Die von Wienern gegründete Smartphone-Bank N26 mit Sitz in Berlin hat im Corona-Jahr 2020 die Zahl der Kunden in 25 Ländern von 5 auf 7 Millionen gesteigert. „Der Verlust von N26 in Europa ist 2020 um ein Drittel auf 110 Millionen Euro gesunken“, sagte N26-Manager Georg Hauer, der für Deutschland, Österreich, Schweiz und Nordeuropa zuständig ist. Auf Kundenebene sei man profitabel, viel Geld fließe allerdings in Produktentwicklung, Marketing und die Expansion.
N26 wurde 2013 von den zwei Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründet und ist seit 2015 in Deutschland und Österreich aktiv. N26 hat bei seinen Investoren bisher rund 800 Millionen Dollar (659 Millionen Euro) eingesammelt und gilt als wertvollstes deutsches Start-up. An N26 sind unter anderen der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, der chinesische Internet-Riese Tencent, der deutsche Risikokapitalgeber Earlybird und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel beteiligt.
Geld aus Transaktionen und Premiumkonten
Bei der Online-Direktbank kommen nach eigenen Angaben rund 30 bis 40 Prozent des Umsatzes aus dem Transaktionsgeschäft. Wenn ein N26-Kunde mit der Karte zahlt, bekommt die Bank vom Händler eine kleine Gebühr. Für den Kunden ist es kostenlos. 30 bis 40 Prozent der Einnahmen stammen aus dem Geschäft mit Premiumkonten. Der Rest entfällt im Wesentlichen auf das Kredit- und Zinsgeschäft sowie aus Partnerschaften. Der Bruttoumsatz von N26 belief sich 2019 auf knapp 100 Millionen Euro. Weitere Zahlen zu Umsatz und Gesamtergebnis 2020 sollen nach dem Geschäftsabschluss bekannt gegeben werden.
Strafzinsen bei Einlagen über 50.000 Euro
N26 hat vergangenen Herbst mit der Einführung von Girokonten-Strafzinsen für mediales Aufsehen gesorgt. Das Verwahrentgelt von minus 0,5 Prozent bei Einlagen von über 50.000 Euro betrifft keine Bestandskunden und keine Premium-„Metal“-Konten. „Es handelt sich bislang daher nur um eine kleine Anzahl von Neukunden für die wir aber ein separates kostenloses Sparkonto anbieten werden“, sagte N26-Manager Hauer.
Management war gegen Betriebsratsgründung
Im Sommer gab es bei N26 Aufregung rund um die Gründung eines Betriebsrats. Das Management hatte zuerst ablehnend auf die Betriebsrats-Pläne reagiert, dann aber doch eingelenkt. Der Betriebsrat in Deutschland und das internationale Mitarbeiter-Gremium wurden Ende letzten Jahres gewählt. „Die Zusammenarbeit mit Arbeitnehmervertretern ist enorm wichtig, um weiterhin einer der attraktivsten Tech-Arbeitgeber Europas zu sein“, sagte Hauer.
Finanzaufsicht nimmt N26 enger an die Leine
Auch auf regulatorischer Ebene könnte sich etwas ändern: Die deutsche Finanzaufsicht BaFin will laut Finanzkreisen N26 als Finanzholding einstufen und komplett beaufsichtigen. Die Smartphone-Bank ist derzeit in Europa und den USA aktiv und bereitet sich auf einen Marktstart in Brasilien vor. „Eine Einstufung als Finanzholding hätte für N26 keine größeren Auswirkungen. Es ändert sich weder für unsere Kunden noch für unser Geschäftsmodell etwas“, so N26-Manager Hauer. „Wir sind mit dem Regulator seit längerem dazu im Austausch, kommentieren diese Gespräche aber grundsätzlich nicht.“
Die Online-Direktbank beschäftigt aktuell rund 1500 Mitarbeiter und weitere 400 externe Mitarbeiter im Kunden-Support. Heuer sollen weitere 200 angestellte Mitarbeiter im Produkt- und Tech-Bereich dazukommen. Im Herbst 2019 eröffnete N26 einen Technologie- und Innovationsstandort in Wien. In den kommenden sechs Monaten soll die Zahl der N26-Mitarbeiter am Wiener Standort von 30 auf 50 steigen.
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