Briten- und Südafrika-Virus sind in Österreich, die Daten dazu fehlen - so könne man schwer einschätzen, ob und wie die Varianten einschlagen. Davon hängen aber Öffnungen ab, die ab dem 8. Februar geplant sind.
Zwischen Absichten und Analysen fehlt es (noch) an der Ausstattung: Um wirklich feststellen zu können, wie breit die Virusvarianten in Österreich angekommen sind, muss flächendeckend nach ihnen gesucht werden. Das soll ab nächster Woche passieren. Zwar werden Proben bereits sequenziert, also in ihren Bausteinen auseinandergenommen und untersucht, doch noch gleicht das der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.
Denn das nachgewiesene Vorkommen ist regional extrem unterschiedlich, sagt Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Und überprüft wurde bisher nur stichprobenartig und bei Verdacht. 149-mal wurde die britische Variante so aber in Österreich bereits nachgewiesen, dreimal die südafrikanische - meldet das Gesundheitsministerium am Donnerstag. Und schon hier steckt der Teufel im Detail, denn bereits am Mittwoch wurden elf Fälle der südafrikanischen Variante aus Tirol gemeldet, insgesamt gibt es dort 18.
Zahlen-Chaos durch die verschiedenen Überprüfungsmethoden
Was stimmt nun? Und vor allem, wie soll so ein Überblick geschaffen werden, der als Grundlage für weitere Pandemie-Entscheidungen dienen soll? Erklären lässt sich das Zahlen-Chaos durch die verschiedenen Überprüfungsmethoden.
Ausbreitung bestimmt weitere Öffnungsschritte
Ob bei der nun angestrebten flächendeckenden Überprüfung ein sensibler PCR-Test gleichwertig gezählt wird wie eine Sequenzierung des gesamten Genoms, konnte das Gesundheitsministerium am Donnerstag noch nicht erklären. Auch nicht, wie oft es nun wirklich bestätigte Fälle der südafrikanischen Variante gab. Auch die technische Ausstattung - etwa Reagenzien - ist noch nicht in allen Laboren so ausgebaut, dass jeder positive PCR-Test künftig noch einmal hinsichtlich der Variante überprüft werden kann.
Bei zu frühen Öffnungen „fliegen uns Zahlen um die Ohren“
Doch nur wenn klar ist, wie dominant die Mutationen in Österreich bereits sind, kann über Öffnungen nachgedacht werden. Zu groß ist die Angst, dass uns ansonsten „die Zahlen um die Ohren fliegen“, wie es in anderen Ländern der Fall war. Die Varianten sind laut Studien ja infektiöser, die Verbreitung könnte also deutlich schneller erfolgen.
Wir müssen flächendeckend testen, damit man sich ein Bild machen - und damit die Situation einschätzen kann.
Mathematiker Niki Popper
Ausbreitungsnetzwerke in Österreich derzeit reduziert
Grund, „die Nerven wegzuwerfen“, ist das aber nicht, sagt der Mathematiker Niki Popper. Man dürfe nicht vergessen, dass Irland „voll in der Öffnung war, als die Mutation einschlug“, sagt er. In Österreich herrscht seit Wochen Lockdown - die Ausbreitungsnetzwerke sind reduziert. Und doch: Man dürfe die Situation nicht aus den Augen verlieren, denn „auch die nächste Mutation wird kommen“, sagt Popper.
Medienberichten zufolge könnte sie in Form des Dänen-Virus sogar schon vor den Grenzen stehen. In Bayern sind sechs solcher Fälle nachgewiesen worden. Es dürfte spannend bleiben.
Anna Haselwanter, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.