Nach Amazon-Sperre

Parler mit russischer Hilfe teils wieder online

Web
19.01.2021 08:02

Die bei Anhängern von US-Präsident Donald Trump beliebte Twitter-Alternative Parler ist mit russischer Hilfe teilweise wieder online. Am Montag war auf dem Netzwerk aber nur eine Botschaft des Firmenchefs John Matze zu sehen, in der er erklärt, man arbeite an der Wiederherstellung der Funktionen der sozialen Plattform. Dem Internetexperten Ronald Guilmette zufolge gehören die jetzt von Parler benutzten Internetadressen einer Firma, die von zwei Russen geleitet wird.

Einem Reuters-Bericht zufolge handelt es sich dabei um die Firma DDos-Guard, die in der Vergangenheit laut Guilmette bereits mit rassistischen Internetseiten zusammengearbeitet hatte. Zudem habe das Unternehmen Seiten der russischen Regierung unterstützt. Weder Parler-Chef Matze noch DDos-Guard antworteten zunächst auf Reuters-Anfragen. DDos-Guard führe auf seiner Webseite zwar eine Adresse in Schottland unter dem Firmennamen Cognitive Cloud LP an, erklärte Guilmette. Diese Firma gehöre allerdings zwei Russen aus Rostow am Don. Einer der beiden Männer hatte der Zeitung „Guardian“ vor kurzem gesagt, ihm seien nicht alle Inhalte bekannt, die über die Firma verbreitet würden.

„Kill‘em All“
Amazon hatte Parler nach dem Sturm auf das US-Kapitol vom Netz genommen, Google und Apple warfen die dazugehörige App aus ihren Stores. Die Unternehmen führten an, dass die Plattform keine ausreichenden Regelungen zum Schutz vor gefährlichen Inhalten biete. Amazon nannte als Beispiel Beiträge wie „Nur ein toter Demokrat ist ein guter Demokrat. Kill‘em all.“ Parler entgegnete, die meisten problematischen Beiträge seien entfernt worden. Beleidigungen - wie etwa gegen die ehemalige First Lady Michelle Obama - seien zwar hasserfüllt, aber durch die Verfassung geschützt. Die Plattform hat deshalb Klage gegen Amazon eingereicht.

(Bild: parler.com)

„Unparteiischer öffentlicher Platz“
Parler selbst bezeichnet sich einer aktuellen Mitteilung auf der Website zufolge als „unparteiischen öffentlichen Platz“, auf dem Individuen ihre Rechte auf Privatsphäre und freie Meinungsäußerung genießen und ausüben könnten. Tatsächlich gilt die 2018 gestartete Plattform als Sammelbecken für Rechtsextreme, die inzwischen aufgrund des stärkeren Vorgehens gegen Falschmeldungen sowie rassistische und gewaltverherrlichende Inhalte auf Twitter und Facebook zumeist nicht mehr geduldet werden. Matze bezeichnete die Rückkehr der Plattform, aller Widerstände zum Trotz, als „unvermeidlich“. “Trotz der Drohungen und Belästigungen hat kein einziger Parler-Mitarbeiter gekündigt. Wir werden als Team stärker.“

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