„Komplett falsch“
AstraZeneca: „Kein schwacher Schutz bei Senioren“
Das britische Pharmaunternehmen AstraZeneca weist Berichte, dass seine Impfung gegen das Coronavirus bei älteren Personen nur eine geringe Wirksamkeit von acht Prozent habe, als „komplett falsch“ zurück. Für den Impfstoff, auf dem ein wesentlicher Teil des Impfplans der österreichischen Bundesregierung basiert, gebe es bereits Studien, welche die Wirksamkeit nachweisen. Auch das deutsche Gesundheitsministerium kommt zu einem ähnlichen Schluss - die EU möchte nun angesichts der Lieferengpässe den Druck auf den Hersteller weiter erhöhen.
Bei den aktuellen Berichten zu einer etwaigen geringeren Wirksamkeit handle es sich um eine Fehlinterpretation - so habe man gegenüber Medien auf die ersten veröffentlichten Daten „einer Auswertung von Teilnehmenden im Alter von 18 bis 55 Jahren“ verwiesen. AstraZeneca verwies in einer Stellungnahme am Dienstag unter anderem darauf, dass die Notfallzulassung der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel (MHRA) bereits ältere Menschen mit einschließe.
Acht Prozent sind Teilnehmer an Studie, nicht Wirksamkeit
Auch das deutsche Gesundheitsministerium sieht einen Fehler in den Recherchen. „Auf den ersten Blick scheinen zwei Dinge in den Berichten verwechselt worden zu sein: Ungefähr acht Prozent der Probanden in der AstraZeneca-Wirksamkeitsstudie waren zwischen 56 und 69 Jahre alt, und nur drei bis vier Prozent waren über 70 Jahre alt“, so ein Sprecher.
Dies lasse jedoch nicht auf eine derart geringe Wirksamkeit schließen, wie es etwa das „Handelsblatt“ und die „Bild“ mit Verweis auf nicht genannte Regierungsmitglieder taten.
Wirkungsbeleg soll bald folgen
Der Hersteller erwartet, dass der eigene Impfstoff „in allen Altersgruppen ähnlich“ wirksam sei. Eine weitere Studie habe auch bereits eine starke Immunantwort bei Senioren gezeigt - diese ließe aufgrund der noch geringen Zahl an Testpersonen jedoch noch keine endgültige Aussage zu.
EU will Druck erhöhen
Indessen geht der Streit um die angekündigten Lieferengpässe zwischen AstraZeneca und der EU weiter. So kündigte die Staatengemeinschaft an, zu prüfen, dass „unser Vertrag vollständig erfüllt wird“, hieß es am Montag aus Brüssel. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides erklärte, dass der Pharmakonzern nur „unzureichende Erklärungen“ für die Verzögerungen gehabt habe. Sie erinnerte die Impfstoff-Hersteller auch an ihre „gesellschaftlichen und vertraglichen Verpflichtungen“.
Anschober will Impfplan adaptieren
Für Mittwoch ist eine weitere Krisensitzung dazu geplant. Um den Druck auf den Hersteller zu erhöhen, plant die EU außerdem künftig eine Genehmigungspflicht für alle Impfstoff-Exporte in Drittländer. Gesundheitsminister Rudolf Anschober erklärte am Dienstag, dass man den österreichischen Impfplan nun anhand der erwarteten Liefermengen noch einmal prüfen und gegebenenfalls noch einmal durcharbeiten werde.
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