Der Fall sorgte einst für Schlagzeilen: 2008 tötete ein Parlamentsmitarbeiter seine Frau, die Tochter, seine Eltern und den Schwiegervater. Nun beging der zu lebenslanger Haft Verurteilte Suizid.
Es geschah vor wenigen Wochen. Der verurteilte Mörder erstickte sich mit einem Plastiksack in seiner Zelle in der Justizanstalt Garsten (Oberösterreich). Ohne einen Abschiedsbrief hinterlassen zu haben. Über die Gründe für seinen Freitod kann deshalb bloß spekuliert werden.
Wachebeamte und Mitinsassen berichten jedoch, dass er zuletzt öfters über seine Angst, nach Stein oder in die Karlau verlegt zu werden, gesprochen hätte. Ein Teil des Gefängnisses, in dem er fast zwölf Jahre inhaftiert war, wird nämlich gerade zu einer Abteilung für geistig abnorme Rechtsbrecher umgebaut; für einige der bisher dort Untergebrachten stehen daher nun Übersiedelungen an. Dass der Inhaftierte zu dieser Gruppe gehört hätte, scheint aber eher unwahrscheinlich. Schließlich galt er in Garsten als ein „Musterhäftling“.
Meine Familie sollte nicht leiden. Darum musste ich sie doch aus dem ohnehin sinnlosen Dasein auf dieser Welt erlösen.
Der Täter einst im Verhör
Die Hintergründe der „Wahnsinnstat“
Was wenig verwundert. Denn auch vor seiner grauenhaften Tat hatte sich der Akademiker, ein Parlamentsmitarbeiter und nach außen hin besonders „braver“ Vater und Ehemann, stets ruhig, höflich, nett – eben „angepasst“, „unauffällig“ – verhalten. Sein Verbrechen zählt zu den aufsehenerregendsten der jüngeren Kriminalgeschichte: Am 13. Mai 2008 tötete er mit einer Axt seine Ehefrau und die Tochter in der schmucken Eigentumswohnung der Familie in Wien.
Danach fuhr er mit einem Leihwagen nach Oberösterreich, brachte seine Eltern und den Schwiegervater um. Und dann – besuchte er ein Edel-Bordell. In der Folge habe er sich selbst hinrichten wollen, gab er später in Verhören zu Protokoll: „Ich hatte einen Rucksack an meinen Oberkörper geschnallt, scharfe Messer – die Spitzen auf meinen Körper gerichtet – waren darin.“ Sein Plan wäre gewesen, auf einer Autobahn gegen einen Brückenpfeiler zu fahren, „aber ich schaffte das nicht – obwohl ich mich schon seit meiner Jugend nach dem Tod sehne“.
Warum? „Weil ich“, wie er erklärte, „ein Nihilist bin.“ Ein Mensch, der das Leben auf dieser Erde lediglich als eine sinnlose Laune der Natur sieht.
Seit meiner Jugend denke ich darüber nach, mich umzubringen. Ich wünsche mir nichts mehr, als endlich sterben zu dürfen.
Der Täter nach seinem Prozess
„Er war ein Narzisst“
Als Motiv für sein entsetzliches Handeln nannte er Fehlspekulationen, die er mit eigenem Geld und dem von Freunden an der Börse gemacht hatte: „Meine Kernfamilie hätte bei Auffliegen meines Versagens Schmach erfahren. Das sollte ihr erspart bleiben. Darum musste ich sie erlösen.“
Die renommierte Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith hatte ihn einst untersucht. In dem Gutachten über ihn schrieb sie: „Er leidet an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung, aber er ist voll zurechnungsfähig.“ Bei seinem Prozess im November 2008 wurde der Täter zu lebenslanger Haft verurteilt. „Ich verdiene die Todesstrafe“, schluchzte er vor Gericht.
Wollte „karges Philosophen-Dasein“ führen
In Garsten soll sich der Akademiker - der, seinen Angaben zufolge, „nie hatte heiraten und Kinder bekommen wollen“, sondern lieber „ein karges Philosophen-Dasein“ geführt hätte - sehr wohlgefühlt haben. Er arbeitete dort in einer Werkstätte und „ehrenamtlich“ in der Bibliothek; er las Bücher im Akkord, diskutierte viel mit Gefängnispfarrern über Religionstheorien. Den Gedanken daran, diese für ihn so perfekte Umgebung möglicherweise verlassen zu müssen, konnte der Fünffachmörder anscheinend nicht ertragen.
Martina Prewein, Kronen Zeitung
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
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