SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner forderte am Dienstag im „Roten Foyer“ angesichts der Impfstoffknappheit in Europa eine Krisenproduktion der Impfstoffe in Europa, um die Versorgung sicherzustellen. Sie fordert die Bundesregierung auf, das gemeinsam mit der EU sofort zu prüfen. Das Gesundheitsministerium dürfe dabei „nichts auf die lange Bank schieben“. Zudem ruft sie den Gesundheitsminister dazu auf, statt der von der EMA empfohlenen sechs Impfdosen sieben pro Ampulle zu empfehlen. Es sei genug Serum vorhanden, die Gesundheitsbehörde müsse aber Klarheit schaffen.
Angesichts der Impfstoff-Lieferengpässe in Europa kritisierte Rendi-Wagner die Abhängigkeit der EU-Bevölkerung „von einer Handvoll Unternehmen“. Sie fordert daher eine Krisenproduktion der dringend benötigten Impfstoffe, um Versorgungssicherheit herzustellen. Andere Unternehmen sollten in ihren Produktionsstätten in der Lage sein, Impfstoffe in kurzer Zeit zu produzieren. „Nur weil eine Anlage nicht produziert, hinken wir in Europa dem Impfplan hinterher“, kritisierte die SPÖ-Chefin. Die Produktion in der EU müsse „auf sichere und breitere Schultern gelegt werden“.
„Möglichkeiten sofort prüfen“
Sie wies darauf hin, dass ein mRNA-Impfstoff, wie ihn Biontech und Pfizer produzieren, zwar neuartig sei, aber nicht besonders aufwendig zu produzieren. Anders etwa als das Präparat für die Zeckenimpfung, das Hühnereiweiß als Rohstoff benötigt, seien die Ausgangsmaterialien leichter zu beschaffen. Rendi-Wagner forderte die Bundesregierung auf, die Möglichkeit einer Krisenproduktion sofort gemeinsam mit der EU zu prüfen.
7 statt 6 Dosen pro Ampulle
Um die aktuelle Impfstoffknappheit zu überbrücken, fordert die SPÖ-Chefin Gesundheitsminister Anschober auf, offiziell sieben statt sechs Dosen Impfstoff zu empfehlen. Es sei genug Restserum in den Ampullen vorhanden. „Kein Tropfen darf verloren gehen“, betonte Rendi-Wagner. Auch die wissenschaftliche Vorsitzendes des Nationalen Impfgremiums, Ursula Wiedermann-Schmidt, habe empfohlen, noch eine siebente Dosis aus einem Fläschchen zu ziehen. Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat bisher nur sechs Dosen pro Fläschchen empfohlen, für Rendi-Wagner ist eine zusätzliche Dosis außerhalb dieser Empfehlung - ein sogenannter „Off-Label-Use“ - in der gegenwärtigen Situation gerechtfertigt. Einige Ärzte machen das demnach bereits, aber auf eigene Verantwortung. Daher müsse hier das Gesundheitsministerium Klarheit schaffen.
Die medizinisch-wissenschaftliche Leiterin von Pfizer-Österreich, Sylvia Nanz, hatte zuletzt gegenüber der APA allerdings davon gesprochen, dass sich sieben Dosen nur manchmal und mit besonderem Geschick des Arztes ausgehen. Als generelle Regel sei das nicht zu empfehlen.
„Testbürokratie ist Bremsklotz“
Erneut pochte Pamela Rendi-Wagner darauf, schnell kostenlose Antigentests für alle Haushalte zur Verfügung zu stellen. Wichtig sei niederschwelliges Testen, wo die Menschen Eigenverantwortung tragen. Rendi-Wagner beklagte die überbordende Testbürokratie, die der „Bremsklotz in der Pandemie-Bekämpfung“ sei. Sie forderte Anschober dazu auf, die Antigentests für daheim, die im Nationalrat bereits beschlossen wurden, rasch zu beschaffen.
Diese Tests sollten auch flächendeckend und kostenlos in den Apotheken zur Verfügung stehen. Das sei besonders angesichts der auftretenden Virusvarianten essenziell. „Je schneller sich das Virus ausbreitet, desto schneller müssen wir sein“, so die SPÖ-Chefin. Jetzt gelte es, jeden Tag zu nützen, um die Teststrategie schon jetzt für die Zeit nach dem Lockdown umzusetzen. „Die Zeit des Lockdowns darf vom Gesundheitsminister nicht verschlafen werden“ so Rendi-Wagner, die betont, dass ein „sicheres Öffnen nur möglich ist, wenn die Fallzahlen kontrollierbar sind“.
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