Schulen, Lokale offen
Kein Lockdown: Südtirol geht seinen eigenen Weg
Südtirol gilt eigentlich laut der nationalen Einstufung bereits seit geraumer Zeit als „rote Zone“. Daher müsste das öffentliche Leben weitgehend ruhen, Schulen und Gastronomie geschlossen sein. Doch die autonome Provinz ignoriert die Weisungen aus Rom und geht seinen eigenen Weg. Das Leben der Südtiroler läuft weitgehend normal weiter.
Geschäfte, Bars und Restaurants sind unter Berücksichtigung von Zugangsbegrenzungen je nach Größe geöffnet. Es gilt eine Ausgangssperre zwischen 22 und 5 Uhr. In dieser Zeit darf die Bevölkerung nur aus triftigen Gründen unterwegs sein. Dazu zählen Arbeit, Gesundheit oder Treffen von nicht zusammenlebenden Partnern.
Lediglich das kulturelle Leben liegt auch in Südtirol weitgehend brach. So sind Theater und Kinos geschlossen, Konzerte oder andere Veranstaltungen sind untersagt. Es gilt die Abstandsregel von einem Meter und auch im Freien ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Pflicht. Eine Vorschrift zum Tragen von FFP2-Masken gibt es in Südtirol jedoch nicht. Die Skigebiete sind zwar geschlossen, allerdings hatten sich die Betreiber selbst, vor allem jene der größeren Skigebiete, aus wirtschaftlichen Gründen gegen eine Öffnung ausgesprochen. Allein mit der einheimischen Bevölkerung, so das Argument, könnten die laufenden Kosten nicht gedeckt werden. Außerdem würde man mit einer Öffnung nicht in den Genuss staatlicher Hilfen kommen.
Autonome Zuständigkeit und unterschiedliche Zahleninterpretationen
Der derzeitige Sonderweg - gedeckt durch ein Gesetz, das die autonomen Zuständigkeiten ausschöpft - wird in Südtirol damit begründet, dass es unterschiedliche Interpretationen der Zahlen gebe. Während der Staat die Einteilung der Regionen in unterschiedliche Farben aufgrund des Reproduktionsfaktors vornimmt, orientiert sich die Südtiroler Landesregierung an den Auslastungen in den Krankenhäusern. Gesundheitslandesrat Thomas Widmann (SVP) verwies auf die relativ stabile Situation in den Krankenhäusern. Sollte sich jedoch abzeichnen, dass die Gesundheitsstrukturen stärker belastet werden, werde man die Regeln sofort ändern. Oberstes Ziel sei es, das Gesundheitssystem zu schützen.
Ampelsystem in der Kritik
Das italienische Ampelsystem stößt offenbar auch in anderen Regionen des Landes sauer auf. Bereits sechs Regionalpräsidenten fordern eine Änderung der Parameter, nach denen die Gebiete eingefärbt werden. Die Lombardei fordert von der Regierung in Rom sogar eine Entschädigung. Das Gesundheitsministerium habe am 16. Jänner aufgrund veralteter Daten der Infektionszahlen die norditalienische Region als rot eingestuft, was zu einem Teil-Lockdown mit Schließungen von Geschäften und Lokalen, sowie zu strengen Reisebeschränkungen geführt habe, behauptet der lombardische Präsident Attilio Fontana. Dabei habe sich die epidemiologische Lage in der Lombardei bereits so weit entspannt, dass sie seit Sonntag wieder als orange Zone, also in eine niedrigere Risikoklasse, eingestuft werden konnte. Die Tage des unmotivierten Lockdowns hätten der Wirtschaft der Region schwere finanzielle Schäden verursacht.
Im Anti-Corona-Kampf hatte Italien die Zoneneinteilung im Herbst 2020 eingeführt. Die Risiko-Klasse hängt von einem Bündel an Zahlen über das Infektionsgeschehen und die Lage in den Krankenhäusern ab. Zuletzt verzeichneten die Gesundheitsbehörden moderat verbesserte Werte.
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