Niessl vorgeladen

„Tut mir leid, ich habe die Bank ruiniert“

Burgenland
15.01.2021 10:03
Erschütternde Worte hatte Bankchef Martin Pucher am 14. Juli zu Mittag im Büro in Mattersburg zu einem damaligen Vorstand gesagt. „Pucher war in Tränen aufgelöst“, schilderte nun der Zeuge im U-Ausschuss zum Millionen-Fiasko. Vom Geständnis seines Vorgesetzten sei er völlig überrascht worden, betonte der Befragte.

„Von den Malversationen hatte ich keine Ahnung, genauso wie meine Kollegen“, gab der Ex-Vorstand an. Zum Verdacht, dass - wie berichtet - Sitzungen durch fingierte Protokolle vorgetäuscht worden seien, wollte er nichts sagen. 11.000 € brutto habe er als Vorstand verdient. Zudem war er Kassier beim SV Mattersburg - und das, obwohl ihn Fußball gar nicht interessiere. Das Verhältnis zwischen Pucher und Vorständin Franziska K. beschrieb er als äußerst schlecht (siehe Faksimile in unserer heutigen Printausgabe).

Dass die Bank den SVM mit 300.000 € im Jahr und Erfolgsprämien gesponsert hatte, gab der zweite Zeuge an. Der Wirt und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende seit Mitte der 1990er-Jahre sieht sich als Opfer des Skandals: „Ich wurde enttäuscht und getäuscht. Meine Konten sind gesperrt, meine Altersplanung ist dahin.“

Der Hauptbeschuldigte ist bislang einer Befragung aus gesundheitlichen Gründen ferngeblieben. Die Überprüfung von Puchers ärztlichem Attest durch einen Gutachter ist in Auftrag gegeben. „Ein Ergebnis ist in der dritten Jänner-Woche zu erwarten“, heißt es aus dem Ausschuss. Ähnliches gilt für Ex-Vorständin Maria Pleier. Schon zweimal verschoben werden musste die Befragung des früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Giefing. Er ist nächste Woche dran. Fix ist auch, dass zehn weitere Zeugen vorgeladen werden, darunter Altlandeshauptmann Hans Niessl, Bürgermeisterin Ingrid Salamon als Aufsichtsrätin der Fußballakademie, Franz Wohlfahrt (einst Novomatic), Franz Lederer (einst SVM) und Puchers Chefsekretärin.

Eine interessante Frage hatte Roland Fürst von der SPÖ dem ersten Zeugen zum Abschluss gestellt: „Wenn die Bank am 15. Juli nicht geschlossen worden wäre, würde es sie dann noch geben?“ Noch interessanter war die Antwort: „Ich glaube fast schon.“

Karl Grammer, Kronen Zeitung

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