Obwohl seit Wochen harter Lockdown herrscht, nimmt das Covid-19-Infektionsgeschehen in Österreich nicht so schnell ab wie von der Politik erhofft. Ein Grund dafür sei, dass die Bürger nicht mehr in jenem Ausmaß kooperieren wie im vergangenen Frühjahr. „Die Leute sind von Lockdown zu Lockdown mehr unterwegs“, sagt Komplexitätsforscher Peter Klimek mit Verweis auf die Auswertung von Mobilfunkdaten. Dass der aktuelle Lockdown am 8. Februar für komplett beendet erklärt werde, sei daher unwahrscheinlich.
Im Gespräch mit dem Radiosender Ö1 berichtet der Experte der Medizinischen Universität Wien: „Dass sich nach der Verschärfung des Lockdowns das Bewegungsverhalten irgendwie verändert hätte, das beobachten wir nicht.“
Von Lockdown zu Lockdown seien die Bürger mehr unterwegs. War die Mobilität der Österreicher im ersten Herunterfahren des Landes noch um 70 und im zweiten um 45 Prozent zurückgegangen, waren es im dritten Lockdown nur mehr um die 27 Prozent. „Mittlerweile (analysiert wurden die Daten der vergangenen Woche, Anm.) stehen wir eher bei 20 bis 25 Prozent.“
Die meisten „Daheimbleiber“ gibt es in Wien
Am kooperativsten verhalte sich die Bevölkerung der Bundeshauptstadt. „Wir sehen, dass Wien den höchsten Anteil an ‚Zuhausebleibern‘ hat und das eigentlich seit dem Sommer durch die Bank gehabt hat.“ Am zweitbesten schneide die Steiermark ab. Am geringsten sei der Anteil der „Daheimbleiber“ in den westlichen Bundesländern Vorarlberg, Tirol und Salzburg.
Wenn dieses Wachstum in Österreich vergleichbar ist mit dem, wie wir es in England beobachtet haben, spätestens dann werden uns die Zahlen auf den Kopf fallen.
Peter Klimek, Medizinische Universität Wien
Die Ausbreitung der neuen britischen Coronavirus-Mutation wirke sich derzeit noch nicht stark aus, der Experte mahnt aber zur Vorsicht. In einigen Wochen werde man die Auswirkungen sehen. „Wenn dieses Wachstum in Österreich vergleichbar ist mit dem, wie wir es in England beobachtet haben, spätestens dann werden uns die Zahlen auf den Kopf fallen.“
Wohl kein völliges Lockdown-Ende am 8. Februar
Vor diesem Hintergrund seien die momentanen Einschränkungen nicht ausreichend, um das Infektionsgeschehen zu bremsen. Dass der aktuelle Lockdown am 8. Februar für komplett beendet erklärt werde, sei daher unwahrscheinlich: „Was wir ausschließen können, ist, dass wir alles aufmachen können in zwei Wochen.“
Wenn wir jetzt mit 1000 bis 2000 Fällen pro Tag aufsperren, das haben wir im Oktober gesehen, dann würden wir mitunter nach zwei, drei Wochen wieder in einem Bereich sein, wo es in den Intensivstationen kritisch wird.
Peter Klimek, Medizinische Universität Wien
Am Ende gehe es um die Fallzahlen - und über die solle man diskutieren. Man müsse sich überlegen: „Ab welchen Fallzahlen können wir die Schulen wieder aufmachen? Ab welchen Fallzahlen können wir Öffnungsschritte im Handel durchsetzen?“ Im Moment seien die Zahlen jedenfalls zu hoch. „Wenn wir jetzt mit 1000 bis 2000 Fällen pro Tag aufsperren, das haben wir im Oktober gesehen, dann würden wir nach zwei, drei Wochen wieder in einem Bereich sein, wo es in den Intensivstationen kritisch wird.“
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