Kein Netzteil dabei

Samsung Galaxy S21 Ultra um 1250 Euro am Prüfstand

Digital
29.01.2021 10:54

Samsung läutet - ab heute in Österreich - mit seinem Galaxy-S21-Trio mit Android 11 das Smartphone-Jahr 2021 ein. Wie im Vorjahr gibt’s drei Modelle, vom hochpreisigen Galaxy S21 um 850 Euro über das S21+ um 1050 Euro bis zum superteuren S21 Ultra um 1250 Euro - jeweils in der Basisversion mit 128 Gigabyte Speicher. Wir haben das Luxusmodell mit 108-Megapixel-Kamera, exquisitem OLED-Display und schneller CPU, aber ohne Audioklinke, Netzteil oder Speicherkartenslot getestet.

Bei diesen Basics folgt Samsung Apples Beispiel und hat sie nach und nach zusammengestrichen. Die Audioklinke fehlte schon im Vorjahresmodell, Netzteil und microSD-Slot mussten heuer weichen. Der Preis ist gegenüber dem S20 Ultra um 100 Euro gesunken, für mindestens 1250 Euro bekäme man aber nach wie vor auch ein Smartphone und Notebook der guten Mittelklasse im Paket. Ein Vernunftkauf ist das Galaxy S21 Ultra nicht.

Extrem gutes OLED-Display
Aber das Galaxy S21 Ultra ist natürlich auch kein Mittelklasse-Smartphone, sondern soll überall das Beste bieten. Es gibt 5G, ein mit 3200 mal 1440 Pixeln auflösendes 120-Hertz-OLED-Display mit 6,8 Zoll Diagonale, HDR10+ und automatischer Bildratenanpassung. Das Display mit Loch ist nicht nur brillant, kontraststark und sehr hell und damit auch draußen gut nutzbar, sondern hat auch einen zuverlässig arbeitenden Fingerscanner integriert.

Mehr als genug Rechenpower
Dazu gibt es Samsungs neuen Oberklasse-Chip Exynos 2100 mit acht 2,2 bis 2,9 Gigahertz schnellen Rechenkernen, zwölf Gigabyte RAM, 128 bis 512 Gigabyte Speicher. Der Prozessor ist hochpotent und liefert viel mehr Leistung, als die allermeisten Privatanwender brauchen. Grafisch fordernde Spiele wie „PUBG Mobile“ oder „Fortnite“ laufen reibungslos, Apps und das reaktionsschnelle Android-11-System sowieso. Das tolle Display und den schnellen Chip packt Samsung ein wasserfestes Metall-Mattglas-Chassis. An dessen Rückseite: ein Mordstrumm Kamera.

Große Kamera macht Hülle notwendig
Die ist in einem rechteckigen Modul platziert und nimmt gut ein Sechstel der Rückseite ein. Weil sie recht weit hervorsteht, empfiehlt sich eine dicke Hülle, damit die Vierfach-Optik nicht zerkratzt wird. Die Hauptkamera (F/1.8) bietet 108 Megapixel Auflösung, dazu gibt’s eine 12-Megapixel-Weitwinkel- (F/2.2) und zwei Zoomlinsen (Dreifach-Zoom, F/2.4, Zehnfach-Zoom, F/4.9), jeweils mit 10-Megapixel-Auflösung. Die Zoomkameras und die Hauptkamera verfügen über optische Bildstabilisierung, was beim Zoomen und Filmen hilft und generell Verwackler minimiert. Eine 40-Megapixel-Frontkamera komplettiert die vielen Kamera-Möglichkeiten.

In der Praxis ist man mit dem System hervorragend aufgestellt und knipst Fotos am Niveau einer vernünftigen Kompaktkamera. Es wird schnell scharfgestellt, der Autofokus arbeitet zuverlässiger als im S20. Die 108-Megapixel-Kamera, die standardmäßig mehrere Pixel zu einem kombiniert und Bilder so auf speichersparende 12-Megapixel-Auflösung verkleinert, macht bei Tageslicht exzellente, im Kunstlicht immer noch gute Aufnahmen und neigt erst bei sehr wenig Licht zu verwaschenen oder verrauschten Ergebnissen. Ein Nachtmodus für extreme Dunkelheit hilft nach, zum Nachtsichtgerät-Ersatz macht er das Galaxy S21 Ultra aber nicht.

