Was Forscher schon seit Ausbruch der Corona-Pandemie befürchten, ist nun bestätigt: Menschenaffen sind genauso anfällig für Covid-19 wie wir Menschen. Das Virus könnte der Todesstoß für Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans sein, die schon bisher durch illegale Jagd und Verlust ihres Lebensraumes durch Abholzung der Regenwälder vom Aussterben bedroht sind.
Keine guten Nachrichten für alle wildlebenden Menschenaffen in Afrika und Asien: Seit Beginn der Pandemie warnen Forscher vor einer möglichen Übertragung des Coronavirus auf Menschenaffen.
Im Zoo von San Diego wurden im Jänner 2021 mehrere Gorillas positiv auf das Virus getestet. Es handelt sich um die ersten dokumentierten Fälle von infizierten und erkrankten Menschenaffen. Die Tiere befinden sich in Quarantäne.
Jane Goodall: „Bedrohung für Tiere real“
„Meinen Informationen zufolge ist die Quelle der Infektion ein asymptomatischer Zoomitarbeiter und das trotz strenger Sicherheitsprotokolle (...) Dies zeigt uns einmal mehr, wie eng der Mensch mit der gesamten Natur verbunden ist und der Transfer von Zoonosen in beide Richtungen erfolgt“, sagte Dr. Jane Goodall in einer ersten Reaktion. Die schlechte Nachricht, so die weltberühmte Artenschützerin: „Für Menschenaffen, die genetisch so nah am Menschen und daher besonders anfällig für menschliche Krankheiten sind, ist die Bedrohung durch Covid-19 genauso real wie für uns.“
„Wir müssen eine Übertragung auf die wildlebenden Schimpansen unbedingt verhindern. Denn es ist nicht möglich einzelne Tiere oder Gruppen in freier Wildbahn unter Quarantäne zu stellen“, so Dr. Peter Appell, Veterinärmediziner und Projektleiter beim Jane Goodall Institut in Uganda.
Populationen in Gefahr
Auch eine medizinische Behandlung ist im Regenwald praktisch unmöglich, so der Tierarzt: „Freilebende Schimpansen sind äußert scheu, aber sehr klug. Das Aufspüren kranker Tiere würde zu viel an wertvoller Zeit in Anspruch nehmen und sobald die Gruppe merkt, dass wir ein Tier separieren, fliehen die anderen. Zudem gibt es für Schimpansen derzeit keine erforschte Covid-Behandlung.“ Sollten die Mortalitätsraten ähnlich jener des Menschen sein, könnte die Corona-Pandemie Populationen von Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans auslöschen, warnt er.
Genaue Beobachtung in San Diego
Aus diesen Gründen wird der Krankheitsverlauf der Gorillas in San Diego von WissenschaftlerInnen weltweit genau verfolgt. Bisher ist nicht bekannt, wie schwer sich eine Infektion bei Menschenaffen auswirkt. Aufgrund der Ähnlichkeit der DNA von Mensch und Menschenaffe - jene der Schimpansen etwa ist zu 98,8 Prozent ident mit unserer - sind Menschenaffen anfällig für Atemwegserkrankungen. „Wir wissen nicht, wie sich die Infektion auf die Gorillas auswirken wird, und auch nicht, ob nicht noch weitere Symptome dazukommen“, heißt es in einer Stellungnahme des Zoos.
Vorsichtsmaßnahmen in Afrika
Viele Nationalparks in Afrika waren oder sind zum Schutz der Tiere derzeit geschlossen. Das Risiko für frei lebende Primaten bleibt, denn die Tiere halten sich nicht an die Grenzen der Parks, sodass der Kontakt mit Menschen in anliegenden Gebieten nicht ausgeschlossen werden kann. Eine weitere potenzielle Gefahr sind Wilderer, die in den Wäldern mit Schlingfallen illegal nach Buschfleisch jagen, Tiere gefangen nehmen und - trotz Verbot - auf Märkten verkaufen. Dieses Geschäft ist brutal und gefährlich, aber ein millionenschweres Geschäft, das weltweit floriert.
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