Irreführende Bilder

Wirbel um Schul-Fotos von abgeschobener Tina

Österreich
03.02.2021 12:24

Der Asyl-Streit um die zwöfjährige Tina und ihre Familie ist um eine Facette reicher: Wie die georgische Botschaft mitteilte, dürften die vom Anwalt des Mädchens veröffentlichten Bilder der „desolaten Schule in Georgien“ nicht das Schulgebäude, sondern ein nicht mehr genutztes Gartenhaus zeigen. Zunächst war auch vermutet worden, dass per Photoshop nachgeholfen wurde. Der Anwalt ließ die Vorwürfe mittlerweile von der Großmutter des Mädchens prüfen.

Am Dienstagabend hat sich erstmals die georgische Botschafterin Keti Tsikhelashvili in den „Fall Tina“ eingeschaltet. Und widerspricht ein paar Angaben von Wilfried Embacher, dem Anwalt der zwölfjährigen Tina, die vergangene Woche abgeschoben wurde. Die von Embacher verbreiteten Bilder, die ungeprüft im „Standard“ erschienen sind, dürften laut Tsikhelashvili nicht die neuen Klassenzimmer des Mädchens zeigen, sondern ungenutzte Nebengebäude. Der „Standard“ hat sich mittlerweile für die Veröffentlichung entschuldigt

Fenster in Fenster: Die in den Medien zirkulierten Fotos von „Tinas Schule“ wirkten zunächst stark bearbeitet. (Bild: privat)
Fenster in Fenster: Die in den Medien zirkulierten Fotos von „Tinas Schule“ wirkten zunächst stark bearbeitet.

+++UPDATE+++ Video zeigt Nebengebäude
Außerdem wirken zahlreiche Stellen auf den Fotos verdächtig, es stand der Verdacht im Raum, dass sie im Nachhinein manipuliert und dramatisiert worden sind (siehe Bild oben). Der „Krone“ wurde Mittwoch Mittag ein Video zugespielt, das den Photoshop-Verdacht entkräftete. Allerdings zeigt es auch, dass es sich bei dem Gebäude tatsächlich um ein selten genutztes Nebengebäude handelt, in dem offenbar keine Kinder unterrichtet werden. Eine Art Annex, abseits des Hauptschulgebäudes mit den Klassenzimmern, an den sogar Schnee gehäuft wurde. Die Fotos selbst stammen laut „Krone“-Nachfrage von Tinas Großmutter. Sie wurden auch von Falter-Chefredakteur Florian Klenk via Twitter verbreitet und kommentiert.

„Eine alte Gartenstruktur“
„Wir wissen, dass es noch viel zu tun gibt, was das georgische Bildungssystem angeht“, so die Botschafterin Tsikhelashvili in einem Facebook-Posting. „Aber die Bilder gehören wahrscheinlich zu einer alten Gartenstruktur, die seit Jahren nach dem Bau eines neuen Gartens nicht mehr funktioniert.“

Die georgische Botschafterin in Österreich Keti Tsikhelashvili (Bild: Botschaft Georgien)
Die georgische Botschafterin in Österreich Keti Tsikhelashvili

„Es ist das korrekte Gebäude“
Die „Krone“ hat am Mittwochvormittag Anwalt Embacher erreicht. Er bestätigte, die Fotos von der Großmutter erhalten und an den „Standard“ weitergegeben zu haben. „Heute habe ich meine Mandantin ersucht, die Situation aufzuklären. Sie hat mir daraufhin einen „Videospaziergang“ um das gesamte Gebäude geschickt. Es handelt sich um das korrekte Gebäude. Es ist die Hinterseite, von der ich verstehe, dass man sie nicht sehen will.“ 

„Das ist sicher nicht hilfreich“
Dass die georgischen Behörden per Facebook „Druck auf Tina und ihre Familie ausüben“, bringe das Mädchen nun zwischen die Fronten. „Der Vorgang ist sicher nicht hilfreich. Mir geht es einzig und allein um das Kindeswohl. Das österreichische Innenministerium will nicht zugeben, mit seiner Vorgangsweise falsch gelegen zu sein und das Kindeswohl ignoriert zu haben. Die Abschiebung war rechtswidrig. Tinas Zukunft ist verspielt.“ 

Die Abschiebung einer Mutter und ihrer zwei Kinder, darunter die zwölfjährige Tina, hat Anfang des Jahres für gehörigen Wirbel - und sogar für Zwist in der türkis-grünen Koalition - gesorgt. (Bild: Screenshot ORF)
Die Abschiebung einer Mutter und ihrer zwei Kinder, darunter die zwölfjährige Tina, hat Anfang des Jahres für gehörigen Wirbel - und sogar für Zwist in der türkis-grünen Koalition - gesorgt.

Reintegration laut georgischer Regierung oberste Priorität“
Erst Mittwochfrüh hat Georgien angesichts des österreichischen Abschiebungsstreits seinen Willen zur Aufnahme zurückgeschobener Bürger unterstrichen. „Reintegration“ sei eine „Priorität der georgischen Regierung“, teilte der Leiter der Flüchtlingsabteilung im Sozialministerium, Dawit Kaikazischwili, der APA auf Anfrage mit. So gebe es in den Schulen etwa Bildungsprogramme, „die für nicht Georgisch Sprechende maßgeschneidert sind“, sagte er in Anspielung auf die Wiener Gymnasiastin Tina. „Die Reintegration von zurückgewiesenen Migranten ist eine der Prioritäten der georgischen Regierung“, betonte Kaikazischwili in der Stellungnahme.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele
Vorteilswelt