konflikten, den Auswirkungen des Klimawandels und Armut. 2020 kämpfte Pakistan neben Covid-19 auch gegen eine Heuschreckenplage und ein noch nie dagewesenes Ausmaß an Überschwemmungen. 6,7 Millionen sind deshalb auf Nahrungsmittelhilfe und Zuschüsse für die landwirtschaftliche Produktion angewiesen.
Menschen vor einem von Artilleriefeuer teilweise zerstörten Haus im pakistanischen Teil der Kaschmir-Region. (Bild: AP)
Menschen vor einem von Artilleriefeuer teilweise zerstörten Haus im pakistanischen Teil der Kaschmir-Region.
  • Biologische Vielfalt, aber auch Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis: Das ist Papua-Neuguinea. Hier leben mehr als acht Mio. Menschen, ländlich, stark zerstreut. Nur 46 Prozent haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Tuberkulose, HIV/Aids, Malaria und Polio überlasteten schon vor Covid-19 das Gesundheitssystem. 4,6 Millionen Menschen brauchten 2020 humanitäre Hilfe.
  • Nach Jahren politischer Unruhen kehren ehemals Geflüchtete in ihre Heimat Burundi zurück: allein 2020 etwa 50.000 Menschen. Schwer für das ressourcenarme, dicht besiedelte Land. 90 Prozent der Bevölkerung versorgt sich als Kleinbauer selbst, kämpft um Land, gegen Erdrutsche, Überschwemmungen. Im Dezember brauchten 2,3 Millionen Burundier humanitäre Hilfe.
Mehr Resignation und Trostlosigkeit als Hoffnung: Viola Nkurunziza (35) und ihre fünf Kinder im Jahr 2018. (Bild: Klemens Groh)
Mehr Resignation und Trostlosigkeit als Hoffnung: Viola Nkurunziza (35) und ihre fünf Kinder im Jahr 2018.

Über CARE

Die Hilfsorganisation CARE kämpft in 104 Ländern weltweit gegen Not und Armut. Und hilft der Bevölkerung - wie dieser Einwohnerin Burundis mit Programmen zur Stärkung von Frauen.

Silvia Schober, Kronen Zeitung

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