Mit dem Innsbrucker Infektiologen Günter Weiss hat sich der nächste Experte klar gegen eine Isolation Tirols ausgesprochen. Der Direktor der Universitätsklinik Innsbruck für Innere Medizin glaubt nicht, dass man eine Ausbreitung der Mutation auch in andere Regionen verhindern könne: „Wir sind nicht auf einer Insel, wo wir über so etwas reden könnten“, sagte er. Zuvor hatte sich Ralf Herwig, Geschäftsführer der HG Pharma, ebenfalls gegen eine Abriegelung des Bundeslands ausgesprochen. Auch die Tiroler Wirtschaftskammer stärkte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Donnerstag den Rücken.
Man werde nicht verhindern können, dass eine Mutation auch in andere Regionen gelange. Auch mit einer etwaigen Verlängerung des Lockdowns kann der renommierte Mediziner, der auch dem Beraterstab im Gesundheitsministerium angehört, nichts anfangen: „Das ist keine gute Idee“.
Neue Maßnahmen „sehr gut und sehr vernünftig“
Die Maßnahmen bzw. Lockerungen, die die Bundesregierung diese Woche verkündet hatte, seien „sehr gut und sehr vernünftig“ und sollten auch wie vorgesehen bundesweit gelten. Es gehe nun darum, die „Menschen wieder ins Boot zu holen“. Derartige Maßnahmen würden hingegen die „Frustration“ steigen lassen und dazu führen, dass viele Menschen sagen: „Wir kommen aus dem Schlamassel nie mehr heraus. ,Wir haun den Hut drauf‘“.
„Faktor Mensch“ zu wenig berücksichtigt
„Bei allen Kalkulationen und Modellen ist der ,Faktor Mensch‘ die Variable, die man wahrscheinlich am wenigsten berücksichtigt hat, die aber gleichzeitig die größte Rolle spielt“, sprach sich Weiss für einen weiteren Schritt in Richtung Normalität aus. „Nur wenn die Menschen mittun, wird eine Modellrechnung funktionieren“.
Es gehe nun in erster Linie darum, das „Infektionsmanagement, die Infektionsaufspürung und die Infektionsidentifizierung noch effizienter zu machen“.
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