Höllenlärm im Ozean

Sonar-Geräusche treiben Meerestiere in den Wahnsinn

Wissenschaft
24.11.2010 12:44
Meerestiere allgemein und Wale und Delfine im Besonderen leben in einer akustisch orientierten Welt. Mittels eines hochentwickelten Echoortungssystems orientieren sich die Tiere im Meer und finden so auch ihre Beute. Sie reagieren daher extrem empfindlich auf Schallwellen. Doch die zunehmende Lärmbelastung im Meer durch Sonarwellen von U-Booten und den Lärm von Schiffen und Industrie wird der eigene Lebensraum für die Tiere zur Belastung. Forscher sehen darin auch einen der Hauptgründe, das immer größere Gruppen der intelligenten und sensiblen Meeressäuger stranden.

Unsere Ozeane entwickeln sich zur Lärm- und Schmutzhölle. Es gibt Lärmquellen, die die Meere mit mehr als 260 Dezibel beschallen, zum Beispiel militärische Sonare. Durch die Sonar-Signale der U-Boote, der Schifffahrt und der Industrie sowie seismische Untersuchungen, bei denen Schallwellen eingesetzt werden, um den Meeresgrund nach Erdöl- und Erdgasvorkommen abzusuchen, nimmt der Lärmpegel in Meer stetig zu. Für sensible Meerestiere, die in einer auf Akustik basierten Welt leben, wird das zum massiven Problem.

Der Schalldruck, der durch Sonargeräte in U-Booten erzeugt wird, ist mehr als 10.000 Mal so groß wie der eines Presslufthammers in einem Meter Abstand. Die enthaltene Schallintensität ist sogar über 100 Millionen Mal größer. Noch dazu unter Wasser, wo sich Schall viel effizienter ausbreitet als in der Luft und noch in 1.000 Kilometern Entfernung eine Unterhaltung unmöglich machen kann. Für Meeresbewohner ist dies zu laut, viel zu laut - sie fliehen, ändern ihr Verhalten, tauchen zu schnell auf oder stranden und verenden kläglich. 

Zusammenhang zwischen Sonar und Strandungen
Bereits seit den 1960er-Jahren kommt es immer wieder zu Strandungen von Walen und Delfinen nach militärischen Übungen. Da U-Boote allerdings in den letzten Jahren immer mehr aktives Sonar verwendet haben, hat die Lärmbelästigung für die Meeressäuger massiv zugenommen. Erst im Februar 2009 verendeten über 200 Breitschnabeldelfine nach Marineübungen auf den Philippinen. Sie waren voller Panik in seichte Gewässer geschwommen und dann gestrandet.

Wissenschaftler sehen mittlerweile einen Zusammenhang zwischen dem Lärm im Meer und den Strandungen von Delfinen und Walen. Die Tiere reagieren extrem gestresst auf die Geräuschkulisse, ihre empfindlichen Hörorgane werden beschädigt und sie verlieren die Orientierung. Außerdem trübt der permanente Lärm ihre Umgebungswahrnehmung und beeinträchtigt die Kommunikation zwischen den sozialen Tieren. Zusätzlich wird ihnen die Nahrungssuche erschwert, da sie ihre Beute nicht mehr orten können. Ein Umstand, der durch die massive Überfischung der Meere zusätzlich gefährlich wird. 

Stress für die empfindlichen Tiere
Der dauerhafte Stress führt auch zu Verhaltensänderungen. Immer wieder wurde beobachtet, dass Wale und Delfine versuchen, dem Lärm zu entfliehen, und dabei oft zu schnell auftauchen. Man entdeckte bei ihnen in Folge dessen ähnliche Symptome wie bei der Taucherkrankheit. Geschwächte Tiere werden dann eine leichte Beute für Haie und andere Fressfeinde.

Ihre akustische Sensibilität macht auch das Leben in Delfinarien und Aquarien für die Tiere zur Belastung. Eingesperrt in Betonbecken wird der Schall, den die Tiere zur Orientierung aussenden, immer wieder von den Wänden zurück geworfen. 

Kampagne gegen Lärmbelästigung im Meer
Die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS startete im Herbst 2010 ihre Kampagne "Sonar Sucks" (auf Deutsch: Sonar nervt). Auf der Website kann man mit einem Foto von sich gegen die Lärmbelästigung demonstrieren. Die Kampagne hat bereits einige prominente Unterstützer gefunden. Auch "Krone"-Tierlady Maggie Entenfellner setzt sich für die Stille im Meer ein: "Der Lärm in den Ozeanen ist vergleichbar mit einem Rockkonzert. Nur wir können uns danach in die eigene vier Wände zurückziehen - Wale nicht!" Den Link zur Website findest du in der Infobox.

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