Tanner „schockiert“

Neonazi-Spruch: Brigadier des Dienstes enthoben

Österreich
01.02.2021 16:44

Ein Video mit scharfer Kritik gegen die Corona-Maßnahmen der Regierung und ein auf seinem T-Shirt abgedrucktes Neonazi-Gedicht haben einem ranghohen Heeres-Offizier nun eine Überprüfung seitens des Bundesheeres und in erster Linie eine vorübergehende Dienstenthebung eingebracht. Der Spruch, mit dem Brigadier Johann Gaiswinkler provozieren wollte, wird fälschlicherweise dem deutschen Dichter Theodor Körner in den Mund gelegt, entstammt tatsächlich aber einem Neonazi-Gedicht. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner zeigte sich „schockiert über die Äußerungen des Brigadekommandanten“.

Das Bundesheer kenne das Video, die Sache werde geprüft, hieß es am Montag zunächst auf Anfrage der APA. Am Montagnachmittag teilte Tanner per Aussendung mit, dass die Disziplinarabteilung nun im Detail prüfe, weitere Schritte würden nach der Prüfung gesetzt. Bis dahin sei Gaiswinkler des Dienstes enthoben. Die Führung der sechsten Gebirgsbrigade wird demnach durch seinen Stellvertreter, Oberst Kurt Pflügl, wahrgenommen.

Tanner duldet „Anstreifen“ an solchem Gedankengut „keinesfalls“ 
Die Ministerin zeigte sich „schockiert“ über die Äußerungen Gaiswinklers. „Seine private Meinung sei ihm unbenommen und steht ihm auch zu. Ein Anstreifen mit nationalsozialistischem Gedankengut werde ich jedoch keinesfalls dulden. Ich habe daher unverzüglich nach Befassung der diesbezüglich relevanten Stellen die vorläufige Dienstenthebung von seiner Tätigkeit als Brigadekommandant angeordnet“, so Tanner.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (Bild: APA/Hans Punz)
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner

Kritik an Corona-Maßnahmen als „Staatsbürger“
Der Kommandant der 6. Gebirgsbrigade betont in dem Video, nicht als Bundesheer-Offizier, sondern als „Staatsbürger“ zu sprechen. Die Zeilen auf dem T-Shirt, das er trägt und auf das er auch in dem Clip eingeht, schreibt er dabei Körner zu. 
Das allerdings stimmt nicht - laut Faktencheck der deutschen Presseagentur handelt es sich um eine Strophe aus einem Loblied einer Neonazi-Dichterin auf den Nationalsozialismus, die lautet: „Noch sitzt ihr da oben, ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, dem Volke zum Spott. Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk. Dann gnade Euch Gott!“

Johann Gaiswinkler auf Sendung mit dem umstrittenen T-Shirt (Bild: Screenshot youtube.com/Quo Vadis - Wohin gehst du?)
Johann Gaiswinkler auf Sendung mit dem umstrittenen T-Shirt

Offizier gesteht Fehler ein: „Ich habe mich geirrt“
Weiters führt Gaiswinkler aus, dass der Inhalt des „Spruchs“ „glasklar“ die Stimmung eines Teils der österreichischen Bevölkerung in der Covid-Krise wiedergebe. Dass die Zeilen jedoch aus einem nationalsozialistischen Hintergrund stammen, habe er nicht gewusst, erklärte er dazu am Montag. „Ich habe mich geirrt und fälschlicherweise geglaubt, dass der Spruch von Körner stammt. Leider habe ich es nicht überprüft“, so der Offizier.

Er räumte ein, „einen Fehler gemacht zu haben“, denn mit Rechtsextremismus habe er nichts zu tun, „ganz im Gegenteil“, betonte er. „Mein Vater ist neben dem KZ Ebensee aufgewachsen und hat uns Kindern erzählt, welche schrecklichen Dinge dort passiert sind.“

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