Die Plagiatsvorwürfe von Ex-Ministerin Christine Aschbacher haben Diskussionen losgetreten. Einer, der das Ganze aufgedeckt hat, ist der Plagiatsgutachter („Plagiatsjäger“) Dr. Stefan Weber. Im krone.tv-News-Talk mit Moderatorin Raphaela Scharf spricht er über die Initialzündung, die Qualität der schriftlichen Arbeiten und über ein gesellschaftliches Problem, basierend auf der sogenannten Titelsucht.
Fernsehinterview als Auslöser Es ist der 29. November 2020. Plagiatsprüfer Dr. Stefan Weber verbringt einen gemütlichen Abend mit seiner Frau bei den Abendnachrichten. Doch nicht nur ihm, sondern auch seine Lebensgefährtin fällt etwas auf: „Wir haben bemerkt, dass das ein oder andere sprachliche Hoppala von der Frau Ex-Ministerin produziert wird.“ Anschließende Recherchen veranlassen Weber zur Bestellung der Masterarbeit von Christine Aschbacher. Im Dezember bestellt, im Jänner erhalten und anschließend durch eine Plagiatssoftware laufen lassen. Daraufhin prüft der Plagiatsgutachter die Doktorarbeit. „Und dann hab' ich erst gesehen: Die Doktorarbeit ist ja noch schlimmer als die Masterarbeit.“
Christine Aschbacher
(Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Schneller Rücktritt überraschend Die Konsequenz konnte nach der Aufdeckung nur der Rücktritt sein. Trotzdem zeigt sich Weber etwas überrascht über die rasche Umsetzung. „Der Rücktritt war unvermeidlich, aber es hat mich sehr erstaunt, dass er so schnell kam.“ Genau zwei Tage nach dem Publikwerden verabschiedet sich die ehemalige Arbeitsministerin aus dem Regierungskabinett. Zum Vergleich: Der ehemalige deutsche Bundesminister Karl Theodor zu Guttenberg hat sich im Jahr 2011 erst nach einigen Wochen zurückgezogen.
Der Rücktritt war unvermeidlich, aber es hat mich sehr erstaunt, dass er so schnell kam.
Plagiatsprüfer Dr. Stefan Weber
Titelkult in Österreich Der in Salzburg lebende Stefan Weber sieht in unserer Gesellschaft ein massives Problem. Die Titelsucht der Österreicherinnen und Österreicher kann er nicht nachvollziehen. Außerdem sieht er ein gesamtgesellschaftliches Problem, wenn Dutzende schriftliche Arbeiten abgeschrieben sind bzw. mangelnde Qualität aufweisen. „Speziell in den letzten beiden Jahrzehnten haben wir darauf vergessen, auf die Qualität der Arbeiten zu achten“, so Weber.
Den ganzen Talk mit Dr. Stefan Weber sehen Sie im Video oben.
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