Mehr Kameras, mehr Möglichkeiten
Die zusätzlichen Kameras sind eine sinnvolle Ergänzung. Die Weitwinkeloptik ist draußen und drinnen gut nutzbar und holt immer dann mehr vom Motiv ins Bild, wenn man sich nicht weiter von selbigem weg bewegen kann. Die Zoomkameras sind geschickt gewählt, liefert jene mit optischem Dreifach-Zoom doch im niedrigen Vergrößerungsbereich schön helle Ergebnisse, während die optisch zehnfach vergrößernde Kamera viel Zoom für ein Handy bietet, aber nur bei Tageslicht gute Ergebnisse produziert.

Sehr gute Kamera für den Alltag, viele Spielereien
Samsung hat das Kamera-Arsenal des Galaxy S21 Ultra geschickt in die zugehörige App eingeflochten. Hier kann schnell zwischen den Kameras gewechselt werden, der 108-Megapixel-Modus aktiviert oder die optische Vergrößerung mit Digitalzoom nochmals verstärkt werden. Bis etwa Zoomfaktor 25 erhielten wir bei gutem Licht auch tatsächlich scharfe und detailreiche Ergebnisse. Wer weiter zoomt, sieht wachsendes Rauschen, abnehmende Schärfe und Artefakte der Nachbearbeitung. Vor diesem Hintergrund bleibt der Hundertfach-Zoom ein Werbeschmäh, der im Alltag wenig bringt. Abseits solcher Extreme ist das Kamera-System des Galaxy S21 Ultra alltäglichen Szenarien aber vollends gewachsen.

Übrigens auch weniger alltäglichen, gerade beim Filmen: Die Kamera, die Auflösungen von bis zu 4K/60fps bzw. 8K/24fps unterstützt, bietet in der zugehörigen App Spielereien wie die gleichzeitige Aufnahme mit Haupt- und Frontkamera. Es gibt eine Automatik, die aus 4K-Videos vermeintlich gelungene Einzelbilder extrahiert. Sogar ein Regiemodus, in dem man bei der Aufnahme zwischen den Kameras umschalten und sich selbst mit der Frontkamera ins Video einbauen kann, ist dabei.

Starker Akku, Ladegerät liegt aber nicht bei
Der 5000 mAh-Akku lieferte im Test problemlos Saft für einen Tag intensiven Betrieb ohne Gaming-Eskapaden, dank adaptiver Bildrate saugt das 120-Hertz-Display ihn im Alltag nicht allzu schnell leer. Sparsame Anwender kommen auch zwei oder drei Tage durch, Gamer müssen vielleicht früher zwischenladen. Das erfolgt über USB-C, ein passendes 25-Watt-Netzteil liegt aber nicht bei. Qi-Ladepads werden unterstützt. Wer ein Netzteil besitzt, das weniger Leistung als 25 Watt hat, kann das Gerät zwar aufladen - aber deutlich langsamer, als es eigentlich ginge.

Moderne Features, keine Klinke, keine microSD
Das Galaxy S21 Ultra ist sauber verarbeitet und fühlt sich hochwertig an. Die Stereo-Lautsprecher sind schön laut, klingen bei hohem Pegel aber etwas blechern. Das S21 Ultra enthält alle modernen Funkstandards von .ax-WLAN über Bluetooth 5.2, NFC bis hin zu 5G - wenn man schon Empfang hat und sich nicht an den teuren Tarifen stört. Es gibt eine Dual-SIM-Möglichkeit (Nano-SIM, eSIM), aber keine Kopfhörerklinke. Hier spekuliert Samsung darauf, dass die Kundschaft analog zum großen Rivalen aus Kalifornien gleich passende kabellose Ohrstöpsel zum Smartphone kauft.

