Weil sie ihrem Beruf als Sexarbeiterin aufgrund der Corona-Pandemie nur eingeschränkt nachgehen kann, hat die US-Pornodarstellerin Lonna Wells einen Job bei der Fast-Food-Kette Taco Bell angenommen. Sie habe schon beim Vorstellungsgespräch auf ihren anderen Beruf hingewiesen und sei trotzdem eingestellt worden. Sie sei aber gefeuert worden, als ein Kunde sie erkannte und sich beim Filialleiter beschwerte, klagt die 33-Jährige. Taco Bell stellt die Sache anders dar.
Sie habe den Job bei Taco Bell in einer 8000-Einwohner-Kleinstadt im US-Bundesstaat Arkansas angenommen, um während der Pandemie Geld für ihre Familie heranzuschaffen, erzählt Wells dem US-Nachrichtenportal „The Daily Beast“. Und sie habe sich wirklich ins Zeug gelegt. „Ich bin früher gekommen als ich musste und habe Neun-Stunden-Schichten ohne Mittagspause gemacht, weil sie einen in Arkansas keine Mittagspause machen lassen müssen, wenn man während der Arbeit essen kann.“ Sie habe wirklich hart für das Fast-Food-Lokal gearbeitet.
Von Kunden erkannt, prompt gefeuert
Trotzdem habe man sie von einem Tag auf den anderen entlassen, nachdem ein Kunde die 33-Jährige erkannt und sich bei der Filialleitung beschwert hatte. Dabei habe sie beim Vorstellungsgespräch ganz transparent auf ihren anderen Job als Pornostar hingewiesen. Dass sie Videos für Plattformen wie PornHub oder OnlyFans produziere, sei kein Problem, sei ihr versichert worden. Sie zitiert den Filialleiter, der gesagt haben soll: „Was Sie in Ihrer Freizeit machen, ist Ihre Angelegenheit.“
Sie haben nicht mal gewartet, bis ich vor Ort war, um es mir zu sagen.
Lonna Wells, Sexarbeiterin
Nach nicht einmal einer Woche wendete sich das Blatt: Ein laut Wells „gottesfürchtiger“ Kunde habe sie erkannt und eine offizielle Beschwerde eingereicht, weil sie in Internetpornos zu sehen sei. 30 Minuten vor Dienstantritt habe sie dann den Anruf erhalten, dass sie nicht mehr zu kommen brauche. „Sie haben nicht mal gewartet, bis ich vor Ort war, um es mir zu sagen. Ich habe sofort losgebrüllt. Ich weiß nicht einmal, ob es war, weil ich aufgewühlt oder verärgert war, oder beides.“ Wells spart auf Twitter nicht an Kritik an ihrem ehemaligen Arbeitgeber.
Taco Bell dementiert Entlassung wegen Pornos
Die Fast-Food-Kette dementiert, Wells wegen ihrer Auftritte im Internet und der Kundenbeschwerde gefeuert zu haben. Sie sei vielmehr vom lokalen Franchise-Nehmer, der das Lokal betreibt, wegen der Verletzung interner Richtlinien und Prozeduren gefeuert worden, heißt es. Wells weist das zurück und bleibt bei ihrer Darstellung, sie sei wegen ihres anderen Berufs diskriminiert worden. Einen Job in einem anderen Fast-Food-Lokal in der Stadt anzunehmen schließt sie aus. „Ich wohne in einer so kleinen Stadt, dass jeder alles über das Geschäft der anderen weiß.“
Wir sind es leid, dabei zuzuschauen, wie unsere Gemeinschaft von marginalisierten Arbeitern für ihre Zeit in der Erwachsenenfilm-Branche an den Pranger gestellt wird.
Statement der Adult Performance Artists Guild
Kritik an der Entlassung kommt neben der Betroffenen selbst auch vom Sexarbeiter-Verband Adult Performance Artists Guild (APAG). Dessen Vorsitzende: „Wir sind es leid, dabei zuzuschauen, wie unsere Gemeinschaft von marginalisierten Arbeitern für ihre Zeit in der Erwachsenenfilm-Branche an den Pranger gestellt wird.“ APAG wolle die Debatte über das Thema nach Washington tragen und habe Kontakt zu mehreren Senatoren aufgenommen.
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