Empörung in Russland
„Stalin Döner“ in Moskau schließt nach Protesten
Ein nach dem sowjetischen Diktator und Massenmörder Josef Stalin benannter Döner-Imbiss in Moskau hat kurz nach der Eröffnung nach Protesten empörter Russen seinen Betrieb wieder einstellen müssen. In dem „Stalin Döner“ im Norden der russischen Hauptstadt bediente Personal auch in grünen Geheimdienstuniformen aus der Zeit des kommunistischen Terrors.
Der Radiosender Business FM berichtete unter Berufung auf den jungen Imbiss-Besitzer, dass die Polizei eingeschritten sei und verlangt habe, den Namen und die Porträts Stalins zu entfernen. Demnach musste der Imbiss nach nur einem Tag wieder schließen - auch weil dem Besitzer das Personal aus Angst vor Drohungen weggelaufen sei.
Auf Twitter posteten mehrere Nutzer Fotos von dem Imbiss, was für Aufregung und Diskussionen sorgte.
В Москве открылась сталинская шаурма.
— Tatiana Usmanova (@TatianaUsmanova) January 7, 2021
Идиотов, которым это кажется смешной шуткой накормят мясом убиенных pic.twitter.com/gmjSfFbCef
Menschenrechtsorganisation fordert generelles Verbot
Im russischen Fernsehen äußerten sich Bürger entsetzt über Versuche, mit dem Namen Stalins, der für Millionen Tote verantwortlich gemacht wird, Geld zu verdienen. Die Menschenrechtsorganisation Memorial, die sich dem Andenken an die Millionen Todesopfer des Stalin-Terrors verschrieben hat, verurteilte die Marketing-Idee als „völlig daneben“. Solche Initiativen müssten verboten werden. Der russische Staat habe es bisher versäumt, sich von den Verbrechen unter Stalin abzugrenzen, hieß es in einer Mitteilung.
Verklärung der Sowjetzeit
Stalin wird von vielen Russen, die die Zeit in der Diktatur verklären, verehrt. Die Rechtfertigung des kommunistischen Terrors werde in dieser Atmosphäre in Russland immer mehr zur Normalität, beklagt die Organisation Memorial. So würden etwa in der Diktatur gebräuchliche Worte wie „Volksfeinde“ und „ausländischen Agenten“ wieder vermehrt von Behören verwendet werden. Auch in der Ausweitung der Befugnisse des Geheimdienstes und schärferen Polizeikontrollen vor allem beim intellektuellen Leben im Land sieht Memorial Parallelen zur Sowjet-Diktatur.
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