Grund zur Sorge

Coronavirus-Mutation bringt „schwierigste Phase“

Österreich
14.01.2021 06:00

„Ich gehe davon aus, dass sich die Mutation in ganz Europa ausbreiten und Teil des Infektionsgeschehens wird“, erklärt der Infektiologe Günter Weiss. Ob die Auswirkung aber ähnlich verheerend wie in Großbritannien sein wird, sei noch nicht abzuschätzen - das komme darauf an, ob es sich bei den 70 Verdachtsfällen in Österreich um einzelne Cluster handelt oder ob die Virus-Variante schon in der Bevölkerung angekommen ist.

Um das herauszufinden, müssen die Proben sequenziert, also auseinandergenommen und untersucht werden - ein Vorgang, der zwischen sieben und zehn Tage in Anspruch nimmt - und so zu einem Wettlauf gegen die Zeit wird. Denn auf zehn Infizierungen kämen 15 neue Ansteckungen, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Er erwarte nun die „schwierigste Phase in der Pandemie“.

Denn die Mutation sorgt zwar nicht für schwerere Verläufe, aber sie ist zwischen 50 und 70 Prozent infektiöser. Steigt die Gesamtzahl an Neuinfektionen also drastisch, schießt auch die Zahl jener Erkrankten in die Höhe, die eine Spitalsbehandlung brauchen.

(Bild: Krone KREATIV)

Berichten aus Großbritannien zufolge sei deshalb eine infektiösere Variante problematischer als eine, die für einen schwereren Verlauf sorgt - „weil es unterm Strich mehr Patienten gibt“, erklärt Bernd Lamprecht, Vorstand der Lungenheilkunde am Linzer Kepler Universitätsklinikum. Eine Grenzsituation in den Spitälern wie im November müsse man verhindern.

Zitat Icon

"Wir brauchen ausreichend Sequenzierungen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie verbreitet die Variante schon ist."

Bernd Lamprecht, Vorstand der Lungenheilkunde am Linzer Kepler Universitätsklinikum

Masken, Abstand und Hygiene schützen auch bei Mutation
„Im Vorbeigehen“ könne man sich aber auch bei dieser Variante nicht anstecken, sagt Lamprecht. Und: Alle bekannten Maßnahmen wie Masken, Abstand, Hygiene schützen auch hier. Es gilt, dennoch vorsichtig zu bleiben - zumindest bis die Risikogruppen geimpft sind, plädiert der Arzt.

Bernd Lamprecht, Vorstand des Linzer Kepler Universitätsklinikums für Lungenheilkunde (Bild: Zeljko Jakovljevic)
Bernd Lamprecht, Vorstand des Linzer Kepler Universitätsklinikums für Lungenheilkunde

Man müsse die Zahlen sehr genau im Auge behalten, vorsichtig agieren und flexibel reagieren, was Schließungen und Lockerungen betrifft, sind sich die Ärzte einig. Zwischen all der Vorsicht gibt es aber auch Grund zur Zuversicht: Die zugelassenen Covid-Impfungen wirken auch bei der Mutation.

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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