Eltern- und Schülervertreter sind besorgt über die Bildungslücken, die durch den langen Fernunterricht immer stärker aufklaffen. Bildungspsychologin Christiane Spiel und Bildungsexperte Andreas Salcher hatten zuletzt im „Krone“-Interview betont, wie wichtig eine Rückkehr der Schüler in den Präsenzunterricht ist. Indes ist auch um die Betreuung an den Schulen während des Lockdowns eine heiße Debatte entbrannt.
Lange wurde mit einer Schulöffnung am 18. Jänner gerechnet, dann stand der 25. Jänner als Neustart im Raum. Am Sonntag verkündete die Bundesregierung, dass die Rückkehr in die Klassenzimmer erst nach den Semesterferien erfolgen soll - im Schichtbetrieb.
„Das ewige Hin und Her ist nervenaufreibend“, seufzt Elisabeth Rosenberger, Vorsitzende des Bundeselternverbands. „Wenn Skibetrieb möglich ist, warum dann Schulbetrieb nicht? Schule ist wichtiger als Lifte“, hadert Rosenberger damit, dass die britische Corona-Mutation auch den Schul-Lockdown verlängert hat: „Gesundheit und Bildung dürfen nicht dem Tourismus und der Wirtschaft geopfert werden.“ Im Büro des Verbandes laufen die Telefone heiß: „Die Eltern sind in der Frage der Schulöffnung gespalten. In der jetzigen Situation kann man es niemandem recht machen“, spricht sich die Mutter dreier Söhne für einen sicheren Vor-Ort-Betrieb mit Testungen, Abstand und Masken aus.
Die Eltern sind in der Frage der Schulöffnung gespalten. In der jetzigen Situation kann man es niemandem recht machen.
Elisabeth Rosenberger, Vorsitzende im Bundeselternverband
Psychische Probleme bei Schülern nehmen zu
„Die Kinder haben es einfach satt“, ist Rosenberger besorgt. Auch Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek bestätigt: „Das größte Problem ist die psychische Gesundheit. Der Druck ist enorm, und wir Schülerinnen und Schüler verbringen oft den ganzen Tag vor dem Bildschirm, um die Arbeitsaufträge zu erfüllen“, so die Maturaklasslerin am BRG Baden. Die 18-Jährige begrüßt die Covid-Testungen, fordert aber, dass auch die Situation in Schulbussen und Foyers bedacht wird: „Ein gestaffelter Schulstart kann helfen, die Zahl der Begegnungen an einem Unterrichtstag zu reduzieren.“
Der Druck ist enorm. Wir Schülerinnen und Schüler verbringen oft den ganzen Tag vor dem Bildschirm, um die Arbeitsaufträge zu erfüllen.
Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek
Was Bosek Sorgen bereitet: „Jeder einzelne verlorene Tag vergrößert die Bildungslücken.“ Dies unterstreicht Evelyn Kometter, Vorsitzende im Dachverband der Pflichtschul-Elternvereine: „Der Ausbau des Förderunterrichts an den Schulen in den Ferien ist das Gebot der Stunde. Zu viele Kinder verlieren den Anschluss.“
Heiße Diskussionen um „ausgedünnte“ Schulen
Sorgen bereiten derzeit auch die Betreuungszahlen an den Schulen. Die Vorgabe der Regierung ist deutlich: Während des Lockdowns sollen Kinder nur in Schulen und Kindergärten geschickt werden, wenn es nicht anders geht. Praktisch sieht es hier landesweit aber unterschiedlich aus. Da säßen an einigen Schulstandorten bis zu 80 Prozent der Schüler in den Klassen, sagte Pflichtschullehrer-Gewerkschafter Paul Kimberger. Auch in Kindergärten ist nicht viel vom Lockdown zu bemerken, viele Einrichtungen berichten von vollen Häusern. Kimberger fordert nun eine Begrenzung des Betreuungsangebots, damit die Ziele des Lockdowns nicht konterkariert würden.
Das sieht Rosenberger kritisch. Es sei zwar wichtig, dass „ausgedünnt“ werden müsse, aber es sei auch wichtig, dass es Betreuung gibt „für alle, die es brauchen“. Die Entscheidung, wessen Eltern als „systemrelevant“ eingestuft würden, ist laut Rosenberger „vermessen“. Mittlerweile werden - wenn auch mit Verzögerungen - die Selbsttests an Schulen ausgegeben. Volksschüler sollen daheim mit den Eltern testen, für Kinder ab Unterstufe bzw. Mittelschule gibt es Anleitungen etwa durch Videos und Schulärzte.
Anja Richter, Kronen Zeitung
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