Am Nachmittag und Abend berät die Regierung mit Ländern und Opposition, wie es nach dem 8. Februar, dem Datum des geplanten Lockdown-Endes, weitergehen soll. Entschieden wird dabei noch nicht viel, es dürfte aber klar sein, dass eine Öffnung des Landes nicht stattfinden wird können. Der Epidemiologe Gerald Gartlehner von der Donau-Universität Krems etwa hält die bisherigen Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie für nicht streng genug. Es brauche härtere Regeln, um die Ziele im Kampf gegen den gefährlichen Erreger zu erreichen, sonst werde der Lockdown nur immer weiter verschleppt.
„Wir müssen uns eingestehen, dass der Lockdown in der derzeitigen Form mit all den Ausnahmen und Schlupflöchern ein Maximum an Wirksamkeit erreicht hat“, erklärte Gartlehner am Montag im Ö1-„Morgenjournal“. Auch würden die Verschärfungen der Maßnahmen, wie FFP2-Maskenpflicht und größerer Abstand, die seit Montag gelten, seiner Einschätzung nach nicht dazu führen, das Ziel zu erreichen, die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner im Sieben-Tages-Schnitt auf unter 50 zu bringen.
Es wäre vermutlich besser gewesen, jetzt für zwei Wochen einen harten Lockdown durchzuführen.
Gerald Gartlehner, Epidemiologe Donau-Universität Krems
„Es wäre vermutlich besser gewesen, jetzt für zwei Wochen einen harten Lockdown durchzuführen“, so Gartlehner. Dazu hätte eine Sperre der Skilifte, Homeoffice-Pflicht, eine Reduktion der Mobilität und mehr Kontrollen gehört. „Dann hätten wir vielleicht die Chance gehabt, diese 50 pro 100.000 zu erreichen.“ Er sieht die Gefahr, dass so der Lockdown weiter verschleppt wird - auch aufgrund der neuen Virusvarianten.
Es sei anzunehmen, dass die britische und südafrikanische Virusvarianten, die ansteckender als der ursprüngliche Erreger sind, schon länger eine Rolle im heimischen Infektionsgeschehen spielen. Diese Mutationen seien „biologisch fitter, das heißt, diese Varianten werden früher oder später verdrängen und das Infektionsgeschehen auch bei uns dominieren.“ Das könnte einer der Gründe sein, warum die Infektionszahlen jetzt schon seit Wochen stagnieren. Eine weitere Ursache sei die mangelnde Bereitschaft der Bevölkerung, die Maßnahmen mitzutragen.
Epidemie und Maßnahmen als Begleiter bis in Herbst
Die Prognose des Top-Virologen Christian Drosten, der befürchtet, die Infektionszahlen werden im Sommer noch weiter explodieren, teilt der Epidemiologe von der Donau-Universität Krems. „Ich teile die Einschätzung, dass wir auch mit Impfungen nicht völlig ins gewohnte normale Leben zurückkehren könne. Ich befürchte auch, dass uns die ganze Corona-Epidemie und die Maßnahmen auf jeden Fall noch bis Herbst begleiten werden.“
Antikörpermedikamente als Hoffnungsschimmer
Die Antikörpermedikamente aus den USA, die einen schweren Krankheitsverlauf verhindern sollen und von Deutschland bereits um Hunderte Millionen Euro gekauft wurden, seien ein „kleiner Lichtblick“, schließlich habe man noch immer keine wirksame Therapie gegen Covid-19. „Aber diese Medikamente könnten helfen, bei Risikopersonen zu verhindern, dass milde Verläufe zu schweren Verläufen werden.“ In den USA gebe es eine Notzulassung, in Europa allerdings noch nicht. Gartlehner geht davon aus, dass diese in Zukunft auch bei uns verfügbar sein werden.
Regierung berät zu Entscheidungsgrundlagen
Am Montag berät die Regierung mit Experten, Landeshauptleuten und Opposition. Es sollen Entscheidungsgrundlagen erarbeitet werden, wie es nach dem anvisierten Lockdown-Ende am 8. Februar weitergehen soll. Entscheidungen sollen aber noch nicht getroffen werden - man wolle noch beobachten, wie sich die Mutationen auf das Infektionsgeschehen auswirken.
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