Chesley Sullenberger ist ein weltberühmter Mann. Falls Ihnen dieser Name nichts sagen sollte: Der Pilot ist Ihnen vermutlich besser unter seinem Spitznamen bekannt. Sully verhinderte im Jahr 2009 mit einer spektakulären Notwasserung im New Yorker Hudson River eine Katastrophe und sorgte so für Furore. Trotz ausgefallener Triebwerke, brennender Motoren und null Schubkraft landet er die Maschine. Alle Insassen überleben den Flug, auf den Dank eines Passagiers antwortet er lächelnd: „Gern geschehen!“. Nun feiert der Mann, der sich partout nicht Held nennen möchte, seinen 70. Geburtstag.
Bescheidenheit zeichnet den „Held vom Hudson“ auch heute noch aus. „Gegen das ‘H‘-Wort habe ich mich immer gewehrt“, so der amerikanische Pilot Chesley B. „Sully“ Sullenberger. Fliegerei sei ein „Teamsport“ und wie so oft im Leben habe Zusammenarbeit damals zum Erfolg geführt und Leben gerettet. Er blickt zwölf Jahre zurück - auf seine spektakuläre Notwasserung vom 15. Jänner 2009.
Triebwerke fielen aus, Motoren brannten, Schubkraft weg
Ob er es mag oder nicht, für viele Menschen ist Sully der „Hero“ schlechthin. 155 Menschen waren an Bord von US-Airways-Flug 1549, nach einer Stunde Flug sollte der Airbus in Charlotte (North Carolina) landen. Doch kurz nach dem Start auf dem New Yorker LaGuardia Flughafen fielen durch die Kollision mit einem Gänseschwarm beide Triebwerke aus. Die Motoren brannten, die Schubkraft war weg, an eine Rückkehr zur Startbahn oder den Anflug eines anderen Flughafens war nicht zu denken. Copilot Jeff Skiles gab das Steuer an Sullenberger ab.
"Das kann nicht wahr sein!“
„Ich wusste sofort, das dies ein einzigartiger Notstand ist, die größte Herausforderung, der schlimmste Tag meines Lebens“, erinnert sich Sullenberger. In den ersten Sekunden habe er drei Gedanken gehabt: „Das kann nicht wahr sein! Das kann mir doch nicht passieren! Und dann die Erkenntnis, dass im Gegensatz zu all meinen früheren Flügen, dieser wohl nicht unversehrt auf einer Landebahn endet.“
Ich wusste sofort, das dies ein einzigartiger Notstand ist, die größte Herausforderung, der schlimmste Tag meines Lebens (...) Wenn nur eine Person nicht überlebt hätte, hätte ich das als tragisches Versagen empfunden und mein Leben lang zutiefst bedauert.
Sully
„Wir gehen auf den Hudson runter“
Doch sein Ziel sei klar gewesen, die Maschine intakt runter zu bringen und damit alle Menschen an Bord zu retten. „Wenn nur eine Person nicht überlebt hätte, hätte ich das als tragisches Versagen empfunden und mein Leben lang zutiefst bedauert.“ „Wir gehen auf den Hudson runter“, funkte der damals 57-Jährige mit ruhiger Stimme an den Tower. Die Wasserung im eisigen Hudson River vor der Skyline von New York war eine fliegerische Meisterleistung. Der Airbus überschlägt sich nicht, bricht nicht auseinander, als er mit Tempo 250 auf das Wasser knallt.
Kapitän verlässt als Letzter die Maschine
Ein Schnitt im Bein einer Stewardess ist die schlimmste Verletzung. Innerhalb von wenigen Minuten und fast ohne Panik klettern die Passagiere auf die Tragflächen des schwimmenden Fliegers. Boote kommen zur Rettung. Sullenberger, ein ehemaliger Militärpilot mit 40 Jahren Flugerfahrung, geht als Letzter von Bord. Er sucht zuvor noch einmal die sinkende Maschine ab, um auch wirklich niemanden zurückzulassen. Den Dank eines Passagiers quittiert er mit einem Lächeln und den Worten „Gern geschehen“. Seiner Frau Lorrie und den beiden Töchtern daheim in Kalifornien berichtete er kurz danach am Telefon ruhig: „Hier gab es einen Unfall.“ Wenige Monate später saß er wieder im Cockpit.
Kinofilm, Talkshows und Treffen mit Obama
Danach bricht eine wahre „Sullymanie“ aus. Er wird zu Interviews und Talkshows eingeladen, wird von Barack Obama zu dessen Vereidigung eingeladen. „In den ersten Monaten bekamen wir 50.000 Briefe und E-Mails.“ Auf seiner „Facebook“-Seite hat er mehr als 600.000 Fans. Er schrieb eine Autobiografie („Man muss kein Held sein“) - später die Vorlage für Clint Eastwoods Film „Sully“ (2016), für den Tom Hanks die Hauptrolle übernahm. Seit 2010 ist Sullenberger, der im US-Wahlkampf Joe Biden unterstützte, im Ruhestand und setzt sich als Experte weiter für Flugsicherheit und Unfallermittlungen ein.
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