Musste sich wegsetzen

Volksschüler ohne Test von Lehrerin ausgegrenzt

Salzburg
28.01.2021 09:02

Salzburgs Volksschulen sind zu voll: Zumindest in 73 von ihnen sind mehr als die Hälfte der Schüler anwesend. Das bereitet vielen Direktoren Sorgen. Die Eltern sollen die Kinder wenn möglich wieder zuhause betreuen. Jetzt sorgen auch noch die Tests für Wirbel: Ein Schüler wurde ausgegrenzt, weil er sich nicht testen ließ.

Seit vergangener Woche stehen an den Schulen kostenlose Selbst-Tests parat. 15.000 Test-Kits wurden ausgegeben, bisher gab es fünf positive Fälle. Dass manche Eltern ihre Kinder nicht testen lassen wollen, sorgt für Unmut: In der Volksschule Rif-Hallein wurde ein Schüler deshalb weggesetzt und aufgefordert, von den Schulkollegen Abstand zu halten. Direktorin Rosmarie Böhm-Hofer rechtfertigt: „Wir wollen nicht, dass sich jemand ansteckt. Wenn man sich nicht testen lässt, muss man das als Konsequenz ertragen.“

FPÖ-Chefin Marlene Svazek ist entsetzt: „Wenn Lehrer Kinder unter Druck setzen oder abschätzig behandeln, muss das disziplinarrechtliche Konsequenzen haben.“ Es herrsche nach wie vor Freiwilligkeit.

Die Pflichtschullehrergewerkschaft fordert eine Testpflicht. Auch Bildungsdirektor Rudolf Mair wäre es lieber, wenn sich alle testen lassen würden, die das Schulgebäude betreten.

Wer zuhause nicht betreut werden kann, darf auch im Lockdown in die Schule kommen (Bild: Tschepp Markus)
Wer zuhause nicht betreut werden kann, darf auch im Lockdown in die Schule kommen

Generell sind viele Volksschulen derzeit zu voll. 46 Prozent der Volksschüler waren in der Vorwoche zur Betreuung angemeldet. Die Bildungsdirektion appelliert nun an die Eltern, die Kinder so gut es geht zuhause zu lassen. „Natürlich bekommt jeder, der sie braucht, eine Betreuung. Aber je mehr Kinder in den Schulen sind, umso höher ist das Infektionsrisiko“, so Bildungsdirektor Mair.

In zu vollen Schulen könnten Direktoren nun im Unterricht eine Maskenpflicht verordnen. In der Volksschule Zederhaus denkt man daran nicht, obwohl 80 Prozent der Kinder in der Schule sitzen. „In der Volksschule ist das schwierig zu handhaben. Wir haben an die Eltern appelliert und hoffen, dass mehr Kinder daheim bleiben“, sagt die stellvertretende Direktorin Iris Kamml.

Sabine Gabath vertritt die Eltern von Salzburgs Pflichtschülern. Sie weiß: Die meisten können ihre Kinder nicht zuhause betreuen. „Viele haben nach einem Jahr Pandemie keinen Urlaub mehr und können auch nicht im Home-Office arbeiten. Wenn es ein Betreuungsangebot in der Schule gibt, bekommen die Eltern auch keinen Sonderbetreuungsurlaub“, sagt Gabath. Von einer Test-Pflicht hält sie nichts. „Eine Verpflichtung ist immer negativ behaftet. Man sollte das als kostenloses Serviceangebot sehen. Wenn jeder mitmachen würde, dann funktioniert es.“

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