Österreich holt auf

Beim Impfen ist die Welt nicht eins

Ausland
19.01.2021 06:02

Österreich holt beim Impfen auf, trotz eines Lieferengpasses bei Pfizer. Der Wirkstoff von AstraZeneca soll schneller kommen. Und sonst befindet sich die Welt zwischen Impfvorteilen für Reiche und Prominente sowie der Sinnfrage für Alte.

Nach dem zähen Impfstart wird es langsam: Bis Montag waren laut Impf-Plattform 102.790 Österreicher geimpft. Pfizer hat einen Engpass und liefert diese Woche nur 60 Prozent. Die einmalig 20 Prozent weniger werden „nicht der große Einschnitt sein“, beruhigt dazu das Gesundheitsministerium. Man habe ja noch etwas „Puffer“.

Anschobers Ziel ist es, dass im ersten Quartal 600.000 Menschen in Österreich geimpft sind. (Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER)
Anschobers Ziel ist es, dass im ersten Quartal 600.000 Menschen in Österreich geimpft sind.

Kärnten: Anzeige wegen Vorreihungsvorwürfen
Falls nicht alles für selbst ernannte Vorgereihte im Land aufgebraucht wird: Für Unverständnis und Ärger sorgen allen voran Politiker und örtliche Prominenz, die bei den von den Alten- und Pflegeheimen georderten Impfdosen mitnaschen. Da sollen Leute als vermeintliche Hochrisikopatienten eingetragen worden sein, um früher an die erste Teilimpfung zu kommen, auch von Geschenken an Heime ist die Rede. In Kärnten hat das Land in einem Fall eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft angekündigt. Auch in Salzburg und Oberösterreich waren Vorwürfe laut geworden, ebenso im Burgenland, die man gegenüber der „Krone“ zurückwies.

Die Vorgabe des Ministeriums hier ist klar: Übrig gebliebene Impfdosen sollen an Ersatzpersonen verimpft werden - aber eben der Prioritätenreihung nach. Und da wären etwa Politiker generell noch nicht an der Reihe. So ein Vordrängen ist auch bei der Bioethikkommission nicht gern gesehen: „Wir haben derzeit noch einen Impfstoffmangel, deshalb gibt es auch eine Prioritätenliste. Wir brauchen das Vertrauen, dass in der richtigen Reihenfolge geimpft wird - und das kann man als Einwohner von Österreich ja wohl auch verlangen“, so die Vorsitzende Christiane Druml.

Geimpftes Personal am Wiener AKH (Bild: APA/RICARDA HUBER)
Geimpftes Personal am Wiener AKH

Kurz mal weg nach Dubai für eine Spritze
Eine Lösung heißt AstraZeneca: Mit sechs bis acht Millionen Impfdosen soll hierzulande die breite Masse geimpft werden. Die Marktzulassung wird für Ende Jänner erwartet. So lange will Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nicht warten: Er macht Druck auf die Europäische Arzneimittelbehörde, diesbezüglich rasch eine Entscheidung, „natürlich basierend auf allen wissenschaftlichen Fakten“, zu treffen.

Mutation auch in Proben aus Tirol, Salzburg und Wien nachgewiesen
Das wäre vor allem auch hinsichtlich der britischen Virus-Mutation B.1.1.7. hilfreich: Sie wurde in 46 von 53 bisher sequenzierten - also genauestens untersuchten - Proben aus Tirol, Salzburg und Wien nachgewiesen, nur nicht in - wie vermutet - Proben aus Kärnten. Ein Ergebnis zu 100 weiteren Verdachtsfällen steht noch aus. Die nun bestätigten Fälle zeigen, „dass - wie in ganz Europa - die hoch ansteckende Virus-Variante auch bei uns angekommen ist“, so Minister Rudolf Anschober (Grüne).

Impfreisen nach Dubai
Unterdessen wird anderswo groß geurlaubt: Die Vereinigten Arabischen Emirate entwickeln sich zum Urlaubs-Hotspot. Sie sind nach Israel Impf-Weltmeister, mehr als 1,8 Millionen Leute wurden schon immunisiert. Streng sind die Beschränkungen dort längst nicht mehr, im Web sind Promis und Stars beim Sonnentanken zu beachten. Und ein Privatklub bot laut dem britischen „Telegraph“ Impfreisen nach Dubai an, gegen entsprechendes Kleingeld.

Ein neu eröffnetes Impfzentrum in New York City (Bild: APA/AFP/Kena Betancur)
Ein neu eröffnetes Impfzentrum in New York City
Ein Mann in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf dem Weg zur Impfung (Bild: APA/AFP/GIUSEPPE CACACE)
Ein Mann in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf dem Weg zur Impfung

Währenddessen poppte ebenfalls im Internet die Diskussion auf, ob alte schwer kranke Menschen überhaupt noch geimpft werden sollten - nachdem in Norwegen 23 Personen über 85 nach der Spritze gestorben waren. Sie alle hatten an schweren Vorerkrankungen gelitten.

Silvia Schober, Kronen Zeitung/krone.at

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