Tesla ist so erfolgreich wie nie, hat im vergangenen Jahr trotz Pandemie 499.550 Autos ausgeliefert und sogar 509.737 Stück produziert, am Ende des abgelaufenen Geschäftsjahrs verkündete Elon Musk einen Gewinn von 721 Millionen Dollar. Wegen der vielen verkauften Autos? Nicht direkt.
Die Debatte zwischen Skeptikern und Anhängern des Unternehmens, ob Tesla wirklich profitabel ist oder nicht, gilt an der New Yorker Börse längst als eine Art heiliger Krieg. Nichtsdestotrotz hat der Kurs der Tesla-Aktie im abgelaufenen Jahr einen Anstieg von 743 Prozent erlebt, was Tesla zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt macht. Diese Aktien sind jetzt ungefähr so viel wert wie die der zwölf größten Autohersteller zusammen, die weltweit mehr als 90 Prozent aller Neuwagen verkauften. Dabei entsprachen die knapp 500.000 verkauften Tesla-Fahrzeuge nur einer winzigen Handvoll gegenüber den schätzungsweise zur gleichen Zeit auf dem Weltmarkt abgesetzten 70 Millionen anderen Pkws.
Verlust durch Autoverkauf
Ist bei Tesla also nunmehr wirklich alles in Butter? Wohl kaum. Jetzt berichtete nämlich der US-Nachrichtensender CNN, dass bei Tesla längst nicht alles Gold ist, was glänzt. Mit den selbst produzierten Autos, so CNN, sei bei Tesla jedenfalls finanziell zurzeit kein Staat zu machen. In Wirklichkeit sei das Unternehmen 2020 nämlich wiederum nur um Haaresbreite an einem erheblichen Verlust vorbei geschrammt.
Dazu muss man wissen, dass - ähnlich wie in der EU - elf überwiegend von der Demokratischen Partei regierte US-Bundesstaaten von der Autoindustrie verlangen, bis 2025 einen bestimmten Prozentsatz emissionsfreier Fahrzeuge zu verkaufen. Wem das misslingt, der kann bei einem anderen Autohersteller, der diese Anforderungen erfüllt, dessen nicht genutzte Zulassungsgutschriften kaufen - beispielsweise bei Tesla, das ausschließlich Elektroautos und keine Verbrenner verkauft.
Mehr Einnahmen durch Zertifikate
Für Tesla entwickelte sich das im Laufe der Jahre zu einem lukrativen Geschäft, das in den vergangenen fünf Jahren 3,3 Milliarden US-Dollar (ca. 2,74 Milliarden Euro) einbrachte, die Hälfte davon allein im Jahr 2020. Die damals dafür erhaltenen Erlöse in Höhe von 1,6 Milliarden US-Dollar überwogen bei weitem den ausgewiesenen Nettogewinn von 721 Millionen US-Dollar - was bedeutet, dass Tesla ansonsten 2020 einen Nettoverlust verbucht hätte.
Zweifelhafte Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells
„Diese Leute verdienen kein Geld beim Verkauf von Autos. Sie verdienen es nur beim Verkauf von Zertifikaten. Und die gehen weg wie warme Semmeln“, rüffelt Wall Street-Analyst Gordon Johnson. Selbst Top-Führungskräfte bei Tesla stimmen mit dem Urteil überein, dass nicht damit zu rechnen sei, diese Geldquelle auf längere Sicht nutzen zu können. „Dies ist ein Bereich, der für uns äußerst schwer zu prognostizieren ist“, meint beispielsweise Zachary Kirkhorn, Chief Financial Officer von Tesla. „Auf längere Sicht werden regulatorische Zertifikatverkäufe kein wesentlicher Teil des Geschäfts sein. Wir planen nicht danach. Möglich, dass es noch das eine oder andere Quartal so bleibt, möglich aber auch, dass es schneller zu Ende geht.“
Für die Zukunft gehen Kritiker der Marke davon aus, dass Tesla zwar vorerst noch zu den führenden Herstellern von Elektroautos zählen wird, sich jedoch einem zunehmenden Wettbewerb ausgesetzt sieht, da praktisch jeder Autohersteller seine eigenen E-Fahrzeuge auf den Markt bringt oder dies plant. Volkswagen hat Tesla in Bezug auf den Verkauf von Elektrofahrzeugen in den meisten Teilen Europas schon jetzt übertroffen. General Motors will bis 2035 vollständig auf emissionsfreie Autos umsteigen. Ganz zu schweigen von der Elektro-Offensive aus dem Fernen Osten. „Diese Konkurrenz wird auf Dauer Tesla irrelevant machen“ lautet das harte Urteil von Aktien-Spezialist Gordon Johnson.
Tesla-Gründer Elon Musk freilich hat seine Schäfchen längst im Trockenen. Mit einem Vermögen von 183,4 Milliarden US-Dollar reihte er sich jetzt nur knapp hinter Amazon-Besitzer Jeff Bezos (184,7 Milliarden) auf dem zweiten Platz der reichsten Menschen dieser Welt ein.
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