„Soziale Bombe“

Italien: Frauen massiv von Jobverlust betroffen

Ausland
02.02.2021 12:41

Italiens Wirtschaft bekommt die Auswirkungen der zweiten Infektionswelle stark zu spüren, die Leidtragenden sind dabei häufig Frauen, Jugendliche und Selbstständige. Im Vorjahr sind 444.000 Jobs verloren gegangen, von den Menschen, die davon betroffen waren, waren 312.000 Frauen. Die Zahl der Arbeitslosen in Italien liegt derzeit bei 2,257 Millionen Personen. „In Italien droht eine soziale Bombe zu platzen“, betonte die Sekretärin des Gewerkschaftsverbands CGIL, Tania Scacchetti. Es wird zudem befürchtet, dass sich die Lage ab Ende März noch verschlechtern könnte, sollte das bis dahin geltende Kündigungsverbot von der Regierung nicht verlängert werden.

Soziologen beklagen wegen des massiven Jobverlusts von Frauen bereits eine „She-cession“. Allein im Dezember des Vorjahres haben 99.000 Frauen ihren Job verloren. Auch Jugendliche zahlen derzeit einen hohen Preis für die Pandemie. Die Jugendarbeitslosigkeit kletterte 2020 um 0,3 Prozent auf 29,7 Prozentpunkte.

In Venedig, wo sonst Hunderttausende Menschen aus aller Welt den Karneval besuchen, herrscht gähnende Leere. (Bild: AP)
In Venedig, wo sonst Hunderttausende Menschen aus aller Welt den Karneval besuchen, herrscht gähnende Leere.

Industrielle gegen staatliches Kündigungsverbot
Durch das allgemeine Kündigungsverbot und die verbreitete Einführung von staatlich subventionierter Kurzarbeit ist bisher ein noch höherer Anstieg der Arbeitslosigkeit in Italien verhindert worden. Damit sollen nicht nur soziale Unruhen vermieden werden, sondern auch die Nachfrage nach Konsumgütern gestützt werden, heißt es von Ökonomen. Industrielle wehren sich gegen eine weitere Verlängerung des Kündigungsverbotes. Das Verbot zementiere alte Wirtschaftsstrukturen und verhindere den Aufbau neuer, argumentieren sie. Ökonomen sehen im Kündigungsverbot den Versuch, den Zusammenbruch von Firmen hinauszuzögern.

Während die italienische Wirtschaft besonders stark unter den Folgen der Corona-Krise leidet, trieben die Lockerungen in einzelnen Regionen zuletzt wieder zahlreiche Menschen auf die Straßen. Die Behörden waren wenig erfreut über die Menschenmassen, die sich vor allem am Sonntag durch die Einkaufsstraßen und Stadtzentren der größeren Städte wie Mailand, Rom oder Turin drängten.

Nach der Lockerung der Maßnahmen in zahlreichen italienischen Regionen kehrt etwa in die Hauptstadt Rom wieder mehr Leben ein. (Bild: AFP )
Nach der Lockerung der Maßnahmen in zahlreichen italienischen Regionen kehrt etwa in die Hauptstadt Rom wieder mehr Leben ein.

Im vierten Quartal 2020 sank Italiens Wirtschaftsleistung um zwei Prozent gegenüber dem Vorquartal und um 6,6 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2019, teilte das italienische Statistikamt ISTAT am Dienstag mit. Im Gesamtjahr 2020 brach die Konjunktur in der nach Deutschland und Frankreich drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone um 8,8 Prozent ein und damit so stark wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg.

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