Derzeit gebe es zwar noch „null Chance“ auf einen allgemeinen Bremseffekt der Pandemie durch die kürzlich gestartete Corona-Impfung, meint der Simulationsforscher Niki Popper von der Technischen Universität (TU) Wien. Einzige Ausnahme: Die Pflege- und Altenheime. Hier ist er zuversichtlich - und blickt gebannt auf erste Erfahrungen in Israel.
Dass es durch die beginnenden Impfungen zu einer Ausbreitungsreduktion kommt, sei laut Simulationsforscher Niki Popper erst ab einer Durchimpfungsrate von weit über 50 Prozent zu erwarten. Doch 100-prozentig positiv werde sich aber die Impfstrategie mit dem Vorrang für Alten- und Pflegeheime auswirken. Denn in Folge sei schnell mit einem Sinken der Todesfälle und der Reduktion der Hospitalisierungen zu rechnen. In Israel - dem großen Impf-Vorreiter - müsste sich ein derartiger Effekt bald einstellen, deshalb „schauen da jetzt alle gebannt hin, was diese Werte betrifft“, so Popper.
Lockdown-Verlängerung macht Sinn
Für tragfähige Prognosen wie schnell sich die neue SARS-CoV-2-Variante in Österreich ausbreitet, fehlen indes noch gesicherte Informationen. Alles warte auf Schätzungen zur aktuellen Verbreitung. Angesichts vieler Fragezeichen, die sich durch die Mutation ergeben, ergebe die Lockdown-Verlängerung Sinn - auch weil die Zahlen nicht so niedrig sind wie erhofft. Rasch umsetzen solle man die „zielorientierte Impfstrategie und schnelle Test- und Isolationsansätze“.
Lokale Cluster schnell erkennen
Die derzeitige Verlangsamung der Verbreitung könnte etwa darauf beruhen, dass die Kontaktnetzwerke durch die Maßnahmen relativ stark lokal beschränkt sind. Wie sich die Situation aber entwickelt, sei momentan zeitlich kaum vorauszusehen. Noch in dieser oder in der nächsten Woche wisse man voraussichtlich mehr, so Popper. Jedenfalls müssten lokale Ausbreitungen schnell erkannt und die Personen isoliert werden, um den aktuellen Vorteil noch zu nutzen.
Alle Experten seien sich aber einig, dass sich die Variante durchsetzen wird, wenn sie nicht von noch besser angepassten Nachfolgern überholt wird. Die Studien, die B.1.1.7. eine höhere Infektiösität bescheinigen, seien „sehr sauber gemacht“, man hoffe aber auf zusätzliche Evidenz aus dem Labor.
Zuwachszahlen noch zu hoch
Die aktuellen Zuwachszahlen sehen laut Popper zwar nicht schlecht aus, „sie sind aber auch nicht so niedrig, wie wir sie gerne hätten“. In den nächsten Wochen erwartet der Forscher nun „de facto einen Wettlauf“, in den man wegen der vielen Unwägbarkeiten besser mit einer vorsichtigen Strategie gehen sollte. Die zentrale Frage sei nämlich, wann - und nicht mehr, ob - der Anstieg der Infektionen mit der neuen Variante passiere.
Hier ist entscheidend, wie rasant die Mutation in Österreich in die kommenden Wochen startet. Ist die Verbreitung aktuell niedrig, beginnt das starke Wachstum entsprechend später. „Ist das erst in fünf Wochen, dann gilt es ‘nur‘ noch weitere fünf Wochen zu überbrücken, bis wieder höhere Temperaturen herrschen“, so Popper. Ähnlich zum Vorjahr sei dann mit einer quasi automatischen Reduktion zu rechnen.
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