Galaxy Buds Pro: Bis jetzt Samsungs Beste
Konsequenterweise hat Samsung zum Start der Galaxy-S21-Familie mit seinen neuen Galaxy Buds Pro das passende Paar Ohrstöpsel auf den Markt gebracht, die mit 12,6 Gramm Gewicht besonders leicht und dennoch mit aktiver Geräuschunterdrückung ausgestattet sind. Die neuen In-Ears klingen besser als all ihre Vorgänger, was bei einem Preis von 230 Euro auch zu erwarten ist: Klare Höhen, präsente Mitten und ein ausdifferenzierter, wenn auch nicht sonderlich wuchtiger Bass werden geboten.

Die Geräuschunterdrückung arbeitet solide, was auch an den gut abdichtenden Silikonstöpseln liegt, viele Konkurrenten können das aber noch besser. Die Stöpsel sitzen sicher im Ohr, die Bedienung ist aber tückisch. Im Test tätigten wir oft Fehleingaben. Der Versuch, die Stöpsel besser ins Ohr zu „schrauben“ genügt, damit die Touch-Bedienung anschlägt. Der Sitz ist generell gut und bequem, die Akkulaufzeit entspricht knapp der Herstellerangabe von fünf Stunden mit Geräuschunterdrückung.

Mehr Möglichkeiten dank Android 11
Am Galaxy S21 Ultra ist Android 11 vorinstalliert, das unter anderem beim Datenschutz einen Mehrwert bringt: Man kann App-Berechtigungen nun detaillierter verwalten, die Multimedia-Steuerung wurde optimiert, der Benachrichtigungsbereich frisiert. Obendrauf packt Samsung eine eigene Benutzeroberfläche mit einem Haufen hauseigener Apps, etwa einem Samsung-Shop, Smart-Home-Steuerung, Wearable-Steuerung oder einer Fitness-App. Darüber hinaus gibt’s die üblichen Dreingaben von Google - und auch jene vom Rivalen Microsoft, mit dem Samsung auch schon bei den letzten Galaxy-Smartphones ein inniges Verhältnis pflegte.

Gute Windows-Anbindung, etwas Bloatware
Die Microsoft-Nähe kann sich für Windows-Nutzer auszahlen. Das Galaxy S21 harmoniert gut mit dem Desktop-Betriebssystem und hat Features wie das Streamen des Smartphone-Bildschirms und einzelner Apps auf den PC. Das unterstützt Microsofts Begleitanwendung nicht auf jedem Android-Handy. Manch einer wird sich aber vielleicht an den vielen Dreingaben stören, hat man doch auch gleich den Cloud-Speicher OneDrive oder das „Business-Facebook“ LinkedIn vorinstalliert. Ansonsten gibt es wenig Bloatware. Die meisten nicht benötigten Apps lassen sich deinstallieren, Sprachassistent Bixby und Samsungs Play-Store-Alternative aber nicht.

Wer mag, kann das Galaxy S21 Ultra wie Samsungs Galaxy-Note-Reihe per Stift bedienen. Der liegt im Gegensatz zum Note nicht bei und kann nicht im Gehäuse versenkt werden. Stattdessen gibt es eine Hülle mit passendem „Stift-Parkplatz“.

Fazit: Tolles Smartphone zum unvernünftigen Preis
Samsung lässt mit dem Galaxy S21 Ultra wieder einmal seine Hardware-Muskeln spielen: Das Display gehört mit seiner hohen Helligkeit zu den besten, die wir je in einem Smartphone gesehen haben. Die Rechenleistung ist mehr als überzeugend, die Foto- und Videofertigkeiten des S21 Ultra machen eine Kompaktkamera überflüssig. Man bekommt einen ausdauernden Akku und durchdachte Software.

Extras wie das wasserdichte Gehäuse und das kabellose Laden versprühen Oberklasse-Feeling. Sie treiben den Preis aber in aberwitzige Höhen für einen Gebrauchsgegenstand, der bei den wenigsten Nutzern länger als drei Jahre Dienst tut. Und während genannte Finessen gar nicht jeder braucht, bekommt man Basics wie scharfe Displays, genug CPU-Power, gute Kameras und genug Akku-Ausdauer längst in Geräten, die ein Viertel kosten.

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