Wer kennt die Königin der Country-Musik nicht? Seit Jahrzehnten sorgt sie für immer neue Hits, sammelt Preise und Ehrungen und gibt sich dabei so natürlich wie nur möglich. Dolly Parton feiert am 19. Jänner ihren 75. Geburtstag und wirkt dabei kein bisschen müde.
„Ich denke nicht über mein Leben in Zahlen nach“, verriet sie kurz vor Weihnachten bei Oprah Winfrey. „Zum einen werde ich nicht alt, weil ich dazu keine Zeit habe. Ich kann nicht lange genug stillhalten, um alt zu werden“, sagte sie. „Und ich werde einfach nur das Beste geben, in welchem Alter auch immer ich bin.“
Nostalgische Rückblicke
Dolly Rebecca Parton wurde am 19. Jänner 1946 am Ufer des Little Pigeon River in Pittman Center in Tennessee in einer kleinen Holzhütte geboren. Die Eltern und ihre insgesamt zwölf Kinder lebten in Armut. Im harten Alltag der Farmerfamilie waren gemeinschaftliche Musikabende und das Singen in der Kirche die einzige erfreuliche Abwechslung. Ihre späteren Hits „Coat Of Many Colors“ oder „In The Good Old Days“ sind musikalische Rückblicke auf die Zeit in Armut. Schon als kleines Mädchen zeigte sie ihr Talent und trat mit zehn Jahren in örtlichen Fernseh- und Radio-Shows auf. Der Teenager Dolly sang mit 13 in der Show „Grand Ole Opry“, die angehenden Stars Tür und Tor öffnete. Dort kam sie erstmals mit Johnny Cash zusammen, der ihr empfahl, in ihrer Karriere einfach den Instinkten zu folgen.
Gesagt, getan - am Tag nach ihrem Schulabschluss 1964 zog Parton nach Nashville und begann ein Leben als Songwriterin und Musikerin. Ihre erste Single schaffte es 1967 nur auf Platz 24 der Country-Charts. Doch der Titel sollte sie ein Leben lang verfolgen: „Dumb Blonde“ (Dumme Blondine). „Irgendwie fasst mich das zusammen, aber: nur weil ich blond bin, bin ich nicht jedermanns Dummchen, glaubt nur nicht, dass ich dumm bin“, sagt sie rückblickend. Und sie hat absolut recht. Sie wurde zur erfolgreichen Musikerin, zum Star, trat in Filmen auf, wurde reich und mauserte sich zur Geschäftsfrau mit Herz für Menschen aus weniger guten Verhältnissen.
Welterfolg
Ihr erstes Album 1967 trug den Titel „Hello, I‘m Dolly“. „Damals war “Hello Dolly„ am Broadway ganz groß, daher war dieser Titel ganz natürlich“, erinnert sich die herausragende Musikerin, die bis zu 13 Instrumente beherrschen soll. Zu ihren Hits gehört auch „I Will Always Love You“ aus ihrer eigenen Feder, ein Lied, das später auch Whitney Houston viel Erfolg einbrachte. Und natürlich auch das Lied „Jolene“, mit dem sie ihren Mann vor Abwegen mit einer Bankangestellten bewahrte. „Irgendwie war er ziemlich oft in der Bank, um mit der langbeinigen, hübschen Rothaarigen über einen Kredit zu reden“, erinnert sich Parton. Sie brauchten aber keinen Kredit, „daher habe ich ihm mal in der Bank gesagt, er soll seinen Arsch nach Hause bewegen“.
Dies war der einzige bekannte Fleck auf der Familiengeschichte, denn im Gegensatz zu vielen anderen Stars hatten Dolly Parton und ihr Ehemann Carl Thomas Dean ein Leben und eine Ehe seit Mai 1966 ohne Skandale geschafft. Der Bauunternehmer und Parton blieben kinderlos. Dafür aber sorgten ihre Geschwister für reichlich Nachwuchs, der von „Aunt Granny“ (Tante Oma) reichlich verwöhnt wurde. Das Leben von Parton wäre ohne Rückblick auf ihren Auftritt im Playboy nicht vollständig. Millionen von Männern waren im Oktober 1978 enttäuscht, als dem Foto der Sängerin in einem Häschen-Outfit auf dem Cover des Männermagazins lediglich ein Interview im Inneren folgte - Angebote zu Nacktfotos hat sie stets abgelehnt.
Großes Herz
Dafür hat sie sich oft unter das Messer begeben, um ihre Oberweite zu vergrößern. Dies war so auffällig, dass einige Brücken in den USA wegen der geschwungenen Bögen im Volksmund zu „Dolly-Parton-Brücken“ wurden. Doch dies war Teil des Images der Blondine, das sie bis heute pflegt. „Ich brauche viel Geld, um so billig auszusehen“, sagt sie gerne. Dem Ansehen tut dies keinen Abbruch. Ihr Ansehen steigt noch höher, wenn Parton ihr großes Herz zeigt. Ihr Leseprogramm für Kinder, bekannt als „Dolly Parton‘s Imagination Library“, schenkt Hunderttausenden Kindern von ihrer Geburt bis zum Eintritt in den Kindergarten monatlich jeweils ein Buch. Dazu kommt noch ihre Dollywood Foundation, in der ihr gesamtes Finanzimperium zusammengefasst ist, mit der sie finanzschwache Regionen im Süden der USA unterstützt und dort für neue Arbeitsplätze sorgt.
Eine ganze Region in Tennessee floriert, weil rund um das Städtchen Pigeon Forge der Vergnügungspark „Dollywood“ liegt. Bis zum Ausbruch der Pandemie zog er jährlich Millionen Besucher an. Auch auf Corona hatte Parton eine Antwort: Mit einer Millionenspende unterstützte sie im vergangenen Jahr die Firma Moderna bei der Entwicklung eines Impfstoffs gegen das Coronavirus.
Unzählige Ehrungen
Die Liste der Ehrungen, die sich im Laufe der Karriere angesammelt haben, ist lang. Von der Country Music Hall Of Fame bis zur Grammy Hall Of Fame geht es über unzählige Gold- oder Platin-Schallplatten zu Ehrendoktortiteln. Dazu kommt noch die Nationale Medaille der Künste, der höchsten Auszeichnung der US-Regierung für Künstler. Und natürlich darf auch ein Stern auf dem Hollywood Walk Of Fame im Jahr 1984 nicht fehlen - 2018 folgte ein zweiter Stern für die gemeinsame Arbeit mit Linda Ronstadt und Emmylou Harris als Trio. Das Ungewöhnlichste in der Liste ist die Benennung einer in den Appalachen wachsenden Flechtenart: „Japewiella dollypartoniana“.
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