Auf dem Vormarsch

Erneute Ansteckung mit Südafrika-Mutation möglich?

Ausland
24.01.2021 08:09

Die südafrikanische Coronavirus-Variante 501Y.V2 könnte sich womöglich stärker ausbreiten als die in Europa bisher hauptsächlich verbreitete SARS-CoV-2-Variante. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler in zwei Fachartikeln. Außerdem halten sie es für möglich, dass die Impfstoffe an Wirksamkeit einbüßen und die Mutation zudem zur erneuten Ansteckung bereits genesener Covid-19-Patienten führen könnte.

Die Coronavirus-Variante 501Y.V2 - auch als B.1.351 bekannt - wurde zuerst in Südafrika entdeckt und ist mittlerweile in zahlreichen Ländern, auch in Österreich und Deutschland, nachgewiesen worden.

Wissenschaftler vermuten, dass Antikörper-Therapien und Impfstoffe bei der südafrikanischen Virus-Mutation deutlich an Wirksamkeit einbüßen könnten. (Bild: AP)
Wissenschaftler vermuten, dass Antikörper-Therapien und Impfstoffe bei der südafrikanischen Virus-Mutation deutlich an Wirksamkeit einbüßen könnten.

Mutation kann besser an Zellen andocken
Die Gruppe um Gard Nelson von ImmunityBio in Culver City (Kalifornien, USA) untersuchte die Auswirkungen der genetischen Veränderungen nun mithilfe von Computersimulationen. Ihre Analyse - die allerdings noch nicht durch unabhängige Kollegen begutachtet wurde - ergab, dass das Virus dank der drei Mutationen noch besser an die Zellen anheften kann als etwa die mutierte britische Variante, für die ebenfalls eine bessere Übertragbarkeit angenommen wird. Die effektivere Bindung macht das Virus also ansteckender.

Erhöhte Gefahr für erneute Ansteckung
Bei den betrachteten Änderungen bestehe die Gefahr, dass die Antikörper das Virus nicht mehr „erkennen“, schreiben Nelson und Kollegen weiter. Bei Laborversuchen mit Blut von genesenen Covid-19-Patienten stellten sie außerdem fest, dass die darin enthaltenen Abwehrstoffe eine Infektion von Zellen mit der südafrikanischen Virusvariante in vielen Fällen nicht verhindern konnten. Dieses Ergebnis deute auf eine erhöhte Gefahr einer Reinfektion hin.

In Südafrika gibt es derzeit eine höhere Nachfrage für Särge, aufgrund der Corona-Pandemie und der ansteckenderen Virus-Variante 501Y.V2. (Bild: AFP )
In Südafrika gibt es derzeit eine höhere Nachfrage für Särge, aufgrund der Corona-Pandemie und der ansteckenderen Virus-Variante 501Y.V2.

Drosten glaubt nicht an Ausfall der Impfstoffe
Die südafrikanischen Virologen verwendeten für ihre Untersuchungen jedoch nicht das Blut von Geimpften, was laut dem deutschen Immunologen Carsten Watzl notwendig ist, um Klarheit darüber zu schaffen, ob ein Impfstoff an die neue Variante des Virus angepasst werden müsse. Der Berliner Top-Virologe Christian Drosten hatte erst kürzlich Entwarnung gegeben, was die Anpassung der Impfstoffe an neue Mutationen des Coronavirus angeht. Er glaubt nicht, dass „wir mit einem Ausfall der Impfstoffe rechnen müssen“. 

Der Impfstoff-Forscher Torben Schiffner von der Universität Leipzig bewertet die südafrikanische Studie jedoch skeptischer: „Diese Daten sind deutlich schlechter, als ich erwartet hatte, und deuten darauf hin, dass die Impfstoffe vermutlich früher oder später angepasst werden müssen“, sagte er am Mittwoch in einem Gespräch mit dem MDR.

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