Für entlegene Gebiete

Start-up will Drohne als „Impfstoff-Bomber“ nutzen

Digital
25.01.2021 12:34

Das deutsche Start-up-Unternehmen Wingcopter macht sich bereit, mit Drohnen Corona-Impfstoffe in entlegene Gegenden der Welt auszuliefern. „Bereits vor der Krise haben wir in einem erfolgreichen Pilotprojekt im südpazifischen Inselstaat Vanuatu 19 Dörfer beliefert“, so Wingcopter-Geschäftsführer Tom Plümmer in Weiterstadt bei Darmstadt. Aktuell gibt es ein Projekt im afrikanischen Malawi.

Das Unternehmen aus dem Umfeld der TU Darmstadt gab am Montag bekannt, dass es weitere gut 18 Millionen Euro Risikokapital eingesammelt hat. Investoren sind die kalifornische Xplorer Capital und der deutsche Wachstumskapitalfonds Futury Regio Growth.

In Malawi unterhält Wingcopter in Zusammenarbeit mit UNICEF und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ein Liefernetzwerk für Medikamente und bildet gleichzeitig an einer Akademie lokale Drohnenexperten aus.

E-Bike- wird zu Drohnenfabrik umgerüstet
Wingcopter will das frische Geld nutzen, um in die industrielle Produktion ihrer Lieferdrohne einzusteigen, von der in den kommenden Monaten eine stark verbesserte neue Version vorgestellt wird. Dazu soll eine Produktion in einer ehemaligen, 6500 Quadratmeter großen E-Bike-Fabrik in Weiterstadt bei Darmstadt aufgebaut werden, wie Plümmer berichtete. „Wir haben uns Experten aus der Automobilproduktion geholt, mit deren Know-how wir aktuell eine Serienproduktion aufbauen. Perspektivisch wollen wir dort zehntausende Drohnen bauen.“ Von derzeit rund 100 Menschen soll die Mannschaft im Laufe dieses Jahres auf mehr als 130 Beschäftigte wachsen.

Die Wingcopter GmbH konkurriert mit Weltfirmen wie Google oder Amazon um die Entwicklung leistungsfähiger Lieferdrohnen. Gemeinsame Projekte gab es bereits mit den Logistikern DHL und UPS wie auch mit dem Darmstädter Chemie- und Pharmakonzern Merck.

Senkrechtstarter mit Tragflächen
Das mit Tragflächen ausgestattete Gerät aus Hessen kann senkrecht aufsteigen und dann auf der Strecke auch bei widrigen Wetterverhältnissen wie ein Propeller-Flugzeug fliegen. Die Schlüsselinnovation seien die von Mitgründer Jonathan Hesselbarth entwickelten Schwenkrotoren, die sich Wingcopter bereits 2012 patentrechtlich hat schützen lassen.

Geplant sei auch eine Produktion in den USA, wo der Wingcopter gerade in einem Zulassungsverfahren der Luftfahrtbehörde FAA steckt. Grundsätzlich erwartet Plümmer weltweit eine stark steigende Nachfrage nach zivilen Lieferdrohnen. Dieser Markt werde in der Mitte des Jahrzehnts die militärischen Nutzungen überflügeln.

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