Nach US-Beschluss
Die UNO warnt vor einer Hungersnot im Jemen
Der Beschluss der US-Regierung, die dschihadistischen Huthi-Rebellen im Jemen auf ihre Terrorliste zu setzen, ist nach Expertensicht nutzlos und kommt zum falschen Zeitpunkt: In dem stark verarmten Bürgerkriegsland lebt ein überwiegender Teil der Bevölkerung in von Huthis kontrollierten Gebieten. Durch juristische Konsequenzen oder Sanktionen, die aus dem US-Beschluss folgen, könnten wichtige Hilfsprojekte beeinträchtigt, verzögert oder gestoppt werden. Internationale Organisationen befürchten katastrophale Folgen für Millionen Menschen.
In der Hauptstadt Sanaa zeigt sich das Leid in erschreckendem Ausmaß. Dutzende Kinder mit völlig abgemagerten Körpern werden etwa im Sabin-Krankenhaus versorgt. Familien aus anderen von den Huthis beherrschten Provinzen können sich behandeln lassen. Die Abteilung für Unterernährung wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem UNO-Kinderhilfswerk Unicef unterstützt. „Unsere Kinder blicken jeden Tag dem Tod ins Auge. Sie bekommen kein Essen, keine Gesundheitsversorgung und keines ihrer Rechte“, sagte Fatma Ahmad der Deutschen Presse-Agentur. „Der Krieg hat uns alles geraubt“, sagt Ahmad, Mutter eines stark unterernährten Mädchens. Es gebe „keine Gehälter oder Medizin“ und auch kein „Essen, um den Magen zu füllen“.
US-Beschluss schwächt Huthis nicht
Im Jemen kämpft ein von Saudi-Arabien angeführtes Militärbündnis an Seite der Regierung gegen die Huthis, die vom Iran unterstützt werden. Im Norden und Westen beherrschen sie so gut wie alle Bereiche des täglichen Lebens. Experten zufolge zielt die Einstufung der Huhtis als Terrororganisation durch die USA unter Noch-Präsident Trump vor allem darauf ab, die Iran-Politik des künftigen US-Präsidenten Joe Biden zu erschweren. Es gibt keine Anzeichen, dass die Huthis dadurch militärisch geschwächt oder der Kampf gegen sie erleichtert wird.
„Gewaltige Hungersnot droht“
UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock schrieb bei Twitter: „Es könnte der Tropfen sein, der das Fass im Jemen zum Überlaufen bringt.“ Nun drohe „nicht nur eine kleine Hungersnot, sondern eine wirklich gewaltige“.
Das Kinderhilfswerk Unicef hatte bereits letztes Jahr, verschärft durch die Corona-Krise, Höchstwerte bei der akuten Unterernährung von Kindern unter fünf Jahren gemeldet.
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