Ärztekammerpräsident

Szekeres für rasche Impfung von Spitzenpolitikern

Politik
24.01.2021 12:25

Wer kommt wann dran? Während in vielen Gemeinden derzeit Aufregung um die Vorreihung von Bürgermeistern in der Impfreihenfolge herrscht, spricht sich einer nun gezielt für eine rasche Impfung von Politikern aus: Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres.

Szekeres plädierte am Sonntag in der ORF-„Pressestunde“ dafür, nach der Immunisierung von Kranken und über 80-Jährigen die Mitglieder der Bundesregierung, der Landesregierungen und den Bundespräsidenten „so bald am möglich“ zu impfen. Der Ärztekammerpräsident hielte dies für „sinnvoll“, weil die Politiker einerseits als Vorbilder dienten und mit ihren Entscheidung viel Verantwortung tragen würden. Außerdem seien sie wegen ihrer vielen Kontakte auch einer besonderen Gefahr ausgesetzt. Zur Diskussion um die frühzeitigen Impfungen von Bürgermeistern sagte Szekeres, dass dies dann Sinn mache, wenn sie regelmäßig in Heimen zu tun hätten. Sollten sie die Impfung aber als Privileg empfangen, wäre das zu verurteilen.

Ärzte sollen Impf-Tempo erhöhen
In der kommenden Woche werden die Rahmenbedingungen für die Impfung bei den niedergelassenen Ärzten geschaffen, sagte Szekeres. „Ich bin dafür, dass alle Ärzte impfen dürfen“, um so an die Geschwindigkeit von Israel heranzukommen, die bereits mit der Immunisierung der Jugendlichen begonnen haben (Bild unten). „Das kann uns gelingen“, so der Ärztekammerpräsident. Dass Israel so schnell die Bevölkerung immunisieren konnte, lag an der raschen Bestellung des Vakzins. Szekeres zufolge hätte die EU mehr Impfstoff früher bestellen müssen. Jetzt müsse man sich „nach der Decke strecken“.

(Bild: AFP)

In Österreich sind zunächst sogenannte mRna-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen. Am kommenden Freitag soll laut Szekeres durch die europäische Zulassungsbehörde EMA die Genehmigung für den Vektorimpfstoff von AstraZeneca erfolgen. Deren nun angekündigten Lieferengpässe seien ein „Rückschlag“ gewesen. Auch müsse man abwarten, unter welchen Rahmenbedingungen das Vakzin zugelassen werde. Sollte der Impfstoff nur für junge Menschen empfohlen werden, dann müsse der Impfplan dementsprechend angepasst und etwa mit der Immunisierung von jungen Risikopatienten begonnen werden.

„Noch vieles offen“
Das Vakzin von AstraZeneca war auch für Verimpfung bei den niedergelassenen Ärzten vorgesehen. Der Impfstoff von Pfizer/Biontech sei wegen der Lagerung bei minus 70 Grad und den heiklen Auftaukriterien für niedergelassene Ärzte „logistisch schwieriger“, so Szekeres. „Aber es lässt sich organisieren. Es ist halt nicht so einfach.“ Der Ärztekammerpräsident vermutet, dass mit der Immunisierung der Risikopatienten im März begonnen werde. Auch er habe seine 86-jährige Schwiegermutter nun für die Impfung angemeldet und warte auf eine Reaktion. Viele ältere Menschen würden bei ihren Hausärzten Rücksprache halten. Aber es sei „noch vieles offen“.

Szekeres setzt auch Hoffnung in das Corona-Arzneimittel des österreichischen Genetikers Josef Penninger. In den nächsten Wochen wird mit tragfähigen Daten aus einer wichtigen klinischen Studie zu dem in Wien entwickelten SARS-CoV-2-Medikamentenkandidaten „APN01“ gerechnet.

Der Impfstoff von AstraZeneca (Bild: AFP)
Der Impfstoff von AstraZeneca

Lockdown oder explodierende Zahlen
Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen in Österreich sind laut Szekeres weiterhin zu hoch und nicht so gesunken, wie erwartet. „Die Zahlen müssen stark unter 1000 pro Tag fallen.“ Derzeit liegt diese bei durchschnittlich 1500 täglichen Neuansteckungen. Die Verschärfung der Maßnahmen - ab Montag müssen in öffentlichen Verkehrsmitteln und im Handel FFP2-Masken getragen werden - seien nun entscheidend. Ob der Lockdown aufgrund der hochansteckenden Mutationen verlängert wird, entscheide die Politik, meinte der Ärztekammerpräsident. Wenn sich die Infektionen jedoch häuften, etwa in Gondeln in Skigebieten,  sollte dieser Bereich zugesperrt werden.

„Es macht niemandem Spaß, diese Lockdowns zu beschließen, und es macht niemandem Spaß, im Lockdown zu sein“, sagte Szekeres. „Die Alternative zum Lockdown ist, dass man zuschaut, wie die Zahlen explodieren.“

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