Eine Tiroler Covid-Studie zeigt, wie rigorose und andauernde Lockdown-Maßnahmen vor allem den Jüngsten schwer zusetzen. Fachleute orten mittlerweile eine „chronische Belastung“, deren Folgen weitreichend sein können.
Von Lockdown zu Lockdown. Von Schulschließung zu Schulschließung. Das hinterlässt bei Kindern seelische Spuren. 220 Mädchen und Buben sowie 438 Eltern aus Nord- und Südtirol wurden bisher in einer Studie der Medizin-Uni Innsbruck und der Tirol Kliniken dazu befragt.
Der erste Befragungsdurchlauf habe gezeigt, dass vor allem jüngere Kinder bei rigorosen Maßnahmen mit einem für die Altersgruppe untypischen sozialen Rückzug reagiert hätten, erläutert Silvia Exenberger-Vanham, Klinische- und Gesundheitspsychologin: „Eltern berichten, dass Buben eher aggressiv waren, Mädchen Traumasymptome wie Schlafstörungen zeigten.“ Exenberger-Vanham verweist auf die Gefahr einer chronischen Belastung mit weitreichenden Folgen.
Psychische Belastung zeigt sich in körperlichen Beschwerden
Wenn die Seele schmerzt, tut sehr oft der Körper weh. „Gefühle wie Angst und Trauer können Kinder nicht so gut ausdrücken wie Wut und Ärger“, sagt Kathrin Sevecke, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie in Hall und Innsbruck. Bei körperlichen Beschwerden auch die Psyche beachten, lautet daher der Appell an die Eltern.
Die Wissenschafterinnen gehen davon aus, dass mit Fortdauer der Pandemie die Zahl der Kinder mit psychischen Problemen steigen wird, mehr Angststörungen oder Depressionen auftreten. Sevecke: „Kinder brauchen soziale Kontakte. Isolation ist vor allem für jene belastend, die sich davor schon schwergetan haben.“
Bis Ende Jänner läuft der zweite Befragungsdurchlauf der Studie. Noch werden Teilnehmer gesucht. Der Online-Fragebogen: https://kidscreen.ches.pro
Claudia Thurner, Kronen Zeitung
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