Suche nach dem „finalen Beweis“: Die am Dienstag in Tirol und Wien aufgetauchten Verdachtsfälle der britischen Coronavirus-Variante werden momentan von einem Wissenschaftlerteam überprüft. Im Gegensatz zu den PCR-Tests, die nach nur einer für die Variante charakteristischen Veränderung (Mutation) suchen, analysiert das Team um den Mikrobiologen Andreas Bergthaler nun das gesamte Erbgut der verdächtigen Proben. Endgültige Ergebnisse - auch bei weiteren Verdachtsfällen im Burgenland - gibt es voraussichtlich bis zum Beginn der kommenden Woche.
Nachdem bereits Anfang Jänner erste Fälle identifiziert worden waren, haben sich mittlerweile Verdachtslagen in Salzburg sowie am Dienstag auch in Tirol, Wien und dem Burgenland ergeben.
Experte: „Wahrscheinlich ist sehr hoch“
„Die Wahrscheinlichkeit, dass das die Varianten sind, ist sehr hoch. Der finale Beweis muss aber erst durch Sequenzierung (des Erbguts des gesamten Virus, Anm.) erbracht werden“, sagte Mikrobiologe Bergthaler am Dienstag. Die Überprüfung der Proben laufe gerade im Labor, so der Forscher vom Forschungsinstitut für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Bei gezielten PCR-Tests ist das Ergebnis in rund drei Stunden da, für Sequenzierungen brauche man mindestens fünf Arbeitstage. Gesucht sollte mit dem PCR-Verfahren nun verstärkt nach einer bestimmten Mutation in der insgesamt markante 17 Veränderungen umfassenden britischen B.1.1.7-Variante werden - der „M501Y“-Mutation. „Das Interessante an genau dieser Mutation ist, dass sie sowohl in der britischen, der südafrikanischen als auch in der japanischen Variante vorkommt“, sagte Bergthaler.
Es sei wichtig, dass nun auch dezentral in Österreich „mit dieser mutationsspezifischen PCR getestet wird“, betonte der Forscher. Ist das Ergebnis negativ, könne man den britischen Zweig ausschließen, bei einem positiven Wert sei der Verdacht schon recht begründet. Dieses Vergehen werde gerade „breiter aufgebaut“, das gilt auch für den Ausbau der Sequenzierungen, so der Wissenschaftler.
Wie breit kursieren neue Varianten in Österreich?
Wie breit die neuen Varianten in Österreich bereits kursieren, sei immer noch eine offene Frage. „Relativ überraschend“ seien neue Hinweise, dass es im grenznahen Bratislava offenbar schon eine sehr hohe Verbreitung der britischen Variante zu geben scheint, die in Richtung 50 Prozent gehen könnte, so der Experte.
Auch hier stützen sich die Erkenntnisse bisher nur auf PCR-Verfahren und seinen „deshalb noch etwas mit Vorsicht zu genießen“. Ein Grund dafür könnte ein relativ hoher Austausch an Arbeitskräften zwischen Großbritannien und der Slowakei sein, so Bergthaler, der auch auf zwei Fälle slowakischer Staatsbürger unter den ersten fünf in Österreich nachgewiesenen B.1.1.7-Fällen hinwies.
Wäre die Verbreitung irgendwo in Österreich in den vergangenen Wochen schon in etwa so hoch gewesen, sei davon auszugehen, dass das große Team aus vielen heimischen Forschungseinrichtungen in Untersuchungen etwa von Kläranlagen auf die Variante gestoßen wäre. Dem war bisher aber nicht so, wie der Experte anmerkte.
Nun müsse man abklären, ob es sich bei den Verdachtsfällen in Tirol und in Wien noch um abgrenzbare Häufungen handelt. Die Wissenschaftler nehmen sich bei ihren Erbgut-Analysen überdies auch vor allem Proben aus Regionen in Tirol, Salzburg oder Kärnten mit zuletzt sehr hohen Inzidenzraten vor, so Bergthaler.
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