„Wir können uns nicht permanent in die Erdhöhle zurückziehen“, sagte der streitbare Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker in der „ZiB 2“ und plädierte dafür, Schulen und Teile der Wirtschaft - Friseure, Schuster etc. - bald aufzusperren. Das wäre schön, wird aber wohl nicht passieren. Das weiß Hacker, aber er liebt es eben, gegen den Strom zu schwimmen. Motto: Wien ist anders!
Das dachte ich mir auch, als ich Anfang November an Corona erkrankt war. Von der Gesundheitsbehörde wurde ich erst kontaktiert, als ich schon längst wieder genesen war. Bei den Hotlines hat nie jemand abgehoben. Verlassen konnte ich mich nur auf meinen Hausverstand, denn der Stadt Wien schien es egal zu sein, ob ich mich als Infizierte an die Regeln halte oder eben nicht. Ob ich fahrlässig weitere Menschen anstecke oder mich aus Verantwortungsgefühl in Quarantäne begebe - in der Amtssprache heißt das übrigens „absondern“.
Meinen diesbezüglichen Bescheid von der Bezirks-Gesundheitsbehörde habe ich vorgestern, 65 Tage nach meinem positiven Testergebnis, erhalten (siehe unten). Nicht mit der Schneckenpost oder einer Brieftaube, sondern per Mail. „Frau C. B. wird durch den Magistrat Wien abgesondert, dies vom 4. 11. 2020 bis einschließlich 14. 11. 2020.“ Den Erhalt des Bescheides solle ich bitte bestätigen.
Das habe ich gemacht. Und zwar mit den Worten: „Soll das ein Witz sein? Ich bin aus meiner Erdhöhle nämlich schon mehr als zwei Monate wieder draußen!“ Wien ist wirklich anders.
Conny Bischofberger, Kronen Zeitung
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